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Solingen: Tote und Verletzte bei Messerangriff auf Stadtfest – Angreifer auf der Flucht

Nordrhein-Westfalen

Drei Tote und mehrere Verletzte bei Messerangriff in Solingen – Täter ist auf der Flucht

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    Polizei und Rettungswagen stehen in der Nähe des Einsatzortes in Solingen.
    Polizei und Rettungswagen stehen in der Nähe des Einsatzortes in Solingen. Foto: Gianni Gattus, dpa

    Ein Angreifer hat am Freitagabend auf der 650-Jahr-Feier der Stadt Solingen drei Menschen mit einem Messer getötet. Vier weitere Menschen wurden laut Polizei schwer verletzt. Zeugenaussagen zufolge habe der Angreifer das Messer aus dem Nichts gezogen, schildert die Polizei. Wegen seines zielgerichteten Vorgehens - er habe gezielt auf den Hals der Opfer eingestochen - müsse man von einem Anschlag ausgehen. Nach der Tat habe er im Tumult und in der sich anfangs ausbreitenden Panik flüchten können. Die Fahndung nach dem Täter läuft, auch Stunden später können die Sicherheitsbehörden noch keine gesicherten Angaben zu seinem Aufenthaltsort oder Aussehen machen.

    Solingen um Mitternacht: Hubschrauber, Straßensperren und ein Täter auf der Flucht

    Polizisten und Sondereinheiten aus ganz NRW werden nach Solingen abgezogen, um die Einsatzkräfte dort zu unterstützen. Die Polizei in Wuppertal ruft via Facebook dazu auf, die Solinger Innenstadt zu meiden. Dem Aufruf scheinen die meisten zu folgen: Rund zwei Stunden nach dem Blutvergießen ist das Stadtzentrum fast menschenleer. Außer dem Knattern eines Hubschraubers, der lange am Himmel kreist, herrscht Stille. Die Stimmung ist gespenstisch.

    Die Polizei hat den Tatort weiträumig abgesperrt. Eine Kette aus Beamten sichert die Zugangswege zu der Straße, in der mehrere Menschen ihr Leben verloren. Stunden später sind nur noch wenige Schaulustige zu sehen, vor allem Journalisten harren weiter aus, um das Geschehen zu begleiten. Zwischendurch lassen die Sicherheitskräfte immer wieder Einsatzfahrzeuge von Polizei, Feuerwehr und Spurensicherung passieren.

    Beamte sichern eine der Straßen in Solingen. Der Täter ist noch auf der Flucht.
    Beamte sichern eine der Straßen in Solingen. Der Täter ist noch auf der Flucht. Foto: Gianni Gattus, dpa

    Um kurz vor ein Uhr in der Nacht trifft Innenminister Reul in Solingen ein, wird von Beamten an den Tatort geführt. Knapp 15 Minuten lang verschafft er sich einen Eindruck, bevor er vor die zahlreichen wartenden Journalisten und Kameras tritt. Vor Spekulationen über den Täter könne er nur warnen, sagt Reul. «Man kann noch nichts sagen zur Person und zum Motiv.» Es gebe dafür einfach keine belastbaren Fakten. Der Mann sei sehr wahrscheinlich als Einzeltäter unterwegs gewesen. Bei den Toten handele es sich um eine Frau und zwei Männer - nach Ministeriumsangaben Besucher des Fests.

    Nach seinem knappen Statement steigt der Minister ins Auto, auch die meisten Journalisten verlassen nun den Tatort. Die Stadt erklärt das ursprünglich auf drei Tage angelegte Stadtfest für beendet. Die intensiven Ermittlungen der Sicherheitsbehörden gehen unterdessen weiter. «Wir arbeiten auf Hochtouren», sagt ein Polizeisprecher. Man müsse die Hinweise und Informationen wie ein «Puzzle» auswerten.

    Oberbürgermeister spricht von Attentat in Solingen

    Solingens Oberbürgermeister Tim Kurzbach reagierte erschüttert. „Heute Abend sind wir alle in Solingen in Schock, Entsetzen und großer Trauer“, schreibt der SPD-Politiker auf der Facebook-Seite der Stadt. „Es zerreißt mir das Herz, dass es zu einem Attentat auf unsere Stadt kam. Ich habe Tränen in den Augen, wenn ich an diejenigen denke, die wir verloren haben. Ich bete für alle, die noch um ihr Leben kämpfen.“

    Aus Anlass des 650. Geburtstags der Stadt Solingen hatte am Freitag ein „Festival der Vielfalt“ begonnen. Es sollte bis Sonntag dauern. In der Ankündigung heißt es: „Solingen Mitte wird dabei zur großen Festmeile: Vom Neumarkt über den Fronhof bis zum Mühlenplatz wird gefeiert.“ In den Straßen erwarte die Besucher ein Programm mit Musik, Kabarett, Akrobatik, Kunsthandwerk, Unterhaltung für Kinder und vielem mehr.

