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Shahed 136: Kamikazedrohne von Russland aus Iran erklärt

Krieg in der Ukraine

Shahed 136: So funktioniert Russlands Kamikazedrohne aus dem Iran

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    Eine Shahed 136 im ukrainischen Luftraum. Kurz darauf schlug die Drohne in Kiew ein.
    Eine Shahed 136 im ukrainischen Luftraum. Kurz darauf schlug die Drohne in Kiew ein. Foto: Efrem Lukatsky, dpa

    Eine neue Phase im Krieg in der Ukraine hat begonnen – und mit dieser rücken die Kamikazedrohnen in den Mittelpunkt. Russland nutzt die sogenannten Einwegdrohnen für Luftangriffe in vielen Regionen in der Ukraine, auch in der Hauptstadt Kiew. Dabei kommen unbemannte Flugzeuge zum Einsatz, welche aus dem Iran stammen.

    Shahed 136: Kamikaze-Drohne von Russland stammt aus dem Iran

    Mitte September meldeten die Ukrainer zum ersten Mal, dass sie eine iranische Kamikazedrohne abgeschossen haben. Seitdem werden die unbemannten Flugzeuge immer wieder im ukrainischen Luftraum gesichtet – und sie schlagen auch immer wieder ein. Zuletzt vor allem in der ukrainischen Hauptstadt Kiew. Mittlerweile ist klar: Es handelt sich um um Kamikazedrohnen vom Typ "Shahed 136".

    Die unbemannten Luftfahrzeuge stammen aus dem Iran und werden von dem iranischen Unternehmen Iran Aircraft Manufacturing Industrial Company hergestellt. Die Drohne wurde neben den Iranern auch bereits von den Huthi-Rebellen im Jemen genutzt. Laut dem Magazin Forbes wurde die Shahed 136 auch bei einem Zwischenfall im Arabischen Meer 2021 eingesetzt, bei dem zwei Drohnen das Tankschiff M/V Mercer Street getroffen hatten. Nun werden sie offensichtlich auch an Russland verkauft, worüber bereits in den ersten Monaten im Krieg in der Ukraine spekuliert wurde. Über eine Stückzahl, welche Moskau erworben hat, ist nichts bekannt.

    Russland setzt iranische Kamikazedrohne ein: Wie funktioniert die Shahed 136?

    Es handelt sich bei den Drohnen des Typs Shahed 136 um "Loitering Weapons", also "lauernde Waffen". Dieser Begriff stammt von ihrer Funktionalität. Die Kamikazedrohnen kreisen lauernd über dem Zielgebiet, um sich in die Tiefe zu stürzen, sobald ihnen ein genaues Ziel zugewiesen wurde. Die Kamikazedrohne zerstört sich beim Aufprall selbst. Daher wird sie auch Einweg-Drohne genannt.

    Bei der Shahed 136 handelt es sich um einen Deltaflügler. In der Nase befindet sich ein Gefechtskopf, der die gewollte Zerstörung ermöglicht, welche die Kamikaze-Drohne herbeiführen kann. Der Propeller-Antrieb befindet sich im Heck. Beim Start wird dieser von einer Rakete unterstützt, welche das unbemannte Flugzeug dann abwirft. Daher nennt das Military Watch Magazine die Shahed-Drohne auch eine Mischung aus unbemanntem Flugzeug und Marschflugkörper. Das Trägergestell ist für mehrere Shahed 136 ausgelegt und kann auf einen gewöhnlichen Lastwagen montiert werden.

    Ein Vorteil der Kamikazedrohnen ist, dass sie wesentlich günstiger als Langstrecken-Lenkwaffen sind. Diese haben die russischen Streitkräfte laut dem Bericht auch schon zu großen Teilen aufgebraucht. Die Shahed-Drohnen navigieren laut dem ukrainischen Portal Defense Express über GPS. Wenn das der Fall ist, könnten sie keine beweglichen Ziele angreifen.

    Masse statt Klasse: Shahed-Drohnen sind günstig, aber tödlich

    Russland setzt durch die Drohnen auf Masse statt Klasse. Die Ukrainer haben in den vergangenen Wochen immer wieder bewiesen, dass sie in der Lage sind, die Kamikaze-Drohnen vom Himmel zu holen, bevor sie Schaden anrichten konnten. Das liegt auch daran, dass sie relativ niedrig fliegen. Die Drohnen befinden sich laut dem Ukrainischen Militärzentrum in einer Höhe zwischen 60 und 4.000 Metern. Aus diesen Gründen werden die Shahed 136 wohl auch im Schwarm eingesetzt. So kann mangelnde Zuverlässigkeit und mangelnde Präzision kompensiert werden. Laut Oleg Katkow, Chefredakteur des Defense Express, werden fünf bis sechs Shahed-Drohnen auf ein Ziel abgeschossen. Mit der Hoffnung, dass einige der unbemannten Flugzeuge ihr Ziel erreichen. Katkow schätzt, dass Russland bis zu 1.000 der Shahed 136 besitzt. Der genaue Preis ist dabei unbekannt. Die Herstellungskosten liegen für die iranische Firma aber wohl bei rund 20.000 US-Dollar, weswegen die Kamikaze-Drohnen vergleichsweise günstig im Einsatz sein sollten. Für die Ukrainer lohnt es sich dann kaum, Flugabwehrraketen einzusetzen, die bis zu 300.000 US-Dollar kosten können.

    Gelingt dies, können die Shahed-Raketen eine große Zerstörung anrichten. Die Sprengköpfe können wohl 50 bis 60 Kilogramm wiegen. Das Startgewicht der Shahed 136 liegt bei etwa 200 Kilogramm. Der iranische Hersteller gibt die Reichweite der Drohnen mit 2000 bis 2500 Kilometern an. Einige Militärexperten bezweifeln das. Katkow schätzt sie auf "maximal mehrere hundert Flugkilometer". Für eine größere Reichweite müsste demnach der Motor stärker und das Flugzeug schwerer sein.

    Technische Daten der Shahed 136 Kamikazedrohnen im Überblick

    • Gewicht: 200 Kilogramm
    • Spannweite: 2,5 Meter
    • Geschwindigkeit: 180 bis 200 km/h
    • Einsatzradius: Unterschiedliche Angeben von mehreren Hundert Kilometern bis 2.500 Kilometern
    • Gewicht der Sprengköpfe: 50 bis 60 Kilogramm
    • Flughöhe: Bis zu 4.000 Meter
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