Bereits zum zweiten Mal dient das Schloss Elmau in Oberbayern als Kulisse für das G7-Treffen. Juni 2022 reisten wieder die Staats- und Regierungschefs der wichtigsten Industrienationen der Welt zum Gipfel an. Dann blickt die ganze Welt auf das idyllisch gelegene Schloss. Am Sonntag fiel der Startschuss.
Schloss Elmau: Ort und Lage
Das Schloss Elmau liegt auf 1008 Meter oberhalb der Ortschaft Klais in der Gemeinde Krün im Landkreis Garmisch-Partenkirchen in Oberbayern. Nicht weit entfernt sind Mittenwald und Garmisch-Partenkirchen sowie die Grenze zu Österreich. Hinter dem Hotel erhebt sich das Wettersteingebirge. Die Landeshauptstadt München liegt etwa 100 Kilometer weit vom Schloss entfernt, das österreichische Innsbruck nur etwa 40 Kilometer weit. Das Schloss selbst ist mittlerweile ein Luxus-Hotel. Der offizielle Name: Schloss Elmau Luxury Spa Retreat & Cultural Hideaway. Der Grundpreis für eine Nacht im Doppelzimmer liegt im Mai 2022 bei 930 Euro. Ein Schloss ist es nicht im monarchischen, sondern im übertragenen Sinne wegen seiner Architektur und Größe.
Alle Infos zum anstehenden G7-Gipfel 2022 bekommen Sie hier: G7-Gipfel 2022 auf Schloss Elmau: Termin, Themen, G7-Mitglieder
Geschichte von Schloss Elmau
Das Schloss Elmau wurde im Jahr 1916, mitten im Zweiten Weltkrieg, erbaut. Bauherr war der protestantische Theologe, Philosoph und Autor Dr. Johannes Müller (1864-1949). Er wollte einen Ort für den „Freiraum des persönlichen und gemeinschaftlichen Lebens“ schaffen. Finanzielle Hilfe bekam er von Elsa Gräfin von Waldersee. Architekt war Müllers Schwager Carlo Sattler.
Müllers Gäste sollten "Ferien vom Ich" auf Schloss Elmau machen können und die Seele baumeln lassen. Dabei stand vor allem die Idylle der Natur im Vordergrund, aber auch Konzerte und Tanzabende. Der Individualisierung des Ichs durch den Kapitalismus sollte hier entgegengetreten werden. Diese Ursprungsidee des Schlosses ist nicht ohne jede Ironie, ist es doch heute ein Luxushotel für Superreiche.
1933 dann wurde Müller Anhänger Adolf Hitlers. Er sah in Hitler den Anführer der „nationalen Revolution des Gemeinnutzes über den Eigennutz", das "Werkzeug in Gottes Hand". Von dessen Antisemitismus und Rassenlehre distanzierte Müller sich aber noch zu Zeiten der NS-Herrschaft, sie habe ihm "Schamesröte ins Gesicht" getrieben. Auch deshalb wurde er nie Mitglied der NSDAP. Seine Kritik am Judenhass der Nazis brachte ihm Auftrittsverbote und ein Verbot seiner Werke ein, nie aber eine Verhaftung. Von seiner Verehrung für Hitler wollte Müller aber trotzdem nicht abrücken; er bezeichnete ihn weiter als "das Empfangsorgan für die Regierung Gottes und Sender der ewigen Strahlen" und strebte weiterhin die "Wiedergeburt des deutschen Volkes" an.
Nach Brand 2005 wurde Elmau als Luxushotel aufgebaut
1942 verpachtete Müller das Anwesen an die Wehrmacht, um einer Beschlagnahmung durch die SS zuvorzukommen. Soldaten konnten sich hier von der Front erholen. Nach Kriegsende wurde Müller in einem Entnazifizierungsverfahren als Hauptschuldiger verurteilt. Als Gründe wurden seine "Verherrlichung von Hitler in Wort und Schrift" sowie die breite Wirkung seiner Ansichten angeführt. Die US-Armee beschlagnahmte das Schloss Elmau und nutze es kurze Zeit als Lazarett. Danach verfügte die Bayerische Regierung über das Anwesen und nutzte es unter anderem als Erholungsort für Tuberkulosepatienten.
Zwei Kinder von Müller pachteten das Anwesen dann 1952 und eröffneten ein Hotel. Nach erfolgreichem Abschluss eines Revisionsverfahrens gegen das Urteil der Entnazifizierungsspruchkammer zugunsten von Müller wurden seine Kinder Bernhard und Sieglinde 1961 Eigentümer von Elmau. 2005 brannte das Hotel ab und wurde von Johannes Müllers Enkel Dietmar Mueller-Elmau und dem Enkel des ursprünglichen Architekten, Christoph Sattler, als Luxushotel wieder aufgebaut.
Prominente Gäste auf Schloss Elmau
Seit den 1950er Jahren zog es Politiker, Autoren, Philosophen und Personen des Öffentlichen Lebens nach Elmau. Darunter waren zum Beispiel Yehudi Menuhin, Benjamin Britten, Herman Prey, Friedrich Gulda, Gidon Kremer, Thomas Quasthoff, Johannes Rau und Vicco von Bülow. Dazu kommen die Staats- und Regierungschefs der Staaten, die 2015 beim G7-Gipfel unter der Schirmherrschaft der ehemaligen Bundeskanzlerin Angela Merkel auf Schloss Elmau waren. Darunter der damalige US-Präsident Barack Obama.