    Ministerpräsident Wüst meldet sich auf X, Innenminister Reul vor Ort

    Ministerpräsident Hendrik Wüst hat sich unterdessen auf der Plattform X zu Wort gemeldet und den Anschlag in Solingen als „Akt brutalster und sinnloser Gewalt“ bezeichnet. Die Tat habe „unser Land ins Herz getroffen“, schrieb er. Nordrhein-Westfalen sei in Erschütterung und Trauer vereint. „In diesen dunklen Stunden sind die Menschen unseres Landes und darüber hinaus mit ihren Herzen und Gedanken in Solingen“, schrieb der CDU-Politiker weiter. Und: „Ein großer Dank gilt den vielen Rettungskräften und unserer Polizei, die in diesen Minuten um Menschenleben kämpfen.“

    Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach schrieb auf X: „Hoffentlich gelingt es den Rettungskräften, die noch lebenden Verletzten zu retten und der Polizei, den feigen und erbärmlichen Täter auf der Flucht zu fassen.“

    Faeser hatte erst kürzlich Verschärfung des Waffenrechts angekündigt 

    Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) hatte angesichts der Zunahme von Messerangriffen erst vor Kurzem eine Verschärfung des Waffenrechts angekündigt. In der Öffentlichkeit sollen Messer demnach nur noch bis zu einer Klingenlänge von sechs Zentimetern statt bisher zwölf Zentimetern mitgeführt werden dürfen. Für gefährliche Springmesser soll es ein generelles Umgangsverbot geben.

    Mitte Juni war ein 27-jähriger Afghane in Wolmirstedt in Sachsen-Anhalt von Beamten erschossen worden, nachdem er zunächst einen 23-Jährigen erstochen und dann auf einer privaten EM-Gartenparty mehrere Menschen verletzt haben soll. In Mannheim hatte am 31. Mai ein Afghane fünf Mitglieder der islamkritischen Bewegung Pax Europa sowie einen Beamten mit einem Messer verletzt. Der Polizist starb später. (dpa)

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    7 Kommentare
    Walter Betz

    "Nach seinem knappen Statement steigt der Minister ins Auto, auch die meisten Journalisten verlassen nun den Tatort. Die Stadt erklärt das ursprünglich auf drei Tage angelegte Stadtfest für beendet."Zitat Presseerklärungen sind heutzutage das Wichtigste. Lasst doch der Polizei ihre Arbeit machen. Sein Bedauern ausdrücken nach so einem Ereignis ist sehr einfach. Danach herrscht Funkstille seitens der Politik.

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    Raimund Kamm

    Nach so einem schrecklichen Verbrechen muss die Polizei ihre Arbeit machen. Sowohl Politiker wie auch Personen in den „sozialen“ Medien sollten sich zurückhalten! Von Augsburg aus gesehen, war es gut, dass der Minister sich vor Ort ein Bild gemacht hat und dann wieder gefahren ist.

    Wolfgang Leonhard

    Walter Betz, wo ist Ihr Problem? Natürlich muss sich auch ein zuständiger Politiker ein Bild von der Lage machen, wenn so etwas passiert. Die Arbeit der Polizei wird dadurch nicht gestört. Völlig verhindern lassen sich solche Taten aber durch keine denkbare politische Maßnahme. Derzeit kann man nur hoffen, dass der Täter bald gefasst wird und keine weiteren Menschen zu Schaden kommen.

    Maria Reichenauer

    Reul hat überraschend souverän reagiert in den Tagesthemen. Er hat sich weder mit Spekulationen noch mit populistischen Sprüchen hervorgetan, auch wenn man ihn schon gerne dahin bringen wollte. Ich war über seinen Auftritt in den Tagesthemen positiv überrascht, muss ich sagen.

    Alfred Wengenmaier

    Ich hoffe, die Wähler geben bei den anstehenden Landtagswahlen den Politikern die rote Karte und stellen sie damit vom Platz!

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    Maria Reichenauer

    ... und nehmen dafür die mit der braunen Karte? Ist das nicht ein wenig einfach gedacht? Glauben Sie wirklich, dass die extremen Parteien auch nur EINE Gewalttat verhindern können?

    Klaus Heiß

    Kommentare zu solchen Taten sind doch absolut überflüssig. Die Tat ist für die Angehörigen und Betroffenen schlimm genug.

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