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Spanien: Juan Carlos muss seinen 85. Geburtstag im Wüstensand feiern

Spanien

Juan Carlos muss seinen 85. Geburtstag im Wüstensand feiern

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    Ein solches Bild – entstanden 2015 – gibt es schon lange nicht mehr: Juan Carlos (rechts) mit seinem Sohn Felipe.
    Ein solches Bild – entstanden 2015 – gibt es schon lange nicht mehr: Juan Carlos (rechts) mit seinem Sohn Felipe. Foto: Paco Campos, efe/epa

    Keine offiziellen Glückwünsche, keine landesweiten Jubelfeiern. Stattdessen herrscht quasi Grabesstille. Juan Carlos I., Spaniens Altkönig im Ruhestand, wird an diesem Donnerstag 85 Jahre alt – im Exil in Abu Dhabi. In seinem Heimatland, in dem

    Eine bittere Enttäuschung für Juan Carlos, der in besseren Zeiten die beliebteste Persönlichkeit Spaniens war. Allerdings nur bis bekannt wurde, dass er auf Auslandskonten Millionengelder zweifelhafter Herkunft hortete. Dass er jahrelang Steuern hinterzog. Und dass er sich einem luxuriösen Leben hingab, während er sein Volk dazu aufforderte, den Gürtel enger zu schnallen.

    Der alte König Juan Carlos wohnt in einer Luxusvilla

    Juan Carlos, der im Sommer 2020 Spanien verließ, muss jetzt schon zum dritten Mal in der Ferne Geburtstag feiern. Dort geht es ihm aber nicht schlecht. Der alte König wohnt in einer Luxusvilla in Abu Dhabi, der Hauptstadt der Vereinigten Arabischen Emirate. Behütet von Dienern und Bodyguards, die der spanische Staat bezahlt – und als Gast des dortigen Herrschers, des reichen Scheichs Mohammed bin Zayed. 

    In seinem goldenen Exil lebt der alte König wie im Schlaraffenland. Einsam ist er auch nicht. Zumal er regelmäßig Besuch erhält. Etwa von seinen beiden Töchtern Elena und Cristina. Auch enge Freunde, so hört man, schauen öfter vorbei. Es ist aber kein Geheimnis, dass Juan Carlos die Wüste am liebsten sofort wieder verlassen möchte. „Er hat Sehnsucht nach der Heimat“, heißt aus seinem Umfeld. 

    Königin Sofia will ihn nicht in Arabien besuchen

    Doch sein Sohn Felipe VI., der 2014 den Thron erbte und seitdem im Palast das Sagen hat, lehnt die Rückkehr ab. Er hat mit seinem Vater, der zu einer schweren Belastung für Ansehen und Zukunft der Monarchie geworden ist, gebrochen. Auch mit seiner angetrauten Ehefrau, Königin Sofía, hat Juan Carlos nicht mehr viel Kontakt. Die beiden leben wegen der unzähligen außerehelichen Liebesaffären des Königs seit vielen Jahren getrennt. Deswegen wundert es nicht, dass die 84 Jahre alte Sofía wenig Lust hat, ihren untreuen Ehemann im Exil zu besuchen. 

    Der spanischen Öffentlichkeit wurde spätestens nach einer Jagdaffäre im Jahr 2012 klar, dass Juan Carlos kein vorbildlicher Ehemann und König ist. Damals brach er sich bei einer Elefantenjagd im afrikanischen Botswana die Hüfte. Während Seine Majestät die großen Rüsseltiere jagte, deren Elfenbeinstoßzähne begehrte Trophäen sind, machte die spanische Bevölkerung gerade eine schwere Wirtschaftskrise durch. Nebenbei kam heraus, dass Juan Carlos bei dieser Safari nicht von Sofía begleitet wurde, sondern von einer langjährigen Geliebten – der deutschen Geschäftsfrau Corinna zu Sayn-Wittgenstein. Diese will ebenfalls nichts mehr von ihrem Ex wissen. Sayn-Wittgenstein fühlt sich inzwischen von diesem belästigt und verfolgt. Sie hat ihn deswegen vor einem Londoner Zivilgericht sogar auf Schadenersatz verklagt.

    Der Ruf von Juan Carlos ist ruiniert

    Der Ruf des alten Königs, der früher einmal als Volksheld gefeiert wurde, ist ruiniert. Auch wenn ihm die älteren Spanier nicht vergessen, dass er das Land nach dem Tod des Diktators Francisco Franco im Jahr 1975 in die Demokratie führte. Und dass er sich 1981 einem Militärputsch entgegenstellte. Immerhin muss er wegen seiner Finanzmachenschaften in Spanien keine Anklage mehr fürchten. Spaniens Staatsanwaltschaft stellte alle Ermittlungen ein. Bislang konnte dem Altkönig die Annahme von Schmiergeldern nicht bewiesen werden. Der Verdacht gegen ihn ist aber nicht ausgeräumt. Entsprechend war die Empörung in Spanien groß, als Juan Carlos im Mai 2022 für ein paar Tage zu Besuch in die Heimat kam – ohne irgendein Anzeichen von Reue und auch ohne eine öffentliche Entschuldigung, wie sie Spaniens Regierungschef Pedro Sánchez gefordert hatte.

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