"Alle 27 Sekunden erhält irgendwo auf der Welt ein Mensch die Diagnose Blutkrebs", schreibt die DKMS auf ihrer Webseite. Für viele Betroffene ist eine Stammzelltransplantation die letzte und einzige Heilungschance. Die gemeinnützige Organisation wolle dabei helfen, dass alle Blutkrebspatientinnen und -patienten, die eine lebensrettende Stammzelltransplantation benötigen, einen passenden Spender finden.
Was ist eine Stammzellenspende?
Bei manchen bösartigen Erkrankungen des Bluts wie beispielsweise Leukämie bietet nur eine Stammzelltransplantation eine Heilung. Dafür benötigen Betroffene einen "genetischen Zwilling", dessen Gewebemerkmale möglichst genau mit den eigenen übereinstimmen. Etwa ein Drittel der Betroffenen findet eine Spenderin oder einen Spender in der eigenen Familie. Doch die meisten sind darauf angewiesen, irgendwo auf der Welt ihr passendes "Match" zu finden.
Bei einer Stammzelltransplantation werden zunächst die "kranken" blutbildenden Zellen vernichtet und dann durch gesunde "fremde" Stammzellen ersetzt. Gesunde Menschen können Stammzellen spenden, weil ein normales Knochenmark diese wieder nachbilden kann.
Wer darf Stammzellen spenden?
Jede gesunde Person im Alter zwischen 18 und 61 Jahren darf Stammzellen spenden. Für eine Neuaufnahme in die Spenderkartei und auch für die Spende selbst gilt eine Obergrenze des Body-Mass-Index von 40. Wer sich neu registrieren lassen will, kann das bereits mit 17 Jahren tun. Eine Neuaufnahme ist bis zum 55. Lebensjahr möglich. Es gibt bestimmte Erkrankungen, die eine Spende ausschließen. Folgende gehören dazu:
- Blut- und Blutgefäßerkrankungen
- Krebs
- Diabetes, der mit Insulin behandelt wird
- Infektionskrankheiten wie Hepatitis B und C, aber auch HIV- oder Jakob-Creutzfeld-Infektionen
- Autoimmunerkrankungen wie zum Beispiel Multiple Sklerose, Morbus Basedow, Rheumatoide Arthritis und Morbus Crohn
Auch bei einer Schwangerschaft oder kurz nach einer Operation kann man vorerst keine Stammzellen spenden. Dabei handelt es sich jedoch um zeitlich begrenzte Ausschlusskriterien.
Wie wird man Stammzellenspender?
Wer Stammzellenspender werden möchte, kann sich bei einer von zahlreichen Stammzellspenderdateien anmelden. Die Bekannteste ist wohl die DKMS. Das Zentrale Knochenmarkspender-Register sammelt die Daten aller registrierter Spenderdaten und ermöglicht so eine zentrale Suche.
Im ersten Schritt erfolgt eine Typisierung, um die ganz spezifischen Gewebemerkmale zu erfassen. Dafür kann man sich bei der DKMS online registrieren und ein Registrierungsset bestellen. Sobald dieses ankommt, kann man einen Wangenabstrich machen, der Aufschluss darüber gibt, ob die Gewebemerkmale zu denen einer Patientin oder eines Patienten passen. Die Probe wird analysiert und man wird in die Datei aufgenommen. Kommt man für eine Patientin oder einen Patienten infrage, beginnt die Vorbereitung auf die Stammzellenentnahme. Man muss eine Blutprobe abgeben, damit sichergestellt werden kann, ob man wirklich die bestmögliche Spenderin oder der bestmögliche Spender für die Patientin oder den Patienten ist. Ist das der Fall, gibt es zwei Szenarien.
Was ist eine periphere Stammzellentnahme?
In 90 Prozent der Fälle kommt die periphere Stammzellentnahme zum Einsatz. Dabei erhält die Spenderin oder der Spender zunächst ein spezielles Mittel – einen Wachstumsfaktor. Dieser sorgt dafür, dass im Knochenmark viele Stammzellen entstehen und danach ins Blut gelangen. Sie können dann direkt aus dem Blut gewonnen werden.
Dabei kommt eine sogenannte Apheresemaschine zum Einsatz. Es wird Blut abgenommen, das Apheresegerät isoliert und sammelt die Stammzellen, während andere Bestandteile des Bluts wieder in den Körper der Spenderin oder des Spenders gelangen. Das Arzneimittel zur Stammzellspende kann Nebenwirkungen hervorrufen, wie etwa grippeähnliche Symptome, Knochenschmerzen oder selten auch eine Vergrößerung der Milz. Langzeitfolgen sind aber nicht bekannt. Die Spende ist nahezu schmerzfrei und dauert etwa drei bis fünf Stunden.
Was ist eine Knochenmarkspende?
In zehn Prozent der Fälle werden die Stammzellen aus dem Knochenmark entnommen. Dazu ist ein kleiner operativer Eingriff unter Vollnarkose notwendig. Bei dem Eingriff entnehmen Ärztinnen oder Ärzte mit einer speziellen Punktionsnadel 0,5 bis 1,5 Liter Knochenmarkblut aus dem Beckenkamm. Das sind etwa fünf Prozent des gesamten Knochenmarks. Daraus können im Labor Stammzellen isoliert werden. Das Knochenmark selbst wird innerhalb weniger Wochen nachgebildet.
Wie läuft eine Stammzelltransplantation ab?
Zuerst zerstören Ärztinnen oder Ärzte das erkrankte Knochenmark der Patientin oder des Patienten mit einer hochaktiven Chemotherapie und/oder einer Bestrahlung des gesamten Körpers. Erst danach wird die Stammzelltransplantation durchgeführt. Die von den Spendern entnommenen Stammzellen werden über eine Infusion auf die Patientin oder den Patienten übertragen. Die Stammzellen siedeln sich im Knochenmark an, das dann neue und gesunde Blutzellen herstellt.