So langsam wird es ein bisschen viel mit der Liebe bei den Dortmunder Ermittlerinnen und Ermittlern. Die Liebe mit ihren Spielarten und Abgründen – sie hat eine neue Heimat gefunden im „Tatort“ aus dem Ruhrpott. Das tut ihm durchaus gut.
Nicht in dem Sinne, dass die Folgen und Fälle besser würden. Aber doch in dem Sinne, dass man nach all den Jahren dem etwas seltsamen Kommissar Peter Faber (Jörg Hartmann) noch einige liebenswürdige Seiten abgewinnt. In „Masken“ im November hatte er sogar erstmals eine Liebesszene – und damit ist keine Szene gemeint, in der sein Opel Manta B GSI oder sein Kaktus vorkommen.
Spusi-Mann Haller wird immer ekelhafter
Nervig dagegen die (traurigen Reste der) Liebelei von Kommissarin Martina Bönisch (Anna Schudt) mit dem Spurensicherer: Sie und ihr Ex-Gspusi von der Spusi streiten sich zunehmend heftiger. Den „Tatort“ bereichert das nicht sonderlich.
Selbst Faber ist genervt. Kein Wunder, muss er sich vom Spusi-Gspusi Sebastian Haller (Tilmann Strauß) sagen lassen: „Wissen Sie, was Ihr Problem ist, Faber? Ich weiß, wie Martina nach’m Aufwachen riecht.“
Stark: die Mitte und das Ende der Dortmunder "Tatort"-Folge "Liebe mich!"
Nun also läuft am Sonntag um 20.15 Uhr im Ersten die Folge „Liebe mich!“ Und vonseiten des zuständigen WDR wird man freundlich darauf hingewiesen, deren Ende bitte nicht zu verraten. Denn das wirke sich auf die kommenden Episoden aus. Kein Problem, ist ja im Sinne der Leserinnen und Leser dieser „Tatort“-Kolumne – in der auch die Mitte des Films nicht verraten werden soll. Wer ihn sieht, weiß warum, und wird die Geheimniskrämerei hier zu schätzen wissen.
Vom Ende über die Mitte zum Anfang: In einem Bestattungswald wird zufällig eine Leiche gefunden – ein Mordopfer. Seit einem Jahr war die Frau vermisst. Ein Unbekannter hatte für sie bei einem Bestattungsinstitut unter falschem Namen ein Grab reserviert. Gleich darauf ein weiterer Leichenfund im Bestattungswald: Die zwei Toten trugen die gleichen Kleider. Ebenso gruselig der Moment, in dem das „andere“ Ermittlerduo in diesem Ermittlerquartett – Rosa Herzog (Stefanie Reinsperger) und Jan Pawlak (Rick Okon) – feststellt: Die Opfer ähneln Bönisch ...
Das Liebes- und Gefühlschaos der Ermittlerinnen und Ermittler überlagert den interessant angelegten Fall
Klingt vielversprechend, ein guter Krimi wird daraus gleichwohl nicht. Weil das jeweilige private Liebes- und Gefühlschaos der Ermittlerinnen und Ermittler den interessant angelegten Fall überlagert.
Jede der vier Figuren bekam zuletzt einen größeren Einzelauftritt, in „Liebe mich!“ sind es Faber und Bönisch – und Herzog, die ein Stückchen mehr Vergangenheit und Tiefe erhält. Zu viele Geschichten werden da erzählt, ganz besonders in dieser Folge aus Dortmund. Sie wird dennoch im Gedächtnis bleiben. Wegen ihrer Mitte. Und wegen ihres Endes.