Startseite
Icon Pfeil nach unten
Panorama
Icon Pfeil nach unten

Spanien: Altkönig Juan Carlos darf heim – aber nur zu Besuch

Spanien

Altkönig Juan Carlos darf heim – aber nur zu Besuch

    • |
    Juan Carlos würde gerne dauerhaft nach Spanien zurückkehren.
    Juan Carlos würde gerne dauerhaft nach Spanien zurückkehren. Foto: Daniel Ochoa De Olza, AP/dpa

    Besuche in Spanien ja, aber zunächst keine dauerhafte Rückkehr aus Abu Dhabi in die Heimat. Spaniens 54-jähriger König Felipe VI. hat den Wunsch seines in Ungnade gefallenen Vaters Juan Carlos I., wieder in Spanien wohnen zu dürfen, vorerst abgeschmettert. Damit setzt Felipe ein weiteres Signal, dass er sich von Juan Carlos, dessen finanzielle Machenschaften der Monarchie schweren Schaden zufügten, distanzieren möchte.

    Im Kommuniqué, das der Königspalast veröffentlichte, liest sich dies etwas freundlicher. Es ist eine blumige Erklärung, die in Form eines Briefes von Juan Carlos an seinen „geliebten Sohn“ verfasst ist. Darin schreibt der 84 Jahre alte König im Ruhestand, dass er „im Moment“ seinen Wohnsitz im selbst gewählten Exil in den Vereinigten Arabischen Emiraten beibehalten möchte. Aber dass er künftig regelmäßig nach Spanien reisen werde, „um die Familie und Freunde zu besuchen“.

    Der Familienfrieden ist bei Juan Carlos schon lange dahin

    Der Familienfrieden ist allerdings schon länger dahin. Von seiner Ehefrau, Königin Sofía, lebt Juan Carlos seit Jahren getrennt. Sofía, die auf Juan Carlos wegen seiner außerehelichen Liebesabenteuer nicht gut zu sprechen ist, hat ihren untreuen Ehemann kein einziges Mal in Abu Dhabi besucht. Auch Sohn Felipe verzichtete auf Besuche bei seinem Vater, von dem er sich öffentlich absetzte und dem er die königliche Apanage von 200.000 Euro jährlich entzog. Zur Familie gehören zudem die beiden Töchter Elena und Cristina sowie acht Enkel.

    Für Juan Carlos’ Besuche in der Heimat, die er seit Sommer 2020 nicht mehr betreten hat, stellte Felipe jedoch nun ein paar Bedingungen: Die Reisen müssen diskret stattfinden und strikten privaten Charakter haben. Dem Altkönig wird also kein roter Teppich bei seinen geplanten Visiten in Spanien ausgerollt. Er wird weder bei öffentlichen Anlässen zugegen sein, noch – wie früher – im königlichen Zarzuela-Palast logieren, der sich am Stadtrand Madrids befindet.

    Juan Carlos kann sich nur mit Krücken bewegen

    In Juan Carlos’ Brief an Felipe wird zugleich eine Hintertür für eine spätere definitive Rückkehr nach Spanien geöffnet: Nach der Einstellung der strafrechtlichen Ermittlungen erscheine es mittelfristig angemessen, auch über eine dauerhafte Heimkehr nachzudenken, heißt es in dem Schreiben. Eine Klausel, die etwa im Krankheitsfall zur Anwendung kommen könnte. Juan Carlos kann sich nur mit Krücken bewegen und will, so ließ er durchblicken, nicht fern der Heimat sterben.

    Spanische Königshausexperten sprechen von einem Pakt, der zwischen Spaniens amtierendem königlichen Staatsoberhaupt Felipe und seinem Vorgänger Juan Carlos ausgehandelt worden sei. Ein Pakt der Schadensbegrenzung. Das Ansehen der Monarchie war unter Juan Carlos, der 2014 abdankte, auf einen historischen Tiefstand gefallen. Seitdem versuchen König Felipe und die an seiner Seite stehende Königin Letizia, das Image der Krone wieder zu verbessern.

    Juan Carlos bekam Millionensummen aus fragwürdiger Herkunft

    Juan Carlos hatte im August 2020 Spanien verlassen und sich in Abu Dhabi, der Hauptstadt der Vereinigten Arabischen Emirate, niedergelassen. Die Ausreise erfolgte damals aber nicht freiwillig, sondern auf Druck Felipes. Kurz zuvor war bekannt geworden, dass Juan Carlos in seiner Zeit als Staatsoberhaupt (1975-2014) geheime Konten in der Schweiz unterhalten hatte. Konten, auf denen Millionensummen fragwürdiger Herkunft eingingen. So überwies zum Beispiel die Regierung Saudi-Arabiens im Jahr 2008 100 Millionen Dollar. Möglicherweise Schmiergeld, lautete der Verdacht. Die Summe wurde gezahlt, nachdem Juan Carlos ein für alle Seiten attraktives Milliardengeschäft zwischen der spanischen Bahnindustrie und der saudischen Regierung eingefädelt hatte.

    Zwei Jahre lang ermittelte die Staatsanwaltschaft, die dann vor kurzem ihren Abschlussbericht präsentierte. Danach konnte der Verdacht der Korruption nicht bewiesen, aber auch nicht widerlegt werden. Der Vorwurf des fortgesetzten Steuerbetrugs bestätigte sich hingegen. Trotzdem entkam Juan Carlos einem Gerichtsprozess, die Akten wurden geschlossen. Vor allem, weil Spaniens König laut Verfassung strafrechtlich „unverletzlich“ ist, also für Gesetzesbrüche nicht belangt werden kann.

    „Frei von einer Anklage, aber nicht frei vom Verdacht“, kommentierte die konservative Tageszeitung Abc. Spaniens sozialistischer Regierungschef Pedro Sánchez sagte, dass der alte König der spanischen Gesellschaft eine Erklärung schulde. Und er beklagte: „Das sind verstörende Informationen, die das Vertrauen der Bevölkerung in die Institutionen unterhöhlen.“

    Doch auf eine Erklärung seines wenig beispielhaften Verhaltens verzichtete Juan Carlos nun. Er beschränkte sich auf eine kleinlaute und nebulöse Entschuldigung: „Ich bin mir der Tragweite der vergangenen Vorfälle in meinem privaten Leben bewusst“, schreibt er im Brief an seinen Sohn, „und ich bedauere dies aufrichtig.“

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden