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Star-Regisseur: Polanski wird der Prozess gemacht

Star-Regisseur

Polanski wird der Prozess gemacht

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    Roman Polanski auf einem Bild aus dem Jahr 2013. Der Regisseur erschien am Dienstag nicht zu seinem Prozesstermin.
    Roman Polanski auf einem Bild aus dem Jahr 2013. Der Regisseur erschien am Dienstag nicht zu seinem Prozesstermin. Foto: Sebastien Nogier, dpa

    Roman Polanski verzichtet am Dienstag darauf, zu seinem Prozess wegen Verleumdung zu erscheinen. Der 90-jährige französisch-polnische Regisseur wäre andernfalls wohl auf Feministinnen gestoßen, die lautstark gegen ihn protestiert hätten. Vor allem aber auf die britische Schauspielerin Charlotte Lewis. Sie ist eine der Frauen, die ihm Vergewaltigung und sexuellen Missbrauch vorwerfen. Im Prozess vor einem Pariser Gericht geht es nun um Lewis' Anzeige gegen ihn und die französische Illustrierte Paris Match wegen Diffamierung. Polanski hatte 2019 in einem Interview ihre Anschuldigungen als "abscheuliche Lügen" bezeichnet. Man erwähne Lewis in "der Liste meiner Anklägerinnen", ohne "ihre eigenen Widersprüche aufzudecken", betonte er.

    Schauspielerin Charlotte Lewis mit ihrem Anwalt Benjamin Chouaiat am Dienstag vor dem Bezirksgericht Batignolles.
    Schauspielerin Charlotte Lewis mit ihrem Anwalt Benjamin Chouaiat am Dienstag vor dem Bezirksgericht Batignolles. Foto: Alain Jocard/afp, dpa

    Die heute 56-Jährige erklärte, dass er sie 1983 nach einem Casting in seiner Pariser Wohnung "auf die schlimmstmögliche Art und Weise" sexuell missbraucht habe. Sie war damals 16. Polanskis Verteidigung verweist dagegen auf ein Interview aus dem Jahr 1999, in dem Lewis von ihrer Faszination für den Filmemacher sprach, dessen Geliebte sie habe werden wollen und den sie mehr begehrt habe, "als ihm lieb war". Ihr zufolge wurde sie falsch zitiert.

    In den vergangenen Jahren wurde Polanski von einer Reihe von Frauen der Vergewaltigung beschuldigt

    Und so ist der Journalist Stuart White als Zeuge geladen, ebenso wie das ehemalige Mannequin Karen Smith. Diese hatte die fragliche Nacht in derselben Wohnung wie Polanski und Lewis verbracht. Ihre 2016 unter Eid getroffene Aussage, sie habe die Jugendliche am nächsten Morgen "zerzaust, groggy, benommen" erlebt, nahm Smith einige Jahre später zurück.

    Gegen den mit drei Oscars und der Goldenen Palme von Cannes ausgezeichneten Regisseur von Kultfilmen wie "Tanz der Vampire" oder "Der Pianist" besteht seit 1977 ein internationaler Haftbefehl der US-Justiz. Polanski soll die damals 13-jährige Samantha Gailey vergewaltigt haben, nachdem er ihr Drogen verabreicht hatte. Um nach einem kurzen Gefängnisaufenthalt einer drohenden langjährigen Haftstrafe zu entgehen, setzte er sich nach Europa ab. Länder wie Frankreich und Polen, deren Staatsbürger er ist, lieferten ihn nicht aus. 2009 wurde Polanski dann in der Schweiz festgenommen und musste einen mehrmonatigen Hausarrest in seinem Chalet in Gstaad verbringen. In den vergangenen Jahren haben ihn eine Reihe von Frauen der Vergewaltigung in den 70er- und 80er-Jahren beschuldigt, meist waren sie zum angeblichen Tatzeitpunkt minderjährig – die Jüngste von ihnen zehn. Allerdings waren alle Fälle bereits verjährt.

    Auch gegen Gérard Depardieu gibt es zahlreiche Vorwürfe

    Polanski lebt inzwischen wieder in Paris. Dort kam es bei der Verleihung der Filmpreise "César" vor vier Jahren zu einem Skandal, als sein Film "J’accuse" für die beste Regiearbeit ausgezeichnet wurde – trotz der Vorwürfe gegen ihn. "Das ist eine Schande", rief Schauspielerin Adèle Haenel, die ihrer Aussage zufolge im Teenager-Alter selbst Missbrauchsopfer durch einen Regisseur geworden war. Sie verließ erzürnt den Saal. Das Thema sorgt für anhaltende Diskussionen und Schlagzeilen – auch infolge der zahlreichen Vorwürfe gegen Gérard Depardieu, Frauen an Filmsets systematisch begrapscht und belästigt zu haben. Darüber hinaus gibt es mehrere Anzeigen wegen Vergewaltigung gegen ihn.

    Erst vor wenigen Wochen erhob die Schauspielerin Judith Godrèche schwere Anschuldigungen gegen zwei Regisseure. Bei der jüngsten Verleihung der "Césars" beklagte sie, das französische Kino habe lange "als Deckmantel für einen illegalen Handel junger Mädchen" gedient. Alleine ihre Einladung auf die Bühne zeigte, dass die Verantwortlichen diesen Vorwürfen Raum geben wollten, anders als noch ein paar Jahre zuvor.

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