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"Tatort"-Kolumne: Es ist nicht alles Gold im neuen Ludwigshafen-"Tatort"

"Tatort"-Kolumne

Es ist nicht alles Gold im neuen Ludwigshafen-"Tatort"

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    Heino Ferch als Nibelungen-Spezialist Dr. Albert Dürr bereichert den 78. Odenthal-"Tatort".
    Heino Ferch als Nibelungen-Spezialist Dr. Albert Dürr bereichert den 78. Odenthal-"Tatort". Foto: Benoît Linder, SWR/dpa

    Schon die ersten Filmsekunden setzen den Ton: die Statue des Siegfried-Mörders Hagen von Tronje, die auch in der Realität existiert, eines der berühmtesten Wahrzeichen der Ludwigshafener Nachbarstadt Worms. Dramatisch ist sie von dunklen Wolken umhüllt. Der bronzene Hagen versenkt den Nibelungenschatz im Rhein – und dann hallen zwei Schüsse durch die Nacht. Sie töten Boris Wolter, den Filialleiter einer Bank mit einer merkwürdigen Leidenschaft für das Mittelalter. Für Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) und ihre engste Mitarbeiterin, Hauptkommissarin Johanna Stern (Lisa Bitter), wirkt es wie ein Routinefall. Doch dann häufen sich in der Episode namens "Gold" (ARD, Sonntag, 20.15 Uhr) die Ungereimtheiten – auch rund um Wolters von ihm getrennt lebende Frau. Aber erst später kommt es in diesem "Tatort" (Regie: Esther Wenger) zum Showdown mit Melania Wolter (Pheline Roggan), die in einer Szene mit einem riesigen Schwert durch eine verwahrloste Wohnung zieht – wie eine Walküre. 

    Verehrer des Komponisten Richard Wagner kommen auf ihre Kosten: In "Gold" wimmelt es von Anspielungen auf den "Ring des Nibelungen" – bis hin zur Musik. "Die Gier nach Gold fordert Blut", sagen Fred Breinersdorfer und Katja Röder, die das Drehbuch schrieben. "Das passt zum 'Tatort', haben wir gedacht." 

    Goldhehler Helmut Roth (Jo Jung, unten) wird Johanna Stern (Lisa Bitter, links) und Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) keine Auskünfte mehr geben können.
    Goldhehler Helmut Roth (Jo Jung, unten) wird Johanna Stern (Lisa Bitter, links) und Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) keine Auskünfte mehr geben können. Foto: Christian Koch, SWR/dpa

    Es sind zahlreiche Erzählstränge, die dieser 78. Odenthal-"Tatort" entrollt. Dabei lotet er mit starken Bildern seine Themen aus. Fast sakral rollt ein Schmalspurtraktor mit einer Leiche durch einen Weinberg, und mit toten Augen schaut Goldhändler Helmuth Roth (Jo Jung) in die Kamera, während Blut im Teppich versickert. Mittendrin auch: Albert Dürr, gespielt von einem inspirierten Heino Ferch. Wie der Museumschef "Der Schatz ist verflucht" raunt und feldherrisch durch den Weinberg stapft, ist mehr als sehenswert. "Wir haben Heino gefragt, ob er auf diese doch etwas ungewöhnliche Rolle Lust hat", sagen Breinersdorfer und Röder. "Er hat mit Esther Wenger genau die bizarre Figur geformt, die wir uns vorgestellt haben. Verdächtig, schlau, geheimnisvoll und gefährlich." 

    Was es mit dem Nibelungenschatz auf sich hat, bleibt spannend bis zum Schluss. Auch wenn die Geschichte nicht immer ganz schlüssig und stabil ist, hält der stilsicher erzählte Film über weite Strecken die Neugier aufrecht. Amüsant verfolgt man etwa, wie das Gold auch Ermittlerin Stern reizt. Im wahren Leben interessiere sie sich eher für Edelmetall im Sport, betont Schauspielerin Bitter, die einst Leichtathletik betrieb: "Mehr als Schmuck würde mich eine Goldmedaille zum Schwärmen bringen können." (Wolfgang Jung, dpa)

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