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Missbrauchsfall Wermelskirchen: Prozess hat begonnen

Sexuelle Gewalt

124 Taten in 14 Jahren: Prozess im Fall Wermelskirchen hat begonnen

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    Außenansicht des Landgerichts Köln.
    Außenansicht des Landgerichts Köln. Foto: Oliver Berg, dpa

    Jahrelang soll er sich online als Babysitter angeboten, Familien angenähert und Kindern sexuelle Gewalt angetan haben. Es geht um 124 Taten in den Jahren 2005 bis 2019. Jetzt steht der 45-Jährige in Köln vor Gericht. Am Dienstag wurde die umfangreiche Anklageschrift verlesen.

    In 99 Fällen handelt es sich um Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs von Kindern. Allein an 13 Kindern im Alter von 11 Monaten bis 13 Jahren soll der Angeklagte selbst Taten begangen haben. Andere drehten sich unter anderem um Beihilfe zu Missbrauch oder auch um kinderpornografische Schriften. Der 45-Jährige soll mit einer Vielzahl von Männern kinderpornografische Bilder und Videos "unvorstellbarer Brutalität" getauscht haben.

    Sein Anwalt hatte bereits vor dem Prozess angekündigt, dass der Angeklagte ein Geständnis ablegen wolle. Sein Mandant habe sich auch während der Ermittlungen der Polizei kooperativ gezeigt, erklärte er. Das Landgericht Köln hat zunächst Verhandlungstage bis Ende Februar 2023 angesetzt.

    Spezialkräfte nahmen Wermelskirchener vor einem Jahr fest

    Spezialkräfte hatten den 45-Jährigen aus Wermelskirchen im vergangenen Dezember festgenommen. Im Sommer dieses Jahres machten die Ermittler den Fall publik. Der Zugriff erfolgte nach damaligen Angaben in einer spektakulären Aktion: Damit die Polizei unverschlüsselten Zugriff auf Dateien bekam, sollen Einsatzkräfte den Mann am eingeschalteten Rechner überwältigt habe. Offenbar war er gerade in einer Videokonferenz mit Arbeitskollegen. Diese hätten zunächst angenommen, dass es sich um einen Überfall handle.

    Die mutmaßlichen Taten des 45-Jährigen und das gefundene Material lösten Fassungslosigkeit aus. "Ein solches Ausmaß an menschenverachtender Brutalität und gefühlloser Gleichgültigkeit gegenüber kleinen Kindern, ihren Schmerzen und ihren Schreien ist mir noch nicht begegnet", erklärte Kölns Polizeipräsident Falk Schnabel damals.

    Aufdeckung des Missbrauchsfalls Wermelskirchen schlug große Wellen

    Die Aufdeckung des Missbrauchsfalls Wermelskirchen hatte große Welle geschlagen. Er hatte zu zahlreichen weiteren Ermittlungsverfahren gegen weitere Beschuldigte geführt. Laut der Staatsanwaltschaft sind es mittlerweile mehr als 130.

    In der öffentlichen Wahrnehmung steht der Fall in einer Reihe mit anderen großen Missbrauchskomplexen der vergangenen Jahre – etwa mit Lügde, Bergisch Gladbach und Münster. Ermittler stießen dabei auf zum Teil weit verzweigte Geflechte aus Missbrauchstaten und Tätern. (mit dpa)

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