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Schüsse in Paris: Mehrere Verletzte - Mutmaßlicher Täter festgenommen

Paris

Schüsse auf kurdisches Zentrum: Verdächtiger kommt in Psychiatrie

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    Die französische Polizei rückte am Freitag in Paris zu einem Großeinsatz aus.
    Die französische Polizei rückte am Freitag in Paris zu einem Großeinsatz aus. Foto: Thomas Samson, AFP/dpa

    Das Viertel um die Metrostationen Strasbourg – Saint-Denis und Château d’Eau in der Nähe des Pariser Ostbahnhofs ist eines der multikulturellsten der Stadt und stets sehr belebt – und ganz besonders am Tag vor Heiligabend. Hier in der Straße Rue d’Enghien vor einem kurdischen Gemeindezentrum eröffnete ein 69-jähriger Mann am Freitagmittag das Feuer auf Passanten. Er erschoss drei Menschen und verletzte drei weitere Personen. Bei den drei Getöteten handelte es sich um kurdische Aktivisten.

    Schüsse in Paris: Mehrere Verletzte, mutmaßlicher Täter festgenommen

    "Wir gingen die Straße entlang, als wir Schüsse hörten, die Leute liefen nach links, nach rechts davon", berichtete Ali, ein Augenzeuge, gegenüber dem französischen Infosender BFMTV. Er habe mitbekommen, wie die Polizei einen großen, "relativ alten" Mann festnahm. Aufgrund von Verletzungen wurde er ins Krankenhaus gebracht. Bei dem mutmaßlichen Täter handelt es sich um einen 69 Jahre alten Franzosen.

    Die französische Justiz ermittelt auch wegen eines rassistischen Motivs gegen den Mann. Wie die Pariser Staatsanwaltschaft am Samstag mitteilte, bleibe die Maximalstrafe, die dem Verdächtigen droht, unverändert bei lebenslanger Haft. Bereits am Freitag wurden Ermittlungen wegen vorsätzlicher Tötung und schwerer Gewalt eingeleitet. Der Polizeigewahrsam des mutmaßlichen Täters wurde zunächst verlängert. Doch stellte ein Arzt einer Untersuchung am Samstag fest, dass der Gesundheitszustand des Mannes sich nicht mit seinem Aufenthalt in Polizeigewahrsam vertrage. Der Verdächtige kam auf die psychiatrische Station der Polizeipräfektur. Sobald sein Gesundheitszustand es ermöglicht, soll der Mann einem Ermittlungsrichter vorgeführt werden.

    Tat in Paris: "Er wollte offensichtlich Ausländer angreifen"

    "Er wollte offensichtlich Ausländer angreifen", sagte Frankreichs Innenminister Gérald Darmanin am Freitagabend. Ob sich der Anschlag explizit gegen Kurden richtete, sei aber unklar. Das Motiv sei unbekannt, der Verdächtige sei nicht als Rechtsextremist bei den Sicherheitsbehörden erfasst gewesen, ein rechter Hintergrund der Tat werde aber geprüft. Der Dachverband Demokratischer Kurdischer Rat in Frankreich (CDK-F) hatte den Angriff als "terroristische Attacke" gewertet, zu der es nach zahlreichen türkischen Drohungen gekommen sei. Die Türkei bekämpft seit langem kurdische Unabhängigkeitsbestrebungen, die von der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK und weiteren kurdischen Organisationen vorangetrieben werden.

    Den Behörden ist der Rentner, der laut französischen Medien früher als Lokführer bei der französischen Bahn gearbeitet hatte, wegen versuchten Mordes aus rassistische Motiven heraus in den Jahren 2016 in einem nördlichen Vorort von Paris und im Dezember 2021 in der französischen Hauptstadt bekannt.

    Weil William M. vor einem Jahr Flüchtlinge in einem Lager aus Zelten im Südosten von Paris mit einem Säbel angegriffen und zwei Personen verletzt hatte, war er erst am 12. Dezember unter Auflagen aus dem Gefängnis freigekommen. Bald sollte der Prozess gegen ihn beginnen. "Bislang wurde die Terror-Abteilung der Staatsanwaltschaft nicht eingesetzt", sagte die Pariser Staatsanwältin Laure Beccuau nach der Tat.

    Mehrere Abgeordnete vor allem der linksextremen Partei LFI (La France Insoumise) reagierten sehr schnell. "Die rassistische Rechtsextreme muss unschädlich gemacht werden", schrieb LFI-Fraktionschefin Mathilde Panot auf Twitter. Die Rechtsextreme Marine Le Pen reagierte mit "Entsetzen", wie sie schrieb: "Unsere Gedanken gehen zu den Familien, die von diesem Drama getroffen wurden."

    Tote bei Schüssen in Paris: Tatort in der Nähe eines kurdischen Kulturzentrums

    Der Sprecher des kurdischen Zentrums, Agit Polat, erhob schwere Vorwürfe: "Einmal mehr konnten uns die französischen Behörden nicht beschützen. Für uns ist dies eine terroristische Attacke." Diese schreibe sich in ein angespanntes Klima an, das die Türkei bewusst anheize.

    Am Pariser Place de la République versammelten sich am Samstagmittag etliche Menschen, um den Angriff zu verurteilen. Lokale Medien berichteten von einer teils aufgeheizten Stimmung. Am Rande der Demonstration am Place de la République sei es auch zu einzelnen Ausschreitungen gekommen. Der Sender BFMTV schrieb, Demonstranten hätten die Polizei beworfen; womit genau, war zunächst unklar. Die Ordnungskräfte hätten Tränengas eingesetzt.

    Nach dem Angriff will Frankreich kurdische Treffpunkte schützen. Landesweit sollten durchgehend Wachen an Versammlungsorten der kurdischen Gemeinde aufgestellt werden. Innenminister Darmanin wollte zudem prüfen, ob es weitere Bedrohungen gegen Kurdinnen und Kurden in Frankreich gebe. Er kündigte weiter an, auch türkische diplomatische Vertretungen im Land zu schützen, um Gegenangriffe zu verhindern. (mit dpa)

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