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Spendenskandal: Die Akte Naomi Campbell

Spendenskandal

Die Akte Naomi Campbell

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    Naomi Campbell, hier zu Tränen gerührt, nachdem ihr ein französischer Verdienstorden für ihre Leistungen für die Kunst verliehen wurde.
    Naomi Campbell, hier zu Tränen gerührt, nachdem ihr ein französischer Verdienstorden für ihre Leistungen für die Kunst verliehen wurde. Foto: Louise Delmotte, AP/dpa

    Es war ein glamouröser Abend im British Museum in London im September 2019. Auf den Empfang auf dem roten Teppich folgten eine imposante Modenschau, eine Auktion mit Kunst- und Designobjekten und schließlich ein exquisites Dinner. Die Wohltätigkeitsgala von Naomi Campbell wurde als Höhepunkt der Londoner Fashion Week gefeiert. Die britische Mode-Ikone sammelte damals mit dieser und weiteren Veranstaltungen unter anderem in New York und Cannes Geld für Menschen in Armut und Not. „Es geht nicht nur darum, gut auszusehen, sondern auch gut zu sein und Gutes zu tun“, fasste Campbell die Mission ihrer Stiftung „Fashion for Relief“, auf Deutsch „Mode für Linderung“, zusammen. 

    Doch hinter den Kulissen sah es alles andere als rosig aus, wie ein Bericht der Charity Commission, der Aufsichtsbehörde für Wohltätigkeitsorganisationen in England und Wales, zeigt. Demnach hat „Fashion for Relief“ zwischen 2015 und 2020 fast 4,8 Millionen Pfund (mehr als 5,7 Millionen Euro) an Spenden gesammelt, aber nur etwa zehn Prozent davon tatsächlich für wohltätige Zwecke ausgegeben. Stattdessen scheint das meiste Geld in spektakuläre Spendengalas wie jene in London im Jahr 2019, immense Hotelkosten und hohe Spesenrechnungen geflossen zu sein.

    Naomi Campbell schlief in Hotel für 9400 Euro

    So verbrachte Campbell im Mai 2018 anlässlich einer Veranstaltung in Cannes drei Nächte in einem Hotel für insgesamt 9400 Euro. Weitere rund 4000 Euro fielen für einen persönlichen Sicherheitsdienst an. Überdies stellte das Ex-Supermodel eine Spesenrechnung über knapp 8000 Euro aus. Darin waren Kosten für Spa-Behandlungen, Zimmerservice und Zigaretten enthalten. Der Bericht enthält zudem erschütternde Details über das administrative Chaos innerhalb der Organisation. Quittungen oder Rechnungen seien nicht aufbewahrt und die Regeln für Wohltätigkeitsorganisationen bezüglich Interessenkonflikten ignoriert worden. Nach der Veröffentlichung des Berichts ging Unicef in Großbritannien mit weiteren Vorwürfen an die Öffentlichkeit. Für die Modenschau mit Staraufgebot 2019 im British Museum habe Campbell mit einer Zusammenarbeit zwischen „Fashion for Relief“ nd dem Kinderhilfswerk um Spenden geworben. Doch Unicef UK war nach eigenen Angaben gar nicht Partner der Veranstaltung und wusste auch nichts von der Gala. Man habe auch keine Spenden erhalten, hieß es. 

    Für Campbell hatte der Untersuchungsbericht drastische Konsequenzen: Der 54-Jährigen wurde für fünf Jahre verboten, als Treuhänderin oder in leitender Position für eine Wohltätigkeitsorganisation zu arbeiten. Vor allem aber leidet ihr Ruf als Philanthropin. Nach Angaben eines Sprechers räumte die berühmte Britin ein, sie sei „vielleicht nicht so aktiv in das Tagesgeschäft der Wohltätigkeitsorganisation involviert gewesen, wie sie es hätte sein sollen“, habe aber „niemals irgendeine Form von finanziellem Fehlverhalten begangen“. Fashion for Relief selbst wurde aufgelöst und im Frühjahr aus den Registern in Großbritannien gestrichen. 

    Campbell fällt mit dem Spendenskandal nicht zum ersten Mal auf

    Während Campbell mit Negativschlagzeilen auf sich aufmerksam macht, widmet das V&A Museum in London der Karriere der 54-Jährigen noch bis Anfang April 2025 eine Ausstellung. Darin geht es vor allem um ihren Einfluss auf die Modewelt und ihren Einsatz für mehr Vielfalt in der Haute Couture. Campbell, die durch ihren grazilen Gang berühmt wurde, gehörte in den 1990er Jahren zu einer Gruppe von Supermodels. Zu ihnen zählten Kate Moss, Claudia Schiffer, Linda Evangelista, Christy Turlington und Cindy Crawford. Die Models waren nicht nur auf dem Laufsteg, sondern auch in Musikvideos von Stars dieser Zeit wie George Michael und Michael Jackson zu sehen. 

    Campbells Karriere war steil, aber auch von Kontroversen geprägt. Sie litt unter Drogenproblemen und sorgte mit ihren Wutausbrüchen immer wieder für Schlagzeilen. In der Ausstellung ist das graue Dolce & Gabbana-Kleid zu sehen, das sie am letzten Tag ihres Sozialdienstes 2007 in New York trug. Dieser war ihr von einem US-Gericht als Strafe auferlegt worden, weil sie ihrer Haushälterin ein Handy an den Kopf geworfen hatte. Ein Jahr später wurde das Model am Londoner Flughafen Heathrow in Handschellen abgeführt. Sie hatte Sicherheitsbeamte angegriffen. Auch dafür wurde sie zum Sozialdienst verurteilt, diesmal von einem Londoner Gericht. Dennoch setzte Campbell ihre Karriere fort und sorgte unter anderem mit ihrer Stiftung in der Vergangenheit immer wieder auch für positive Nachrichten. Damit ist vorerst Schluss.

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