Muss ja nicht immer Schema F sein, damit das Sonntagskrimi-Publikum zufrieden ins Bett geht. Also: bumm, Opfer tot, Kommissare ermitteln und am Ende war's halt irgendwer. Die Sofa-Zeugen dürfen gerne auch mal einen Wissensvorsprung haben. Anfang des Jahres wurde die Böse in einem „Tatort“ aus Ludwigshafen früh auf dem Präsentierteller serviert, nur eben nicht für Odenthal und Co. ersichtlich, und trotzdem entwickelte sich daraus eine ziemlich gute Dramaturgie. In der neuen Clownerei von Thiel (Axel Prahl) und Boerne (Jan Josef Liefers) aus Münster (Sonntag, 20.15 Uhr, ARD) brät der Missetäter vor den Augen der Zuschauerschaft einem braven Anwalt auch schon in Minute zehn eine Champagnerflasche über, sodass dieser über eine Brüstung stürzt und schaschlikartig in einer Lanzenspitze das Zeitliche segnet. Hier ist allerdings das Problem: Den restlichen 80 Minuten von „Man stirbt nur zweimal“ fehlt jegliche Spannung.
Und nicht mal die Clownerei, die schon in so mancher der rekordverwöhnten Münsteraner Folgen ein maues Drehbuch aufgefangen hat, zündet diesmal. Der Humor ist zum Teil flacher als das Sezierbesteck von Rechtsmediziner Boerne. Etwa, wenn der sagt: „Wir gehen heute zu dritt in die Oper: der Karl, der Friedrich und der Boerne.“ Oder: In einer Bank entwischt Thiel eine Frau, die er beschattet. „Du kriegst die Tür nicht zu“, schimpft er daraufhin. Und die Dame hinterm Schalter antwortet: „Die schließt automatisch.“ Puh...
Es ist das erste Drehbuch von Grimme-Preisträger Sascha Arango für den Münster-„Tatort“
Im Mittelpunkt des Falls steht das Ehepaar Prätorius. Ein Gericht hat Doreen (Cordelia Wege) dank ihres Anwalts gerade ein ordentliches Millionensümmchen von einer Versicherung zugesprochen, schließlich ist ihr Mann Jonas Karl (Christian Erdmann) schon ein paar Jährchen tot – offiziell. Ist er aber gar nicht. Er haust in einem geheimen Keller des gemeinsamen Hauses, das mit allerlei Expeditions-Krams (samt Lanze) von seinen ausgiebigen Reisen zugemüllt ist. Womit auf der Hand liegt, was hier läuft: ein astreiner Versicherungsbetrug. Blöd nur, dass der Anwalt das Paar beim Champagnerschlürfen erwischt, was ihm, siehe oben, nicht gut bekommt.
Klar geht's nun darum, wie Thiel und Boerne den beiden auf die Schliche kommen. Gute Anlagen sind da: Thiel glaubt zunächst an Doreens Unschuld, Boerne ist das alles viel zu suspekt. Hätte man so durcherzählen können. Der Konflikt löst sich jedoch viel zu schnell auf. Am reizvollsten ist noch das Psychogramm des Ehepaars, Doreens Reaktion, als sie von den Lügen ihres Mannes erfährt. Schauspielerisch ist das auch überzeugend, vor allem sie. Aber das rettet die Story nicht. Schade: Es ist das erste Drehbuch von Grimme-Preisträger Sascha Arango für den Münster-„Tatort“. Für die Kieler Krimi-Kollegen war er schon mehrfach tätig.
Dann doch beim nächsten Mal vielleicht besser wieder: bumm, Opfer tot, Kommissare ermitteln und am Ende war's halt irgendwer. Oder/und bessere Thiel- und Boerne-Gags.
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