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"Tatort"-Kolumne: Genug von Göttingen: So wird der neue Lindholm-"Tatort"

"Tatort"-Kolumne

Genug von Göttingen: So wird der neue Lindholm-"Tatort"

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    Andreas Frei ist einer von vier "Tatort"-Kritikerinnen und -Kritikern unserer Redaktion.
    Andreas Frei ist einer von vier "Tatort"-Kritikerinnen und -Kritikern unserer Redaktion. Foto: Augsburger Allgemeine (Illustration)

    Man hätte ja noch einen drogenabhängigen Mafioso hineinschreiben können, der mit einem internationalen Finanzcrash oder/und der Zündung einer Auto-, wahlweise Atombombe droht, dies wäre im Drehbuch für den neuen Sonntag-„Tatort“ (ARD, 20.15 Uhr) womöglich gar nicht mehr aufgefallen. Die in Göttingen letztmals zwangsweise ermittelnde Kommissarin Charlotte Lindholm (Maria Furtwängler) hat in „Geisterfahrt“ so schon (viel zu) viele Themen vor der Nase: vermeintliche Amokfahrt, Ausbeutung, Amtsmissbrauch, Erpressung, häusliche Gewalt, Totschlag, pampige Kollegin, verdächtig schweigender Kriminaldirektor, wilde Knutscherei auf dem Sofa.

    Und fürs Publikum kommt noch die Frage hinzu: Bin ich jetzt in Göttingen oder in Köln, und zwar im ARD denn da koordiniert?

    Florence Kasumba ist noch einmal zu sehen – an der Seite eines anderen „Tatort“-Kommissars

    Dass Lindholms Chef Gerd Liebig (Luc Feit) in dem Fall eine zwielichtige Rolle spielt, ist von Minute eins an klar. Ins Leere starrende Augen, ein Treffen mit einem Bärtigen in einer verlassenen Gegend, ein erschrockener Blick in einen DIN-A4-Umschlag – der Herr Kriminaldirektor scheint auf die falsche Seite geraten zu sein. Seine Geschichte und die Lösung des eigentlichen Falls greifen schließlich sauber ineinander, allerdings etwas arg früh, da hat man sich durch die vielen Subunternehmer der Subunternehmer in der Paketbranche gerade erst durchgewurschtelt. So ahnen auch Gelegenheitsschauer des Sonntagskrimis beizeiten, wie die Katastrophe am Ende aussehen wird.

    Letzte gemeinsame Ermittlung: die Kommissarinnen Charlotte Lindholm (Maria Furtwängler, links) und Anais Schmitz (Florence Kasumba).
    Letzte gemeinsame Ermittlung: die Kommissarinnen Charlotte Lindholm (Maria Furtwängler, links) und Anais Schmitz (Florence Kasumba). Foto: NDR, ARD/dpa

    „Geisterfahrt“ hat noch eine Ebene, eine persönliche: Lindholm ermittelt zum letzten Mal gemeinsam mit Anais Schmitz (Florence Kasumba), die aus dem „Tatort“ aussteigt (schon wieder eine!) und nur noch einmal zu sehen sein wird: 2025 in einer Art Göttinger Solonummer, allerdings an der Seite von Bundespolizei-Kommissar Thorsten Falke (Wotan Wilke Möhring). Die zwei ungleichen Frauen könnten noch einmal so richtig zusammenrauschen. Tun sie aber irritierenderweise nicht – obwohl Lindholm einen schwerwiegenden Grund liefert.

    Schließlich muss man noch über die Stelle stolpern, als die Kollegenschaft des Morddezernats das Büro ihres Chefs ausräumt (hä?). Die Polizeipräsidentin ermöglicht Lindholm die Rückkehr zum Landeskriminalamt nach Hannover, und die lässt am Ende zwei alberne Ballons in den Himmel steigen. Dann ist auch gut.

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