Die Video-App Tiktok gerät in den USA durch Klagen von mehreren US-Bundesstaaten noch mehr unter Druck. Der Vorwurf: Die Plattform Tiktok sei mit Absicht so gestaltet, dass Kinder und Jugendliche immer mehr Zeit dort verbringen wollen. Dies schade dem Wohlbefinden des Nachwuchses. Tiktok wies die Vorwürfe zurück.
Die Generalstaatsanwälte von 13 US-Staaten und der Hauptstadt Washington verweisen in ihrer Klage auf Funktionen wie die Möglichkeit, mit automatisch startenden Videos immer weiter zu scrollen. Das mache gerade Kinder süchtig nach mehr, argumentierten sie. Allerdings werden auch bei der zum amerikanischen Konzern Meta gehörenden App Instagram die Videos automatisch abgespielt.
Filter, die das Aussehen verändern und gefährliche Challenges auf Tiktok
Weiter kritisieren die Generalstaatsanwälte die Möglichkeiten Filter zu nutzen, die das Aussehen verändern, sowie die schnelle Ausbreitung von sogenannten Challenges, bei denen Nutzerinnen und Nutzer Videos mit zum Teil gefährlichen Aktivitäten veröffentlichen. Beispiele dieser Challenges sind etwa die „Hot Chip Challenge“ oder die darauffolgende „Salt Chip Challenge“, bei denen die Jugendlichen extrem scharfe oder salzige Chips essen und sich dabei filmen. Dies kann zum Teil lebensbedrohliche Folgen haben, sowohl in Deutschland als auch in den USA mussten Jugendliche deshalb ins Krankenhaus gebracht werden. Tiktok entgegnete auf die Vorwürfe, dass es robuste Sicherheitsvorkehrungen und Einschränkungen für die Zeit gebe, die junge Nutzer auf der Plattform verbringen würden.
Die US-Regierung hatte bereits im August den juristischen Druck auf Tiktok verstärkt, da sie wegen des Sammelns von Kinderdaten geklagt hatten. Die Video-App und ihr aus China stammender Mutterkonzern Bytedance hätten es Kindern im Alter unter 13 Jahren zu einfach gemacht, ohne Zustimmung der Eltern Accounts zu eröffnen, hieß es in der Klageschrift des US-Justizministeriums.
Tiktok wehrt sich gegen US-Gesetz für Eigentümerwechsel
Tiktok wehrt sich in den USA aktuell bereits gegen ein Gesetz, das einen Eigentümerwechsel erzwingen soll. In der US-Politik wird befürchtet, dass die chinesische Regierung über Bytedance auf Daten amerikanischer Nutzer zugreifen und die App für Propaganda nutzen könnte. Tiktok weist das zurück und zog in den USA vor Gericht, um das Gesetz zu stoppen. Zuletzt versuchte das chinesische Unternehmen nachzuweisen, dass ein Verbot oder Zwangsverkauf der App das Recht auf Meinungsfreiheit in den USA verletzen würde.
Ob Tiktok verboten wird oder nicht, ist noch unklar. Verkauft Tiktok bis Anfang nächsten Jahres an ein nicht-chinesisches Unternehmen oder es droht ein Verbot der App in den Vereinigten Staaten. Dieses Verbot würde dann allerdings erst in einigen Monaten erfolgen – oder möglicherweise erst in einigen Jahren, wenn sich die Angelegenheit vor Gericht hinzieht, sagen Experten. Aber so nah waren die Vereinigten Staaten noch nie dran, eine App zu verbieten, die laut Tiktok von etwa der Hälfte des Landes genutzt wird. (mit dpa)
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