„Soziale Medien schaden unseren Kindern, und ich werde dem ein Ende machen.“ Mit dieser Kampfansage hat der australische Premierminister Anthony Albanese vor Kurzem einen Gesetzentwurf vorgestellt, den die australische Regierung noch in diesem Monat durchsetzen will. Demnach sollen Jugendliche Social Media erst ab 16 Jahren nutzen dürfen. Der Gesetzentwurf soll schon bald ins Parlament kommen. Die Altersbegrenzung soll dann ein Jahr nach Verabschiedung des Gesetzes in Kraft treten, wie das australische Nachrichtenportal ABC berichtete. Am Mittwoch wurde bekannt, dass die britische Regierung dem Beispiel Australiens folgen könnte. Es werde eine Altersbeschränkung, wie Australien sie anstrebt, in Betracht gezogen, wurde Peter Kyle, Minister für Technologie, zitiert.
Social Media ab 16? Das sagt ein Experte
So eine Regelung auch in Deutschland durchzusetzen, das sei auf jeden Fall möglich, meint Thorsten Naab vom Deutschen Jugendinstitut in München. Das sei eine Frage der Gesetzgebung, in diesem Fall vermutlich auf Bundesebene. „Man kann das zum Beispiel mit dem Jugendschutz begründen“, erklärt er. Naab ist allerdings kein Freund eines solchen Gesetzes, denn die verschiedenen sozialen Netzwerke hätten bereits ein Mindestalter in ihren Geschäftsbedingungen. Für Instagram und TikTok liegt es nach deren Angaben bei 13 Jahren. Nur: Das Alter werde zwar abgefragt, so Naab, eine echte Kontrolle gebe es allerdings nicht. Sehr problematisch sei das bei Porno-Seiten.
Premierminister Albanese betonte daher auch die Verantwortung der Anbieter: „Es liegt bei den Social-Media-Plattformen, nachzuweisen, dass sie angemessene Maßnahmen ergreifen, um den Zugriff zu verhindern. Die Verantwortung liegt nicht bei den Eltern oder den Jugendlichen“, sagte er und kündigte Strafen für die Plattformen bei Verstößen an. Meta, der Mutterkonzern von Facebook und Instagram, erklärte, dass er sich an die Gesetzgebung halten werde. Das Unternehmen argumentierte jedoch, dass sich App-Stores wie die von Apple oder Google um eine Altersabfrage kümmern sollten. Das australische Gesetzesvorhaben ist umstritten, nicht nur, was seine mögliche Umsetzung betrifft. So forderte die Kinderschutzorganisation Save the Children vor wenigen Tagen die Regierung dazu auf, es zu überdenken: Ein Social-Media-Bann könne Kinder in noch gefährlichere Online-Räume drängen.
Eltern sollten Mediennutzung pädagogisch begleiten
Dass grundsätzlich Handlungsbedarf besteht, ist Konsens. „Keine Frage, soziale Medien können gefährlich sein“, sagt Thorsten Naab. Davor hätten Kinder- und Jugendärzte seit Langem gewarnt und auch mehrere Studien unterstützten diese Aussage. Laut einer Studie des Medienpädagogischen Forschungsverbunds Südwest aus dem Jahr 2023 etwa wurde jedes dritte Mädchen und jeder vierte Junge im Netz schon einmal sexuell belästigt. Regelmäßig begegnen den Jugendlichen Fake News, beleidigende Kommentare oder pornografische Inhalte, wie eine Umfrage zeigt. Dieselbe Studie hatte zudem zum Ergebnis, dass Jugendliche täglich mehr als 3,5 Stunden online verbringen.
Trotz alledem sieht Naab ein Nutzungsverbot unter 16 Jahren kritisch. „Verbote ändern selten etwas an der Situation“, ist er überzeugt. Außerdem sei ein derartiges Gesetz ein zu starker Eingriff in die Rechte von Eltern, die die Hauptverantwortung für die Erziehung ihrer Kinder haben sollten.
Mehr Bildung zum Thema Medienkompetenz notwendig
Der Experte ist daher der Meinung, dass mehr in die Medienbildung investiert werden sollte. Damit Eltern die Mediennutzung ihrer Kinder besser betreuen können, bräuchten sie pädagogische Unterstützung. Und auch Kinder sollten bereits in jungen Jahren mehr über das Thema lernen. „Medienpädagogik heißt nicht, dass man alle Grundschüler vor Tablets setzt“, sagt er. Vielmehr solle man ihnen schon früh die Wirkmacht von Medien vermitteln und sie auch mitentscheiden lassen. „Medien sind ein wichtiger Teil der Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen und man löst das Problem nicht durch eine Gesetzgebung, sondern dadurch, dass man die Leute bildet“, so Naab.
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