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Schule: Großbritannien diskutiert über Handyverbot an Schulen

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Großbritannien diskutiert über Handyverbot an Schulen

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    97 Prozent der Kinder im Alter von zwölf Jahren besitzen ein eigenes Mobiltelefon, hat die britische Medienaufsichtsbehörde Ofcom ermittelt.
    97 Prozent der Kinder im Alter von zwölf Jahren besitzen ein eigenes Mobiltelefon, hat die britische Medienaufsichtsbehörde Ofcom ermittelt. Foto: Sebastian Kahnert, dpa (Symbolbild)

    Rishi Sunak will etwas sagen, dann klingelt sein Smartphone – er drückt den Anruf weg. Als er weiterreden möchte, klingelt es erneut. Zu sehen ist das in einem Videoclip, den der britische Premierminister über Instagram verbreitet hat. Um auf Probleme hinzuweisen, die Smartphones im Alltag verursachen können. Und darauf, wie er sie zu lösen gedenkt, zumindest an den Schulen seines Landes. Sunak also will Schulleiterinnen und -leiter darin bestärken, Smartphones zu verbannen. Sie sollen die Nutzung von Mobiltelefonen während des gesamten Schultages, einschließlich der Pausen, an ihren Einrichtungen verbieten.

    "Schulen sind Orte, an denen Kinder lernen sollen, und Mobiltelefone sind mindestens eine unerwünschte Ablenkung im Unterricht", erklärte auch die konservative Bildungsministerin Gillian Keegan. Sunak und sie setzen auf neue Leitlinien, die ein einheitlicheres Vorgehen ermöglichen sollen. Gesetzlich verpflichtend seien diese nicht, betonen Experten.

    Tausende Britinnen und Briten schlossen sich bereits der Kampagne "Eine Kindheit ohne Smartphones" an

    Eltern reagierten mit Zustimmung – vielen von ihnen gehen die Leitlinien aber nicht weit genug, zumal die meisten Schulen längst Maßnahmen ergriffen haben. Und weil die Kinder Smartphones ohnehin vor allem in der Freizeit nutzen. Der britischen Medienaufsichtsbehörde Ofcom zufolge besitzen 97 Prozent der Kinder im Alter von zwölf Jahren ein eigenes Gerät. Und so starteten die Journalistin Daisy Greenwell und die Psychologin Clare Reynolds die Kampagne "Smartphone Free Childhood" ("Eine Kindheit ohne Smartphones"). Tausende Britinnen und Briten schlossen sich ihr in kurzer Zeit an.

    Unter ihnen befindet sich Mike Baxter, Vater einer achtjährigen Tochter und Direktor einer weiterführenden Schule, der City of London Academy in Southwark im Süden Londons. Er forderte schon im vergangenen Jahr ein Verbot von Smartphones bis zum 16. Lebensjahr, vergleichbar mit den Beschränkungen für Jugendliche bei Alkohol und Tabak. Sowie die Entwicklung einer Technologie, die für Minderjährige ausschließlich den Zugriff auf sinnvolle Apps zulässt.

    Baxter sei durch seine Erfahrungen als Schulleiter für das Thema sensibilisiert worden. Wenn er mit Schülerinnen und Schülern der Oberstufe über deren Smartphone-Nutzung rede, seien diese rückblickend oft selbst schockiert, berichtet er. "Fast jeder von ihnen sagt: ,Es ist verrückt, dass ich TikTok, Instagram und YouTube so nutzen durfte, wie ich es in der siebten, achten, neunten und zehnten Klasse getan habe.' Alle sagen das, wirklich alle."

    Eine konservative Abgeordnete fordert ein Verbot sozialer Medien für unter 16-Jährige

    Dass inzwischen im ganzen Land über das Thema diskutiert wird, hat auch viel mit Esther Ghey zu tun. Deren Tochter Brianna wurde vor fast einem Jahr von zwei mittlerweile verurteilten Teenagern getötet. Sie hatten nachweislich gewalttätige Videos angeschaut. Ghey fordert unter anderem spezielle Smartphones für Jugendliche. "Sie könnten ja genauso wie jene für Erwachsene aussehen, aber ohne die Möglichkeit, Social-Media-Apps herunterzuladen", sagt sie.

    Die konservative Abgeordnete Miriam Cates, die sich sogar für ein Verbot sozialer Medien für unter 16-Jährige einsetzt, unterstützt die Forderungen und Initiativen der Eltern. "Von erhöhten Selbstmordraten, Mobbing und sexuellem Missbrauch bis hin zu Suchtverhalten und verminderter Konzentrationsfähigkeit: Die Beweise sind eindeutig, dass Smartphones und soziale Medien schlecht für Kinder sind", sagt sie. Die Kampagne bezeichnet sie als brillant. "Wir müssen dem eine Gesetzgebung folgen lassen." Die konservative Regierung reagierte darauf bislang zurückhaltend. Premier Sunak betonte, dass das im vergangenen Jahr verabschiedete Gesetz zur Online-Sicherheit bereits zum Schutz beitrage.

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