Eine bahnbrechende Meldung sorgt in den Medien für Aufsehen: Zum ersten Mal konnte eine Frau mit Typ-1-Diabetes durch eine Stammzellentransplantation geheilt werden. Millionen Betroffenen weltweit und auch den rund 370.000 Typ-1-Patienten in Deutschland gibt dies neue Hoffnung. Denn bislang galt Typ-1-Diabetes als unheilbar. Worum es in dem konkreten Fall ging und was dies für die Zukunft von Diabetes-Patienten bedeuten könnte, erfahren Sie in diesem Artikel.
Typ 1-Diabetes: Was ist das und wie unterscheidet er sich von Typ 2?
Diabetes Typ 1 ist laut dem Portal diabinfo.de eine Autoimmunerkrankung, bei der das körpereigene Immunsystem die insulinproduzierenden Zellen in der Bauchspeicheldrüse zerstört. Insulin ist das Hormon, das den Blutzuckerspiegel reguliert. Und Menschen mit Typ-1-Diabetes sind auf Insulinspritzen angewiesen, um ihren Blutzucker zu kontrollieren. Diabetes Typ 1 und Typ 2 unterscheiden sich vorwiegend in ihrer Ursache und Behandlung, denn im Gegensatz zu Typ-1-Diabetes entwickelt sich Typ 2 häufig erst im Erwachsenenalter und ist dem Portal zufolge eng mit Übergewicht, Bewegungsmangel und einer ungesunden Ernährung verbunden. Bei Typ 2 produziert der Körper zwar noch Insulin, kann es aber nicht effektiv nutzen – es folgt eine sogenannte Insulinresistenz. In vielen Fällen kann Typ 2 aber durch eine gesunde Lebensweise und Medikamente kontrolliert werden, ohne dass Insulinspritzen notwendig sind. Im Gegensatz dazu sind Menschen mit Typ-1-Diabetes bislang darauf angewiesen, lebenslang Insulin zuzuführen.
Heilung für Typ-1-Diabetes? Stammzellentransplantation macht Hoffnung
Dies könnte sich in einigen Jahren aber ändern, wenn es nach einem Bericht des renommierten Magazins Nature geht. In diesem wurde Ende September von einem medizinischen Fall berichtet, bei dem eine Typ-1-Patientin nach einer Transplantation in der Lage war, wieder eigenständig Insulin zu produzieren. Der Fall betrifft eine 25-jährige Frau aus Tianjin (China). Demnach wurden der 25-Jährigen von Forschern Stammzellen entnommen, die anschließend im Labor reprogrammiert wurden.
Die Forscher, unter der Leitung von Deng Hongkui von der Peking University, setzten eine spezielle Technik ein, bei der die entnommenen Zellen in einen sogenannten pluripotenten Zustand zurückversetzt wurden. Das bedeutet, dass die Zellen in jeden beliebigen Zelltyp des Körpers umgewandelt werden können – in diesem Fall zu insulinproduzierenden Zellen. Diese Technik, die ursprünglich von Shinya Yamanaka in Japan entwickelt wurde, ermöglicht es dem Bericht zufolge, körpereigene Zellen für therapeutische Zwecke zu nutzen, ohne das Risiko einer Abstoßung durch das Immunsystem zu erhöhen.
In einer rund 30-minütigen Operation im Juni 2023 seien der Frau etwa 1,5 Millionen dieser insulinproduzierenden Zellen in die Bauchmuskulatur injiziert worden. Der neue Ansatz, die Zellen in die Bauchmuskulatur statt wie üblich in die Leber zu transplantieren, habe es den Forschern erlaubt, die Zellen besser zu überwachen und gegebenenfalls zu entfernen, falls Komplikationen auftreten.
Bereits zweieinhalb Monate nach der Transplantation habe die Frau begonnen, genug Insulin zu produzieren, um ohne zusätzliche Insulinzufuhr auszukommen. Seitdem hat sie stabile Blutzuckerwerte, ohne die gefährlichen Schwankungen, die für Typ-1-Diabetes typisch sind. Über ein Jahr nach der Transplantation könne sie nach eigenen Angaben „alles essen“, was zuvor aufgrund ihres Diabetes‘ nicht möglich war.
Dies ist ein bedeutender Fortschritt in der Behandlung von Diabetes Typ 1, da bisherige Ansätze entweder Insulinspritzen oder Transplantationen von Spenderinseln erforderten – beide mit erheblichen Einschränkungen. Die Stammzellentransplantation bietet dem Bericht zufolge nun eine potenziell unbegrenzte Quelle an insulinproduzierenden Zellen, da diese im Labor gezüchtet werden könnten.
Typ-1-Diabetes: Kann er endlich geheilt werden?
Während der Fall der 25-Jährigen vielversprechend ist, betonten die Forscher in einer Mitteilung jedoch, dass die Methode noch nicht ausgereift sei. Die Frau, die bereits immunsuppressive Medikamente wegen einer früheren Lebertransplantation einnahm, zeigte keine Anzeichen von Abstoßung. Doch für andere Patienten bleibe dieses Risiko weiterhin bestehen, weil das Immunsystem neue Zellen angreift, auch wenn diese aus den eigenen Stammzellen des Patienten gewonnen wurden. Dies sei ein entscheidender Punkt, der weiter untersucht werden müsse.
Der Forscher Deng Hongkui von der Peking University, der das Verfahren entwickelt hat, erklärte, dass die Ergebnisse der ersten drei Patienten vielversprechend seien. Dennoch seien weitere Studien nötig, um die Sicherheit und Wirksamkeit der Methode zu bestätigen. Sollte sich die Therapie als effektiv herausstellen, könnte dies aber Millionen Menschen mit Diabetes Typ 1 eine neue Hoffnung bieten.
Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.
Registrieren sie sichSie haben ein Konto? Hier anmelden