Das Wasser im Randkanal – so heißt er tatsächlich – rauscht rostbraun dahin und ergießt sich in ein Überlaufbecken. Eine Kameradrohne fliegt hoch darüber hinweg und zeigt einen See, der wie blutgetränkt wirkt. Darin schwimmt eine übel zugerichtete Frauenleiche. Dieser Kölner Jubiläums-„Tatort“ namens „Spur des Blutes“ (Sonntag, ARD, 20.15 Uhr) startet mit optisch sehr starken Bildern, um sich dann vor allem auf die Menschen und ihre Gesichter zu konzentrieren. Und auch da hat er eine Menge zu bieten.
Die Leiche im Wasser ist eine junge Drogen-Stricherin, offenkundig von einem Freier bestialisch zu Tode gebracht. Details bleiben den Zuschauenden erspart, doch die referiert Deutschlands zerknittertster TV-Gerichtsmediziner Dr. Roth (Joe Bausch) in derart grausiger Sachlichkeit, dass sich selbst der hart gesottene Hauptkommissar Freddy Schenk (Dietmar Bär) mit Grausen wendet: „Da machst du das so viele Jahre und dann greift es einen doch noch an.“
25 Jahre sind es, seit sich Ballauf und Schenk zum ersten Mal für den Kölner „Tatort“ die Pistole umgeschnallt haben
Ja, er und sein Partner Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) machen das schon lange, 25 Jahre sind es genau, seit sie sich zum ersten Mal für den Kölner „Tatort“ die Pistole umgeschnallt haben. Sie sind die Zuverlässigkeit im Doppelpack, mit meist guten Geschichten.
Auch diese hier ist es. Sie kommt zunächst als klassischer Prostituiertenmord daher, biegt dann aber in eine ganz andere Richtung ab, denn Ballauf und Schenk treten zum Jubiläum ein wenig zurück und überlassen ihrer Kollegin Natalie (Tinka Fürst) von der Kriminaltechnik das Feld.
Die verhält sich in diesem Fall merkwürdig, denn DNA-Spuren an der Leiche haben irgendetwas mit ihr zu tun. Und so startet sie einen Alleingang, der zum Gruseltrip in ihre Vergangenheit wird. Solche persönlichen Wendungen sind im „Tatort“ schwer in Mode. Aber ihr ermittlerischer Ego-Trip führt in einen sehr finsteren Abgrund.
Tinka Fürst und der österreichische Kabarettist und Schauspieler Josef Hader glänzen in starken Nebenrollen
Tinka Fürst spielt diese Kripo-Frau, die sich mit sehr schmerzhaften Dingen auseinanderzusetzen hat und daran ein Stück weit verzweifelt, mit einer wunderbar zur Schau getragenen inneren Zerrissenheit.
Die zweite große Nebenrolle verkörpert der österreichische Kabarettist und Schauspieler Josef Hader, der mit seinem sanften Dialekt und seiner leicht naiven Freundlichkeit in dieser kölschen Umgebung wie ein Fremdkörper wirkt. Er verleiht Wohnwagen – und in einem seiner Gefährte hat sich der Mord ereignet, weshalb die Kriminaltechnikerin ihm nachspürt. Aber hat er wirklich was damit zu tun?
„Die Spur des Blutes“ ist eine würdige, solide Jubiläumsfolge für den Köln-„Tatort“: sehr menschlich, sehr tragisch, sehr gut gespielt.