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Insekten: Schmetterlinge in der Stadt: Warum verhungern sie trotz blühenden Blumen?

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Schmetterlinge in der Stadt: Warum verhungern sie trotz blühenden Blumen?

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    Ein Kleiner Kohlweißling sitzt in einem Lavendelfeld auf einer Blüte. Selbst wenn das Nahrungsangebot gut ist, haben Schmetterlinge in der Stadt ihre Probleme.
    Ein Kleiner Kohlweißling sitzt in einem Lavendelfeld auf einer Blüte. Selbst wenn das Nahrungsangebot gut ist, haben Schmetterlinge in der Stadt ihre Probleme. Foto: Felix Kästle, dpa (Smybolbild)

    Das Auge isst bekanntlich beim Menschen mit. Geht es nach Pollen sammelnden Insekten wie Bienen, Schmetterlinge und Co. kommt noch vor dem großen Gaumenschmaus einem anderen Sinn große Beachtung zu: dem Riechen. Denn auf der Suche nach Nektar verlassen sie sich auf den Duft der angestrebten Pflanze. Was aber, wenn diese Verbindung gestört wird? Genau diese Fragen haben Forscher ergründet - mit einer überraschenden Erkenntnis.

    Insekten: Warum sind Sinne überlebenswichtig?

    Auch Insekten verfügen über durchaus komplexe Gehirnvorgänge. Das Verarbeiten von Sinneswahrnehmungen ist für uns wie Tiere überlebenswichtig. Dabei ist das Sehen, Riechen und Fühlen, wie es der Mensch kennt, nicht vergleichbar mit der Lebensrealität von Insekten. So gibt es beispielsweise Spinnen, die mit ihren Beinen hören können, fliegende Vertreter der Klasse werden von Licht angezogen und andere verwenden olfaktorische, also den Geruchssinn betreffende Signale aus der Umgebung, um Paarungspartner, Eiablageplätze oder Nahrungsquellen ausfindig zu machen.

    Auf letztgenannten Mechanismus haben jetzt Forscher aus den USA und China genauer geschaut. Für eine Studie, die im Magazin "Science" erschienen ist, haben sie untersucht, wie sich Schadstoffe in der Luft auf Blütenduft und nächtliche Bestäubung auswirken.

    Schmetterlinge in der Stadt: Viele blühende Blumen, viele störende Stoffe?

    Das Verhalten von Insekten ist für Forscher ständig Anlass für Studien. Durchaus überraschende Neuigkeiten aus der Wissenschaft treten regelmäßig an die Oberfläche. Etwa, dass Ayurveda depressive Fruchtfliegen heilen könnte, sich manche Insekten schon vor 100 Millionen Jahren mit Tier- und Pflanzenmaterial auf ihrem Rücken getarnt haben oder sich die Schneefliege selbst die Beine amputiert.

    Vor ihrer Untersuchung mit dem Titel "Olfaction in the Anthropocene: NO3 negatively affects floral scent and nocturnal pollination" (zu Deutsch etwa: "Geruchssinn im Anthropozän: NO3 wirkt sich negativ auf Blumenduft und nächtliche Bestäubung aus") haben die Forscher festgestellt, dass durch den Menschen verstärkte Oxidationsmittel wie Ozon (O3) und Nitratradikale (NO3) Blumendüfte schnell abbauen. Das könnte die Anziehungskraft von Blüten für Bestäuber verringern. 

    Experiment: Schadstoffe in der Luft behindern Insekten

    Zwar stehen für beispielsweise Schmetterlinge in der Stadt viele blühende Blumen zur Verfügung, trotzdem könnten sie verhungern. Denn die Forschenden betonen: "Gängige Luftschadstoffe wie Ozon beeinträchtigen Blumendüfte und damit möglicherweise die Fähigkeit von Insekten, Blumen zu finden und zu bestäuben."

    Die Forschenden gingen dem Phänomen mit einem nächtlichen Blumen-Motten-System auf den Grund. So fanden sie unter anderem heraus, dass relevante NO3-Konzentrationen den Besuch von Blumen durch Motten verhindern würden.

    Übrigens: Insekten besiedeln die ganze Welt. Sogar in uns selbst sind bereits Exemplare gefunden worden, etwa im Darm eines Patienten.

    Haben Bestäuber Schwierigkeiten, hat der Mensch Schwierigkeiten

    So heißt es in der Studie folglich weiter: "Globale atmosphärische Modelle der Oxidation von Blumendüften zeigen, dass Bestäuber in bestimmten städtischen Gebieten möglicherweise eine geringere Fähigkeit haben, Blumen wahrzunehmen und anzusteuern. Diese Ergebnisse veranschaulichen die Auswirkungen anthropogener Schadstoffe auf das Geruchsvermögen von Tieren und deuten darauf hin, dass solche Schadstoffe die globale Bestäubung entscheidend beeinflussen können." 

    Und dann wären letzten Endes auch die Menschen davon betroffen. Denn wie die Europäischen Kommission betont, würde neuen Forschungsergebnissen zufolge ein Drittel der weltweiten Ernte von Nutzpflanzen stammen, die von Bestäubern abhängig sind.

    Wussten Sie, dass Insekten also durchaus nützliche Tiere sind? Selbst die von vielen verhassten Wespen haben ihre Aufgabe in der Natur. In keinem Fall ist es daher ratsam, nach deren Leben zu trachten. Das betrifft auch andere Tiere wie Spinnen, die nicht die Toilette heruntergespült werden sollten. Wer letztere meiden möchte, sollte vielmehr nachdenken, sich bestimmte Pflanzen in die Wohnungen zu stellen, die bekannt sind, Spinnen zu verscheuchen.

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