Eine Schlafparalyse kann sich anfühlen, als sei man im Wachzustand in einem Albtraum gefangen. Betroffene berichten häufig von beängstigenden Erlebnissen. Gefährlich ist dieser Zustand in aller Regel zwar nicht, doch tritt er bei einer breiten Masse der Gesellschaft auf. Der Schlafparalyse, die auch Schlaflähmung oder Schlafstarre genannt wird, liegt ein Phänomen zugrunde, das mit dem Traumschlaf der Menschen zu tun hat.
Schlafparalyse: Symptome und Erklärung
Um die Schlafparalyse zu verstehen, muss man sich zunächst mit dem REM-Schlaf beschäftigen. Dabei handelt es sich um eine Schlafphase, die sich durch ein hochaktives Gehirn auszeichnet. „Das Gehirn ist ähnlich aktiv, wie es im Wachzustand der Fall ist“, erklärt Dr. Hans-Günter Weeß, Leiter des Schlafzentrums im Pfalzklinikum, unserer Redaktion. Das habe zur Folge, dass im REM-Schlaf häufig Träume ausgelebt sind, die oft nah an tatsächlichen Erlebnissen sind. Die Schlafphase wird daher auch als Traumschlaf bezeichnet.
Damit die Träume nicht ausagiert werden, ist in unserem Körper ein Schutz eingebaut. „Im REM-Schlaf sind wir quasi gelähmt“, sagt Weeß. Und genau an dieser Stelle kommt die Schlafparalyse ins Spiel. Sie ist „das Bewusstwerden des Lähmungszustandes im REM-Schlaf“, wie Prof. Dr. Riemann unserer Redaktion erklärt.
Das Gehirn wird wach und das Bewusstsein kehrt zurück. Sie können die Augen aufmachen, sich aber nicht bewegen. Die Muskulatur ist paralysiert.
Prof. Dr. Dieter Riemann, Vorstandsreferent der dt. Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM)
Der Zustand der bewussten Schlaflähmung hält oftmals nur einige Sekunden an. „Wenn eine Schlafparalyse minutenlang anhält, dann ist das sehr lang“, meint Riemann. Je länger die Schlafstarre, desto unangenehmer das Gefühl für Betroffene. Viele berichten von einem Gefühl der Verzweiflung, das immer stärker wird. Es geht in Erleichterung über, sobald die Schlafparalyse ein Ende findet.
Wie häufig tritt die Schlafparalyse auf?
Laut Riemann durchleben rund 50 Prozent der Menschen die Schlafparalyse mindestens einmal in ihrem Leben. Viele nicht häufiger als dieses eine Mal. Nur bei wenigen Menschen tritt das Phänomen häufiger und regelmäßig auf. Nicht ganz so selten ist eine Vorstufe der Schlafparalyse. „In einer solchen will man häufig im Schlaf weglaufen, fühlt sich aber wie in Gelee eingepackt“, beschreibt Riemann.
Schlafparalyse: Halluzinationen sind keine Seltenheit
Die Erlebnisse während einer Schlafparalyse beschreiben viele Betroffene als äußerst real. Zudem haben sie häufig das Gefühl, nicht allein zu sein. Das Sehen von Menschen oder anderweitigen Gestalten ist weit verbreitet. Manche berichten nach einer Schlafparalyse von Monstern, die sie heimsuchten.
Schlafparalyse: Ursachen und Hintergrund
Über die Ursachen der Schlafparalyse gibt es wenige gesicherte Erkenntnisse. Es handle sich um „Fehlschaltungen in unseren Systemen“, sagt Riemann: „Die Anatomie switcht nicht mit und es läuft etwas in der Kommunikation nicht richtig“. Die Gründe für diese Fehlschaltungen sind offenbar vielschichtig. Im AOK Gesundheitsmagazin ist nachzulesen, dass die folgenden Faktoren die Gefahr für eine Schlafparalyse erhöhen können.
- Stress
- Schlafmangel
- Psychische Erkrankungen
- Panikstörungen
- Krampfanfälle
- Hoher Neurotizismus-Score (Neigungen zur Reizbarkeit, Unsicherheit und Nervosität)
Ist die Schlafparalyse gefährlich?
Riemann stellt klar, dass eine Schlafparalyse „irritierend und angstauslösend“ sein kann. Es handle sich um eine unangenehme Erfahrung, „in der Regel ist das Phänomen allerdings harmlos.“ Es gebe nur ein Szenario, welches alles andere als ungefährlich sei: Schlafparalyse tritt häufig als Symptom von Narkolepsie auf.
Bei der Narkolepsie handelt es sich um eine seltene Krankheit, die dauerhafte Müdigkeit mit sich bringt. Auch hier liegt eine Störung des REM-Schlafs vor. Laut Riemann tritt sie plötzlich auf, die Erkrankten schlafen dann abrupt ein.
Manche Erkrankten sind schon beim Geschlechtsverkehr eingeschlafen.
Prof. Dr. Dieter Riemann, Vorstandsreferent der dt. Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM)
Die Schlafattacken können gefährlich werden. Beispielsweise, wenn eine erkrankte Person beim Fahrradfahren oder Autofahren einschläft.
Was kann man gegen die Schlafparalyse tun?
Um die Gefahr einer Schlafparalyse zu senken, sollte man den eigenen Schlafbedarf erfüllen. Wer ausreichend schläft und geistig wie körperlich gesund ist, hat gute Chancen, das unangenehme Erlebnis zu vermeiden. Wer trotz dieser Voraussetzungen immer wieder von den Symptomen der Schlafparalyse heimgesucht wird, kann wenig dagegen tun. Laut den Angaben im AOK Gesundheitsmagazin gibt es keine wissenschaftlich belegten Behandlungsmöglichkeiten.
Der beste Umgang mit der Schlafparalyse ist es, ruhig zu bleiben. Dabei hilft das Bewusstsein dafür, dass es sich nicht um eine bösartige und gefährliche Erkrankung handelt. Während der Lähmung kann es helfen, sich darauf zu konzentrieren, die Augen, oder einen Finger zu bewegen. Dadurch kann der Körper die Schlafparalyse eventuell schneller abschütteln.
Übrigens: Eine weitere Erkrankung rund um den REM-Schlaf ist die REM-Schlaf-Verhaltensstörung. Diese kann als Gegenteil der Schlafparalyse angesehen werden, da bei Betroffenen während des REM-Schlafs die Lähmung nicht durchgehend anhält. Das führt dazu, dass Träume ausagiert werden.
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