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Stuttgart-Tatort am 17. November: So wird der neue Krimi am Sonntag

Tatort-Kolumne

Kein schöner Land: Die Stuttgarter „Tatort“-Kommissare ermitteln am Sonntag auf der Alb

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    Unser Kritiker Andreas Frei hat sich den neuen "Tatort" angeschaut.
    Unser Kritiker Andreas Frei hat sich den neuen "Tatort" angeschaut.

    Jessas noi, entfährt es dem gelernten Schwaben, und in diesen 90 Minuten schwäbelt es ganz gewaltig; jessas noi also, sind die zwei Stuttgarter „Tatort“-Kommissare über all die Jahre kuschelig geworden. Lannert (Richy Müller) vertraut Bootz (Felix Klare) mittlerweile sogar seinen Porsche an, ohne sich schlaflos im Bett wälzen zu müssen. Bootz wiederum versorgt den Kollegen mit frischen Unterhosen und Socken. Ach, so ein bisschen gegenseitiges Anmaulen wäre zwischendurch mal wieder schön. Gegen Ende der neuen Folge „Lass sie gehen“ (Sonntag, 20.15 Uhr, ARD) zeigt einer dem anderen zwar den Mittelfinger, aber das ist fast liebevoll gemeint. Und dann werden die zwei auch noch an die Wand gespielt.

    Die Story ist schnell erzählt: Hanna, eine junge Frau von der Alb, liegt tot am Ufer des Neckars in Stuttgart. Sie hatte wenige Monate zuvor Hals über Kopf und wohl auch im Groll ihr Heimatdorf verlassen; ein abgelegenes Nest mit Kirchturm, Gasthof und leeren Straßen. Schnell scheint klar zu sein: Der Schlüssel zur Lösung des Falls liegt in einem der alten Wohnhäuser. Tür auf also für jede Menge Provinzklischees: hier der Porsche-Kommissar aus der Großstadt, dort die verschrobenen Landeier. In diese Falle tappt Drehbuch-Autor Norbert Baumgarten aber nur in den Anfangsminuten. Da prallen hippe Frisbee-Spieler vor Graffiti-Wänden in Stuttgart auf in Olivgrün gekleidetes und mit Gewehren um sich ballerndes Jungvolk im fiktiven Ort Waldingen. Und die dortige Gastwirtin knetet Knödel und bekreuzigt sich, weil ihr ein Fluch über die Lippen geht.

    In diesem Stuttgarter „Tatort“ glänzen die Schauspieler, weniger die Story

    Das ist dramaturgisch überschaubar und nicht wahnsinnig komplex erzählt, und natürlich läuft es wieder auf die Frage hinaus: Wer von den vielen Verdächtigen war es nun? Bis – auch das ein „Tatort“-Standard – am Ende der Überraschungsmoment wartet. Was diesen Krimi trotzdem sehenswert macht, ist im doppelten Sinne das Schauspiel der Ortsbewohner. Beeindruckend die so harte wie von Schuldgefühlen geplagte Wirtin und Mutter der Toten, Luise Riedle (Julika Jenkins), und Vater Hannes (Moritz Führmann), der die Familie zusammenzuhalten versucht, dann aber einen teuflischen Plan schmiedet. Die Kamera gönnt sich Studien verzweifelter Gesichter und der Ton längere Auszeiten – großartig.

    Kommissar Lannert (Richy Müller) kümmert sich um Luise Riedle (Julika Jenkins), die Mutter der Toten.
    Kommissar Lannert (Richy Müller) kümmert sich um Luise Riedle (Julika Jenkins), die Mutter der Toten. Foto: Benoît Linder, SWR/dpa

    Ganz stark auch Timocin Ziegler in der Rolle des verdächtigen, unglücklich verliebten Stalkers Marek Gorsky. Der ist erst noch Teil der verschworenen Dorfgemeinschaft – die sich dann aber am Stammtisch das Maul zerreißt, als Gorsky ins Visier der Ermittler gerät: „Des isch a falscher Hund. Der ganza Familie ka ma net traua. Die sind au net von do.“

    Um mit der schwäbischen Küche zu bilanzieren: Da steht eine ordentliche Portion Spätzle mit Soß auf dem Krimi-Tisch. Die allerdings aus der schauspielerischen Haute Cuisine.

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