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Tatort-Kolumne: Der neue Schwarzwald-"Tatort": Die passende Folge zum aktuellen Wetter

Tatort-Kolumne

Der neue Schwarzwald-"Tatort": Die passende Folge zum aktuellen Wetter

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    Ronald Hinzpeter ist einer von vier "Tatort"-Kritikerinnen und -kritiker unserer Redaktion.
    Ronald Hinzpeter ist einer von vier "Tatort"-Kritikerinnen und -kritiker unserer Redaktion. Foto: Montage: AZ

    Wenn sich Filmpolizisten im Dienst ein paar Schrammen abholen, tragen sie die meistens stoisch und hartgesotten durch den Rest der Handlung– ähnlich duldsam wie Nationalkicker Sebastian Schweinsteiger seine notdürftig verpflasterte Platzwunde im WM-Finale 2014. Mit dem heldenhaften Getue haben sie es in Freiburg nicht so.

    Nachdem sich Kommissarin Franziska Tobler (Eva Löbau) bei einer Verfolgungsjagd ein blaues Auge zugezogen hat, kühlt sie die Blessur mit einer Getränkedose und beendet das abendliche Gegrübel mit ihrem Fahnder-Kollegen Friedemann Berg (Hans-Jochen Wagner) kurz und trocken mit den Worten: „Ich brauch jetzt mal Abstand und zwei Schmerztabletten.“

    Tobler und Berg sind die bodenständigsten Ermittler der "Tatort"-Reihe

    Die beiden Schwarzwald-Kriminaler sind von allen „Tatort“-Teams die bodenständigsten, die Normalos, die auch während der Fasnet Bier aus Plastikbechern trinken. Während sie von der Schulzeit in Freiburg erzählt, muss er nach Dienstschluss Holz hacken. Beide schätzen Grobgestricktes, gerne auch als Bommelmütze.

    "Tatort"-Ermittler Friedemann Berg (Hans-Jochen Wagner) und Franziska Tobler (Eva Löbau) hegen den Verdacht, dass die gerade erst aus dem Gefängnis entlassene Sara Manzer (Johanna Wokalek) in einen Mordfall verwickelt ist.
    "Tatort"-Ermittler Friedemann Berg (Hans-Jochen Wagner) und Franziska Tobler (Eva Löbau) hegen den Verdacht, dass die gerade erst aus dem Gefängnis entlassene Sara Manzer (Johanna Wokalek) in einen Mordfall verwickelt ist. Foto: Benoit Linder, SWR/dpa

    Weil sie als Team so angelegt sind, müssen sie oft in kriminellen Familienangelegenheiten ermitteln, so auch in ihrer achten Folge „Saras Geständnis“ (Sonntag, 20.15 Uhr, ARD). Im Mittelpunkt steht Sara Manzer (Johanna Wokalek), die angeblich ihren Vater erstochen hat und dafür eine Haftstrafe verbüßen musste. Sie war ein wilder Feger mit den Kerninteressen Sex und Suff, doch nachdem sie das Gefängnistor in Richtung Freiheit durchschritten hat, schleicht sie eher graumausig durch ein Leben, das noch mit ihr fremdelt. Dazu tragen nicht nur ein schmieriger Widerling von Chef und eine Freundin bei, der Freundschaft allein wohl nicht genügt, sondern vor allem ein toter Ex-Polizist.

    Der hat sich aus unerfindlichen Gründen nicht nur für den Mord an John F. Kennedy oder das Oktoberfestattentat interessiert, sondern auch für ihren Fall. Und dann liegt er plötzlich erstochen im schneematschigen Wald. So wird das nichts mit dem ruhigen Neuanfang für Manzer, deren Schicksal einst auch ein ziemlich ekelhafter Kripo-Mann beeinflusst hat.

    Wokalek kann mit ihrer zurückhaltenden Mimik mehr Gefühle ausdrücken als manche grimassierenden Konkurrentinnen

    „Saras Geständnis“ ist die passende "Tatort"-Folge zum Wetter, mit viel nassem Schnee und kalten Bildern, aber einem herzerwärmend Macken-freien Polizei-Duo und einer wendungsreichen, guten Geschichte. Die wird zu einem wesentlichen Teil von der hervorragenden, geheimnisvollen Johanna Wokalek getragen, die mit sparsamen Bewegungen und zurückhaltender Mimik mehr Gefühle ausdrücken kann als manche grimassierende Konkurrentinnen.

    Zur bodenständigen Ermittlerin Tobler passt auch ein gewisser Ordnungssinn, der diesmal – unbeabsichtigt – zu einer entscheidenden Entdeckung führt.

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