Schon der Anfang war eine Zumutung für jeden deutschen Fernsehzuschauer, der bei dem Wort „Kommissar“ an einen vertrauenswürdigen älteren Herrn im Trenchcoat dachte. Da schmiss jemand seinen Fernsehapparat aus dem Fenster, und dieser neue „Tatort“-Kommissar mit dem Schnauzer rief ihm zu: „Was machst du, du Idiot? Hör auf mit der Scheiße!“
Man schrieb den 28. Juni 1981. Es war die Geburtsstunde Horst Schimanskis. 30 Jahre ist das nun her. Damals ging ein Aufschrei durch Teile der Presse. „Werft den Prügel-Kommissar aus dem Programm“, forderte eine Ruhrgebietszeitung. „Der Ruhrpott kocht: Sind wir alle Mörder und Trinker?“, fragte ein großes Boulevardblatt. Allein die taz jubelte: „Solche Bullen braucht das Land!“ Regisseur Hajo Gies hatte genau das kommen sehen. „Wir waren auf Zoff aus“, sagt er. Ebenso wie Schimanski-Darsteller Götz George wollte er einen Gegen-Derrick entwerfen. Ein Proletarier in Cowboystiefeln, beige-grauer US-Feldjacke und hellen Röhrenjeans.
Die Zuschauer liebten ihren „Schimmi“. Die Einschaltquoten waren herausragend – was wohl auch an Schimanskis Partner lag. Er wurde durch den Fliege tragenden Hauptkommissar Christian Thanner verkörpert, dargestellt von Eberhard Feik. Es gab noch einen Dritten im Bunde, den Holländer Hänschen (Chiem van Houweninge).
Bis heute kehrt Schimanski, nun längst in Rente und wohnhaft auf einem belgischen Hausboot, ab und zu nach Duisburg zurück. Das ist leider etwas traurig, denn im Grunde ist nichts mehr so wie früher: Thanner ist 1994 mit seinem wunderbaren Darsteller Feik gestorben. Die Duisburger Industrie gibt’s nur noch als Kulturdenkmal.
Und Horst Schimanski? Der macht zwar weiter die Drecksarbeit, kämpft gegen Anzugträger und bestellt sich in den Pausen Pommes rot-weiß. Aber seine beste Zeit ist vorbei. dpa