Wäre er noch unter uns, der Monaco Franze, würde er am Ende des neuen Münchner „Tatorts“ seine Hand auf die Schulter des müden Hauptkommissars Ivo Batic legen und sagen: „Aus is und gar is und schad is dass wahr is.“ Das wäre dann zwar a bisserl arg kitschig. Aber der Krimi ist eh schon bis zur Oberkante mit Metaphern und Symbolen vollgestopft, eine einzige Parabel. Da würden die Weisheiten des ewigen Stenz auch nicht mehr groß auffallen.
Die Autoren Stefan Betz und Stefan Holtz – das vornweg – übertreiben es in „Kehraus“ (Sonntag, 20.15 Uhr, ARD) doch ziemlich mit den Anspielungen und Klischees. Nach dem tödlichen Sturz eines Goldhändlers auf einer Treppe ermitteln Batic (Miroslav Nemec) und Leitmayr (Udo Wachtveitl) in den letzten Tagen des Münchner Faschings – in einer Szenerie wie aus den 80er-Jahren implantiert, inklusive gestrandeter Gestalten an der Bar und Musik von Sandra und Lionel Ritchie. Warum sieht der Fasching im Film eigentlich immer aus wie in den 80ern gedreht?
Schauspielerin Nina Proll stiehlt den Münchner Kommissaren die Show
Dann das noch: Die ebenso einsame wie geheimnisvolle Silke (Nina Proll) sucht ausgerechnet als „Rotkäppchen“ verkleidet ihr Glück in „Irmis Stüberl“. Das ist an sich ja schön und gut. Aber halt nicht mehr an der Stelle, wo der Umstand, dass eben diese Frau vom rechten Weg abgekommen ist (vergleiche Gebrüder Grimm), zum Mittelpunkt der Geschichte wird. Und dann wird auch noch ein Schäferhund in den Mordfall verwickelt, den Leitmayr gleich mal zum „bösen Wolf“ erklärt. Mindestens eine Umdrehung zu viel.
Das ist schade. Denn Silkes verzweifelter Kampf um eine Bleibe, für eine gute Zukunft ihres Sohnes und vor allem mit sich selbst ist dank einer großartigen Nina Proll richtig stark erzählt. Ein ständiges Pendeln zwischen Schein und Sein, gespielter Selbstverliebtheit („Schau i aus, wie wenn i aus Fürstenfeldbruck kemma dat?“) und Selbstverleugnung. Bis die frühere Faschingsprinzessin ins Visier skrupelloser Geldwäscher gerät und eine verhängnisvolle Entscheidung trifft.
Der eigentliche Mordfall ist da schon längst aufgeklärt. Das macht nichts, weil er in dieser Episode ohnehin nur eine untergeordnete Rolle spielt. Das Motiv der Vergänglichkeit aber zieht sich durch den gesamten Krimi. Und mit dem „Kehraus“ ist Batic demoralisiert und die Party vorbei.
Natürlich ist der Titel kein Zufall. Das Kopfkino arbeitet sich durch Gerhard Polts gleichnamige Satire aus dem Jahr 1983, wenngleich deren Held, der Gabelstaplerfahrer Ferdinand Weitel, ungleich besser durch den Fasching kommt als Silke. Ansatzweise versöhnlich ist der „Tatort“ am Ende nur in einer Hinsicht. Als Leitmayr zu Batic sagt: „Na los, Fischsemmel, Aschermittwoch.“