Wer sich nicht für die Wahlkrimis in Bayern und Hessen am Sonntag interessiert, hat den Sonntagskrimi als Alternative. Der kommt aus Mainz (ARD, 20.25 Uhr) und ist der letzte von bloß fünf Fällen der Hauptkommissarin Ellen Berlinger. Heike Makatsch sollte ihr etwas Unverwechselbares geben, anfangs 2016 noch in Freiburg: Berlinger kehrt nach Jahren in England in ihre Heimat zurück, in der sie ihre Tochter, inzwischen Teenager, bei ihrer Mutter zurückließ. Und: Sie ist schwanger. Ursprünglich geplant als einmaliger "Event-,Tatort'" wurde daraus mehr. Wenngleich die Makatsch-Aufritte selten blieben und nicht sonderlich herausstachen. Sie reihte sich ein in die SWR-"Tatort"-Produktionen aus Ludwigshafen, Stuttgart und dem Schwarzwald.
Gleichwohl hätte man Makatsch einen würdigeren Abschluss gegönnt. So wurde ihr "Tatort" nicht nur "aus finanziellen Gründen" eingestellt, die letzte Folge "Aus dem Dunkel" ist überdies die bislang langweiligste des Jahres überhaupt.
"Tatort: Aus dem Dunkel": Ein bisschen Grusel sollen verwackelte Handkamera-Aufnahmen liefern
In Mainz also geht ein Stalker um, der Frauen in den Selbstmord treiben will. Allerspätestens in Minute 50 weiß man, wer es ist (zwar nicht der Gärtner, aber ebenso naheliegend). Es folgen weitere quälend-langweilige Minuten bis zum erwartbaren Finale. Danach ein Schluss, der dazu passt: Ambitionsloser wurde selten eine Ermittlerin aus einem "Tatort" geschrieben (Drehbuch: Jürgen Werner).
Damit zur Handlung: Eine Frau stürzt sich vom Balkon, zutiefst verstört von den Anrufen des Stalkers. Der dauerverdruckste Streifenpolizist Thomas Engels (Andreas Döhler), der sich um sie kümmert, kommt zu spät. Weil er mit einer Brechstange in ihrer Wohnung angetroffen wird und einen "Mord" meldete, ist er gleich mal sehr verdächtig. Findet Berlingers neuer Kollege Lukas Wagner (Ludwig Trepte). Was aus Martin Rascher (Sebastian Blomberg) wurde? Weiß man nicht. Jedenfalls: Es gibt weitere Stalking-Opfer, einschließlich Berlinger. Natürlich hängen die Fälle zusammen, natürlich bleibt Engels nicht der einzige verdächtige Polizist.
Was an "Aus dem Dunkel" allerdings richtig nervt, ist der Ton. Zumindest der der Presseversion, in der selbst Kritiker mit gesundem Hörvermögen wenig verstehen. Sowie Lichtführung und Kamera. Die Darsteller wandeln durch dunkle Sets, die spärlich erleuchtet werden von Schreibtisch- oder Wohnzimmerlampen. Oder vom gleißenden Tageslicht, das durch Fenster fällt (dramatisch!). Merke: Alles irgendwie zwielichtig! Ein bisschen Grusel sollen verwackelte Handkamera-Aufnahmen liefern, gefilmt aus der Perspektive und den Verstecken des Stalkers. Wenn die Geschichte nicht spannend ist, setzt man eben auf so etwas. Und (Klassiker!) auf eine Katze, die zu theatralischer Musik ins Bild springt.