Startseite
Icon Pfeil nach unten
Panorama
Icon Pfeil nach unten

Schweinegrippe: Auf der Suche nach der verlorenen Seuche

Schweinegrippe

Auf der Suche nach der verlorenen Seuche

    • |
    H1N1-Impfung. Bild: dpa
    H1N1-Impfung. Bild: dpa

    Im Herbst hatte die Schweinegrippe fast täglich die Schlagzeilen beherrscht. Manche Experten sahen schon eine Pandemie herannahen. Inzwischen scheint die

    Auch das Robert-Koch-Institut spricht in seinem Influenza-Wochenbericht von einer äußerst geringen Bedrohung des A/H1N1-Virus für Bayern. Die Erhöhung der Atemwegserkrankungen soll laut dem Bericht nicht im direkten Zusammenhang mit dem

    Allein im Landkreis Aichach waren im vergangenen Jahr rund 700 Menschen an Schweinegrippe erkrankt. Seit dem Jahreswechsel sind es dort gerade einmal zwei. Im Juli 2009 war der erste Fall von Schweinegrippe bekannt geworden. Im September erreichten die Fallzahlen hier einen ersten Höhepunkt und brachten den Landkreis im bayernweiten Vergleich auf den zweiten Rang. Dr. Michael Hennig, Leiter des Gesundheitsamtes am Landratsamt, glaubt: "Das hing vor allem damit zusammen, dass die Ärzte hier sehr bereitwillig ihre Fälle gemeldet haben."

    Kein Grund zur Sorglosikeit

    Es dauerte nicht lange, und die anderen Landkreise "holten auf". Als im November die zweite Welle über den Landkreis hinwegrollte, lag das Wittelsbacher Land im bayernweiten Vergleich genau im Durchschnitt. Auch dieser ist beachtlich: 701 Influenzafälle wurden Hennig zufolge im vergangenen Jahr beim Gesundheitsamt gemeldet. Zwar umfasst diese Zahl sowohl Patienten mit saisonaler Grippe als auch solche mit Schweinegrippe. Doch Hennig geht davon aus, dass "etwa 98 Prozent dieser Fälle" auf Schweinegrippe zurückgehen.

    Warum es in diesem Jahr erst zwei Erkrankte im Landkreis gibt, weiß niemand so genau. Doch die Zahlen decken sich Hennig zufolge mit der Häufigkeitsstatistik des Landesamtes für Gesundheit. Hennig hat eine Besonderheit beobachtet: Zwar hätten sich meist weitere Personen an einem Schweinegrippe-Patienten angesteckt. "Doch auf dritte Personen ist der Virus kaum gegangen."

    Hennig hält es für möglich, dass der Virus mit jeder Übertragung schwächer geworden sein könnte. Grund zu Sorglosigkeit sei das jedoch nicht. Nur zehn bis 20 Prozent der Bevölkerung seien bislang durch Impfung, Erkrankung oder stille Immunisierung immunisiert. Würde eine dritte Erkrankungswelle anrollen, wäre das zu wenig. Dr. Joachim Bringmann, Allgemeinmediziner aus Aichach, rechnet nicht mehr damit, dass die Schweinegrippe wiederkommt. Schon seit etwa acht Wochen habe es in seiner Gemeinschaftspraxis mit Dr. Christoph Bringmann keine Verdachtsfälle mehr gegeben. Auch nach der Impfung habe niemand mehr gefragt. Im vergangenen Jahr waren in der Praxis etwa 160 Personen geimpft worden. Bringmann sagt: "Es ist schon erstaunlich, wie rabiat das abgenommen hat."

    Auch normale Grippe bleibt aus

    Auch die saisonale Grippe mache sich jetzt im Februar, normalerweise Hochsaison, kaum bemerkbar. Kehre die Schweinegrippe in den nächsten vier Wochen nicht zurück, sei sie wohl sang- und klanglos vorbei, vermutet er. Insgesamt 40 Dosen Impfstoff hat die Praxis noch. Sie werden wohl keine Abnehmer mehr finden.

    Dr. Heinz Ullrich vom Zentrum für Allgemeinmedizin in Aichach macht politische Gründe für die Impfkampagne gegen die Schweinegrippe verantwortlich: "Man wollte nicht auf dem Impfstoff sitzen bleiben", glaubt er. 300 Personen waren im Zentrum für Allgemeinmedizin im vergangenen Jahr geimpft worden. Wie viele Patienten tatsächlich an Schweinegrippe erkrankt waren, weiß Ullrich nicht. "Wir haben irgendwann aufgehört zu testen, weil die Tests unzuverlässig waren." Außerdem seien die Erkrankungen weitestgehend normal verlaufen.

    Dr. Michael Hennig vom Gesundheitsamt rechnet damit, dass mit der Jahresimpfung gegen die saisonale Grippe auch ein Impfstoff gegen die Schweinegrippe verabreicht werden wird. Somit dürfte die Impfung wesentlich geräuschloser ablaufen. In Sachen Schweinegrippe scheint sich die Lage beruhigt zu haben. "Wir warten auf die nächste Schreckensmeldung", sagt Dr. Heinz Ullrich dazu trocken. Nicole Simüller

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden