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Tatort-Kolumne: Im "Tatort" Ludwigshafen treffen künstliche Welten auf reale Verbrechen

Tatort-Kolumne

Im "Tatort" Ludwigshafen treffen künstliche Welten auf reale Verbrechen

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    Andreas Frei ist einer von vier "Tatort"-Kritikerinnen und -Kritikern unserer Redaktion.
    Andreas Frei ist einer von vier "Tatort"-Kritikerinnen und -Kritikern unserer Redaktion. Foto: Augsburger Allgemeine (Illustration)

    Können ja froh sein, wenn sich die Televisionswelt einmal nicht um die supertollen Ermittlerinnen und Ermittler dreht. Um es in der "Tatort"-Sprache auszudrücken: Die Faberisierung des Fernsehkrimis kann eine Zeit lang sehr aufregend, aber irgendwann auch sehr nervtötend sein – siehe eben die Dauerlebenskrise des Dortmunder Hauptkommissars. So ist es dann ganz wohltuend, wenn auch mal andere im Mittelpunkt des Sonntagabend-Verbrechens stehen. Jüngst beispielsweise der wunderbare Detlev Buck in Münster (Thiel und Boerne in Grund und Boden zu spielen, passiert nicht alle Tage). Oder an diesem Wochenende (20.15 Uhr, ARD) Bernadette Heerwagen im "Tatort" Ludwigshafen.

    So vom Leben gezeichnet hat man Heerwagen auch noch nicht gesehen, zumal das Publikum sie sonst vor allem von der anderen Seite her kennt – als Ermittlerin in der ZDF-Reihe "München Mord". In der Episode "Avatar" wird sie als Computer-Programmiererin Julia da Borg zwischen Trauer und Aggression hin- und hergeworfen. Es ist die Studie einer Frau, an deren Gesicht man sich festsehen könnte – würde das Drehbuch sie in der zweiten Filmhälfte nicht phasenweise vergessen.

    Johanna Stern (Lisa Bitter, rechts) und Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) stehen vor einem Rätsel.
    Johanna Stern (Lisa Bitter, rechts) und Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) stehen vor einem Rätsel. Foto: Christian Koch, SWR/ARD/dpa

    Das Publikum weiß anfangs mehr als Kommissarin Lena Odenthal

    Autor Harald Göckeritz wirft da Borg als vermeintliche Zeugin eines Verbrechens ins Geschehen. Ein Unbekannter wird tot am Rhein gefunden. Herzinfarkt. Aber was macht das Pfefferspray in seinen Augen? Kurze Zeit später liegt wieder ein Toter am Ufer, wieder ist Julia da Borg vor Ort – nun (auch wenn Notwehr infrage kommt) eindeutig als Täterin, was die Kommissarinnen Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) und Johanna Stern (Lisa Bitter) nicht wissen, aber das Publikum. Ist die Ausgangslage für den Konsumenten auf dem Sofa da noch nachvollziehbar, findet man sich fortan in einem Irrgarten verschiedener Handlungsstränge und Personen wieder. Wer zwecks Kaltgetränk-Nachschub auch nur kurz den Kühlschrank aufsucht, hat verloren.

    Eine Szene bildet die Klammer für diesen Dschungel: da Borg sitzt vor dem Computer und redet mit einem Mädchen, das sie aus dem Monitor anschaut. Ihre Tochter, wie sich herausstellt. Was aber auch klar ist: Die Tochter ist eigentlich tot, sie hat sich umgebracht. Die Erklärung: Julia da Borg hat einen Avatar erschaffen, ein künstliches Abbild ihrer Tochter. Es dient einem einzigen Motiv: Rache. So entwickelt sich der Film zu einer Geschichte, in der die Taten in der wirklichen Welt spielen, die Spuren aber tief im Internet liegen.

    Irgendwann kommen Handlung und Personen auch aus dem Irrgarten heraus und machen "Avatar" zu einem richtig interessanten Fall. Bei dem, na klar, am Ende doch wieder das Kommissariat im Blickpunkt steht und, auch na klar, schon wieder ein Abschied. Nach gut 25 Jahren hören Assistentin Edith Keller und Kriminaltechniker Peter Becker auf. Letzterer sagt dann noch: "Aber wir könnten als Avatare wieder auftauchen."

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