Die Zeitenwende ist erfolgt: Die Bundesrepublik hat seit Beginn des Krieges die eigene Politik bei Rüstungsexporten grundlegend geändert. Waffen werden nun auch ins Kriegsgebiet geliefert – und zwar an die Ukraine, die von Russland angegriffen wird. Allerdings nur bis zu einem Punkt, denn Deutschland gibt es dabei ein Tabu: die Lieferung von schweren Waffen. Um diese ist mittlerweile eine hitzige Diskussion ausgebrochen. Doch um eine solche führen zu können, muss zunächst der Begriff klar sein.
Schwere Waffen, Definition: Was sind schwere Waffen?
Schwere Waffen werden oftmals auch als schwere Waffensysteme bezeichnet. Laut der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) stellen sie "den Kern moderner Streitkräfte" dar. Sie unterscheiden sich wesentlich von den Klein- und Leichtwaffen, zu denen beispielsweise Gewehre und Panzerfäuste gehören. Allerdings muss man schwere Waffen auch klar von Massenvernichtungswaffen abgrenzen, zu denen atomare und biologische Waffen wie auch Chemiewaffen zählen.
Die bpb unterteilt schwere Waffen in vier Kategorien, die allesamt viele weitere Unterteilungen aufweisen:
- Gepanzerte Fahrzeuge(Kampfpanzer, leichte Panzer, schwere Panzer, Mannschaftstransportwagen)
- Artillerie (Selbst fahrende Geschütze und gezogene Geschütze mit einem Kaliber von mehr als 100 Millimeter, Mehrfachraketenwerfer)
- Kampfflugzeuge (Jagdflugzeuge, Kampfhubschrauber)
- Großkampfschiffe: (Überwasserkampfschiffe von mehr als Korvettengröße, U-Boote)
Wird Deutschland schwere Waffen in die Ukraine liefern?
Bundeskanzler Olaf Scholz hielt sich bislang bedeckt, nachdem am Dienstag die russische Großoffensive im Osten der Ukraine begonnen hat, nahm er jedoch Stellung. Wie die anderen G7-Staaten werden keine schweren Waffen ins Kriegsgebiet geliefert. Das Zögern der Bundesrepublik hat dabei vor allem einen Grund: Einige Experten befürchten, dass Russlands Präsident Wladimir Putin das Liefern von schweren Waffen als Kriegseintritt bewertet. Eine offizielle Definition für einen solchen gibt es derzeit nicht.
Ein weiteres Problem ist, dass die ukrainischen Soldaten viele der schweren Waffen gar nicht bedienen könnten. Sie müssten erst geschult werden – und zwar über Monate. Zeit, welche das ukrainische Militär inmitten des Krieges kaum hat. Und noch eine Problemstellung: Die Ersatzteile für die schweren Waffen sind oftmals kaum zu bekommen.
Welche schweren Waffen könnte Deutschland liefern?
Konkrete Angaben gibt es hierfür bislang nicht. Allerdings eine Wunschliste der Ukraine. Präsident Wolodymyr Selenskyj fordert von Deutschland und anderen EU-Nationen laut der Bild folgende schwere Waffen:
- Panzer –Bevorzugt den sowjetischen Kampfpanzer T-72. Auch der Panzer Leopard und der deutsche Schützenpanzer Marder stehen zur Debatte.
- Gepanzerte Mannschaftstransportwagen – Die Bundeswehr verfügt über die Modelle Duro 3 und GTK Boxer.
- Mehrfachraketenwerfer – Gepanzerte Raketenwerfer, mit denen mehrere Raketen gleichzeitig abgefeuert werden. Die Bundeswehr nutzt das Modell Mars II.
- Haubitzen –Artilleriegeschosse (Kanonen), mit denen Granaten eine extrem weite Entfernung überwinden können.
- Militärflugzeuge –Neben den Mig-Kampfjets werden von der Ukraine auch Eurofighter gewünscht, die jedoch eine lange Ausbildung verlangen.
- Flugabwehrsysteme – Deutschland besitzt Stinger-Raketen, die per Hand von der Schulter abgefeuert werden. Auch komplexere Systeme nutzt die Bundeswehr.