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"Tatort"-Kolumne: Bei aller Liebe: Neuer "Tatort" aus Frankfurt verursacht Stimmungsschwankungen

"Tatort"-Kolumne

Bei aller Liebe: Neuer "Tatort" aus Frankfurt verursacht Stimmungsschwankungen

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    Schwieriges Verhältnis: Annette (Jeanette Hain) und Lucas Baer (Béla Gabor Lenz).
    Schwieriges Verhältnis: Annette (Jeanette Hain) und Lucas Baer (Béla Gabor Lenz). Foto: HR

    Kommissar Brix sehnt sich nach Liebe. Doch sich in eine Verdächtige zu verlieben, ist keine gute Idee, und mit Ermittlungspartnerin Janneke ist es nach fast zehn gemeinsamen Jahren eher wie bei einem Rentnerpaar, aus dessen Zuneigung Freundschaft geworden ist. Da setzt man sich fürsorglich gegenseitig die Lesebrille auf die Nase, erkundigt sich nach dem Enkel. Ein Fall noch im kommenden Jahr, dann gehen Janneke (Margarita Broich) und Brix (Wolfram Koch) tatsächlich in den Ruhestand. Schade um das Frankfurter Team, um die Fälle eher nicht. 

    Jedenfalls hätte man auf einige der letzten gut verzichten können. Auf "Leben Tod Ekstase" etwa, als ein Drogen-Guru von einem Blauwal-Penis durchbohrt wurde, oder auf "Luna frisst oder stirbt", den Mord zur Frankfurter Buchmesse mit Figuren so platt wie eine Buchseite. "Kontrollverlust" (26. Dezember, ARD, 20.15) gewinnt im Vergleich dazu wieder etwas an Höhe. Fazit: Knapp unter Mittelmaß im Durchschnitt aller Frankfurt-Fälle.

    Der neue "Tatort: Kontrollverlust" hat ein klares Ziel

    Wann wird Liebe fürs Kind zum Gefängnis, wo liegt die Schwelle zwischen rücksichtsvollem Kümmern und krankhaftem Besitzanspruch? Diese Frage verhandelt der Film anhand der erfolgreichen Bildhauerin Annette Baer (anmutig verkorkst: Jeannette Hain). Sie findet ihren Sohn Lucas (verstört und auch verstörend: Béla Gabor Lenz) eines Nachts blutverschmiert im Bad. Doch statt zu fragen, was geschehen ist, wäscht sie in der Badewanne sein besudeltes Shirt und plant schon den Wohnungsverkauf, um weit weg von allen Verdächtigungen ein neues Leben mit ihm anzufangen. Nur: Der Sohn ist schon um die 20, möchte gar nicht beschützt werden, und leidet selbst am meisten unter seinem massiven Gewaltproblem. 

    Paul Brix (Wolfram Koch) und Anna Janneke (Margarita Broich) beim Verhör.
    Paul Brix (Wolfram Koch) und Anna Janneke (Margarita Broich) beim Verhör. Foto: HR

    Das Blut stammt von Cara Mauersperger, Feministin, Videospiel-Influencerin und frisch aus der sächsischen Provinz nach Frankfurt gezogen. Gamern war sie bekannt unter dem Fantasienamen "Chipmunk", hatte mit Lucas, online "Lucky Luke", eine Art Beziehung und Feinde mit Namen wie "Axel Nonsense". Nonsens ist leider auch vieles an diesem Seitenstrang der Handlung. Kein Wunder, sagt doch Regisseurin und Drehbuchautorin Elke Hauck in der Pressemappe zum Film: "Als Regisseurin hat mich nicht so sehr die realistische Seite der Geschichte interessiert." In den Ohren eines "Tatort"-Fans klingt das wie eine Warnung. 

    Dass man das Einschalten trotzdem nicht in Gänze bereut, liegt daran, dass Hauck ihr Hauptanliegen umso besser umsetzt: es zu schaffen, dass "man sich mit der Mutter identifiziert oder aber ihr Verhalten als übergriffig empfindet". Selbst Brix, anfangs sehr bezaubert von der geheimnisvollen Künstlerin, muss irgendwann einsehen, dass bei ihr etwas ganz gravierend nicht stimmt. Der "Kontrollverlust", den er sich für sein Gefühlsleben ersehnt, kommt dann vielleicht im letzten Fall. Er hätte es verdient. 

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