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Tatort-Kolumne: "Königinnen": Ein MeToo-"Tatort" aus der Münchner Provinz, ja servus!

Tatort-Kolumne

"Königinnen": Ein MeToo-"Tatort" aus der Münchner Provinz, ja servus!

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    "Königinnen": Ein MeToo-"Tatort" aus der Münchner Provinz, ja servus!
    "Königinnen": Ein MeToo-"Tatort" aus der Münchner Provinz, ja servus!

    Es alte-weiße-Männer-t mal wieder im Münchner "Tatort". Gut, Batic (Miroslav Nemec) und Leitmayr (Udo Wachtveitl) werden nicht jünger. Und so blicken sie auch in "Königinnen" (Sonntag, 20.15 Uhr, ARD) auf eine Welt, die sie nicht mehr recht verstehen. In diesem Fall auf die Welt der Produktköniginnen. Mal befremdet, mal humorvoll arbeiten sie sich vor den Toren der Landeshauptstadt – gedreht wurde in Neufarn, einem Ortsteil Vaterstettens – an Rollenzuschreibungen, Feminismus und "Gendergaga" ab. Ein MeToo-"Tatort" aus der Provinz, ja servus! 

    Gierig und schmierig: Josef Gehrling (Wolfgang Fierek) als trachtenbejankerter Zampano.
    Gierig und schmierig: Josef Gehrling (Wolfgang Fierek) als trachtenbejankerter Zampano. Foto: BR/Odeon Fiction GmbH/Luis Zeno Kuhn

    Es beginnt schon auf der Fahrt ins fiktive Gmeining, wo knapp 50 Königinnen zum "17. Königinnentag" zusammengekommen sind und der Präsident des "Bavaria-Bunds" mit einem Loch in der Stirn aufgefunden wird. Als Batic von einer Begegnung mit der middelfränggischn Kartoffelkönigin ("Figur wie eine Rennjacht") zu erzählen beginnt, schreitet Kollege Kalli (Ferdinand Hofer) ein: Am besten keine "solchen" Geschichten! Das Loch, das Josef Gehrling (Wolfgang Fierek) auf die Intensivstation und alsbald in den Himmel befördert, machte ein Schlachtschussapparat. Hat der trachtenbejankerte Zampano und Bienenstich-Allergiker das Gerät mit einem Insulinpen verwechselt? War es Suizid? Mord?

    Ein Leben wie im Aschenputtel-Märchen? Die Welt der Produktköniginnen ist alles – nur nicht heil.
    Ein Leben wie im Aschenputtel-Märchen? Die Welt der Produktköniginnen ist alles – nur nicht heil. Foto: BR/Odeon Fiction GmbH/Luis Zeno Kuhn

    Batic und Leitmayr schließen schnell Bekanntschaft mit der von den Hoheiten "Queen Mum" genannten grundunsympathischen Organisatorin der Veranstaltung (Veronica Ferres), bei der als Preis ein Abdruck in einem Kalender mit freizügigen Fotos winkt. Kurzerhand engagieren sie die Nördlinger Zwiebelkönigin und Polizeischülerin Annelie (überzeichnet und überdreht: Daria Vivien Wolf) als Helferin. Schnell ist auch klar: Märchenhaft wie bei Aschenputtel geht es in Gmeining nicht zu – und dass die Kemptener Honigkönigin, die von der Transfrau Phenix Kühnert gespielte Aichacher Spargelkönigin und die Weißwurstkönigin (im echten Leben Vegetarierin) etwas gegen Gehrling in der Hand haben.

    Tatort-Folge "Königinnen" ist eine unterhaltsame Krimikomödie

    Gegen Ende findet Kalli: "Es war auf jeden Fall jetzt schon der coolste Fall des Jahres, oder?" Kein Wunder, hatte er seine helle Freude nicht nur an Hopfen und nachhaltiger Mehlproduktion. Cool der Soundtrack von Stefan Dettl und seiner Band LaBrassBanda. Nicht cool, aber großartig gierig und schmierig: Wolfgang Fierek.

    Die "Queen Mum" genannte Organisatorin des "Königinnentags" (Veronica Ferres, Mitte) versucht, einen Streit zwischen "Zwiebel" Annelie (Daria Vivien Wolf, links) und "Honig" Toni (Lilly Wiedemann) zu schlichten.
    Die "Queen Mum" genannte Organisatorin des "Königinnentags" (Veronica Ferres, Mitte) versucht, einen Streit zwischen "Zwiebel" Annelie (Daria Vivien Wolf, links) und "Honig" Toni (Lilly Wiedemann) zu schlichten. Foto: BR/Odeon Fiction GmbH/Luis Zeno Kuhn

    Dass "Königinnen" eine unterhaltsame Krimikomödie geworden ist, liegt vor allem am Drehbuch mit vielen grandiosen Dialogen von Robert Löhr. Der hatte zuletzt die von der Kritik gelobte, beim Publikum durchgefallene Folge "Mord unter Misteln" geschrieben. Zum Glück bekommt er die Balance, manchmal gerade noch, hin zwischen bierernster MeToo-Story und Klamaukigem im Eberhoferkrimi-Style.

    Böse sind die Worte der Zwiebelkönigin: "Die Franken haben Komplexe und die Oberpfälzer schlagen ihre Kinder; die Oberbayern sind Säufer und die Niederbayern Nazis; im Allgäu sind die Kühe schöner als die Frauen – einig sind wir uns nur in einem: Alle hassen die Münchner." Ja servus!

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