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Tatort-Kolumne: Der neue Freiburger "Tatort" mit Tobler und Berg ist wohltuend altmodisch

Tatort-Kolumne

Der neue Freiburger "Tatort" mit Tobler und Berg ist wohltuend altmodisch

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     Andreas Frei ist einer von vier "Tatort"-Kritikerinnen und -Kritikern unserer Redaktion.
    Andreas Frei ist einer von vier "Tatort"-Kritikerinnen und -Kritikern unserer Redaktion. Foto: Augsburger Allgemeine (Illustration)

    Huch, was ist denn hier los? Hier schwebt ja gar kein Ermittler über dem Abgrund. Keine Ehefrau im Knast, keine Mutter im Visier des Staatsschutzes, kein problematisches Techtelmechtel mit der Kommissars-Kollegin und auch keine Tränen, weil diese, von einer Kugel getroffen, den Serientod stirbt. Ist das nicht der Stoff, der sich in den vergangenen Monaten gefühlt durch nahezu jeden Sonntagskrimi gezogen hat? 

    Im neuen, dem Freiburger "Tatort" (20.20 Uhr, ARD), darf sich Franziska Tobler (Eva Löbau) vergleichsweise altmodisch durch Beweismittel wühlen sowie Partner Friedemann Berg (Hans-Jochen Wagner) seinen Daimler in aller Ruhe durch verschneite Landschaften steuern, einer Zeugin einen Apfel "aus eigener Produktion" anbieten und sie fragen: "Soll ich Ihnen den Mantel abnehmen?" Das mag nach wenig Kreativität und Puff-Peng klingen, ja fast bieder. Ist aber auch mal wohltuend im Zeitalter manch überdrehter Ermittler-Biografien in Deutschlands berühmtestem Krimi-Format. Oder mit anderen Worten: Im Drehbuch von Nicole Armbruster für die Episode "Unten im Tal" darf der Fall noch Fall sein und kein Beiwerk wie im letzten Dortmunder "Tatort".

    Friedemann Berg (Hans-Jochen Wagner) und Franziska Tobler (Eva Löbau) wollen den Fall Winterfeld endlich aufklären.
    Friedemann Berg (Hans-Jochen Wagner) und Franziska Tobler (Eva Löbau) wollen den Fall Winterfeld endlich aufklären. Foto: Benoit Linder, SWR/dpa

    Tobler und Berg müssen im Freiburger "Tatort" an einen alten Fall ran

    Kulisse ist diesmal die düstere Seite des Schwarzwalds. Im Zentrum der Ermittlungen steht ein "Cold Case", den Tobler und Berg schon zu den Akten gelegt hatten. Die Leiche einer jungen Frau, die als vermisst galt, wird entdeckt. Für ihre Mutter ist klar: Täter kann nur Werner Tröndle (Aurel Manthei) sein, ein Außenseiter und ziemlich kaputter Typ, der schon im Knast saß, weil er seine Freundin erschlagen hatte. Natürlich streitet er alles ab, was auch sonst, verstrickt sich aber immer mehr in Widersprüche, als das Ermittler-Team den Fall an den Original-Schauplätzen rekonstruiert. 

    Nun wissen auch "Tatort"-Anfänger, dass die hauptverdächtige Person in den seltensten Fällen tatsächlich selbst Hand am Opfer angelegt hat. Tröndle, so viel sei verraten, ist also schon mal nicht der Täter. Wer dann? Axel (Tonio Schneider), damaliger Freund der jungen Frau, der sie im Streit nach Berlin ziehen lassen wollte? Sein Vater, der grimmige Wirt in der Dorfkneipe? Die geheimnisvolle, einst beste Freundin Elif (Canan Samadi)? Die mauert erst und will dann doch reden – was misslingt: Wenig später liegt sie tot neben der Straße. 

    Die Geschichte kommt schlüssig und ohne große Brüche daher, die Szenerie wechselt zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Solides Krimi-Handwerk ohne große Ausreißer. Den gibt es erst zum Schluss – im Guten, wie im Schlechten. Gut: Die Lösung überrascht. Schlecht: Sie ist die denkbar abwegigste Variante. Wie gesagt: Huch, was ist denn hier los?

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