Über die optimale Schlafdauer kann man keine generelle Aussage treffen. „Manche kommen mit vergleichsweise wenig Schlaf aus und manche brauchen mehr“, stellt Dr. Hans Günter Weeß im Gespräch mit unserer Redaktion klar. Der Schlafforscher, der das Schlafzentrum im Pfalzklinikum leitet, erklärt, dass manche Menschen bereits nach sechs oder sieben Stunden ausgeschlafen sind. Andere würden sich auch nach neun Stunden Schlaf noch nicht fit für den Tag fühlen.
Egal, wie hoch der Schlafbedarf ist, er sollte erfüllt werden. Denn Schlafmangel ist ungesund und kann schwerwiegende Folgen mit sich bringen. Doch was genau passiert bei Schlafmangel? Wir haben Schlafexperten zu Folgen und Symptomen von Schlafmangel gefragt.
Erste Schlafmangel-Symptome machen sich schnell bemerkbar
Wer in einer Nacht wenig Schlaf abbekommt, der muss sich nach dem Aufstehen nicht zwangsläufig schlecht fühlen. Das hat mit dem REM-Schlaf zu tun, der auch als Traumschlaf bekannt ist. „Wenn wir zu wenig von ihm haben, werden wir euphorisch“, erklärt Weeß. Trotzdem kann sich Schlafmangel schon nach einer kurzen Nacht bemerkbar machen.
„Wer unter seinem individuellen Richtwert bleibt, wird zunächst die Müdigkeit merken“, sagt Prof. Dr. Dieter Riemann im Gespräch mit unserer Redaktion. Auch eine emotionale Unausgeglichenheit sei ein typisches Symptom für Schlafmangel. Konzentrationsschwächen können ebenfalls bereits bei kurzfristigem Schlafmangel auftreten.
Schlafmangel-Folgen nach einer Woche
Je mehr wir in Schlafrückstand geraten, desto schwerwiegender zeigen sich die Symptome des Schlafmangels. Häufig treten bei Schlafmangel Kopfschmerzen und Übelkeit als Symptome auf. „Unsere Konzentrationsfähigkeit und Leistungsfähigkeit lassen nach“, ergänzt Riemann. Eine weitere Folge von Schlafmangel kann bereits enorm gefährlich werden.
Wenn man in einer Woche jeden Tag statt sieben Stunden nur sechs Stunden schläft, dann steigt die Wahrscheinlichkeit für Sekundenschlaf.
Prof. Dr. Dieter Riemann, Vorstandsreferent der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM)
Sekundenschlaf wird vor allem am Steuer gefährlich. Laut dem Mobilitätsmagazin sind rund 25 Prozent der Unfälle auf deutschen Straßen auf das Phänomen zurückzuführen. Und auch am Arbeitsplatz kann das plötzliche Einnicken Gefahren mit sich bringen. Vor allem auf einer Baustelle oder in einer Fabrik.
Extremer Schlafmangel: Symptome und Folgen
Die Folgen von Schlafentzug werden nach und nach immer schwerwiegender. Nach einigen Wochen, in denen das Schlafbedürfnis nicht erfüllt wird, verstärken sich die Schlafmangel-Symptome, die sich bereits vorher bemerkbar gemacht haben. Chronischer Schlafmangel kann in der Folge zu schweren Krankheiten führen.
„Wenn Sie längerfristig, also über Jahre, zu wenig schlafen, dann kann sich das auf Ihren Stoffwechsel auswirken“, sagt Riemann: „Das geht einher mit einer Zunahme des Gewichts, mit einer erhöhten Ausschüttung von Stresshormonen und einem erhöhten Risiko für Herzkreislaufkrankheiten.“
Eine häufige Folge von Schlafmangel ist Bluthochdruck. Auch Herzkrankheiten können immer wieder auf Schlafmangel zurückgeführt werden. Zudem beeinflusst nicht ausreichender Schlaf die Insulinsensibilität, was zu einem erhöhten Diabetes-Risiko führen kann.
Schlafmangel-Symptome für die Psyche
Schlafmangel-Folgen können sich auch rund um die Psyche bemerkbar machen. Zunächst nehmen die Konzentrationsfähigkeit und die Gedächtnisfähigkeit ab. Das führt dazu, dass man sich schlecht konzentrieren kann und sich leicht reizbar zeigt.
Außerdem steigt das Risiko für psychische Erkrankungen. „Bei langfristigem Schlafmangel kommt es zu einem erhöhten Risiko von Angsterkrankungen und Depressionen“, klärt Riemann auf.
Wie lange braucht der Körper, um sich von Schlafmangel zu erholen?
Es stellt sich die Frage, ob man Schlaf überhaupt nachholen kann. Damit hat sich der US-amerikanische Schlafforscher David F. Dinges mit seinem Team von der University of Pennsylvania in Philadelphia beschäftigt. Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass Schlafmangel gut eingedämmt werden kann, wenn man einmal ausschläft. Demnach kann sich der Körper wieder ausgeschlafen und fit fühlen. Die volle Leistungsfähigkeit kehre aber erst nach mehreren Nächten mit ausreichendem Schlaf zurück.
Es ist allerdings schwer, sich von chronischem Schlafmangel zu erholen. Laut eines Berichts von ARD alpha braucht der Körper für jeden Tag, den man nicht schläft, zwei Tage, um sich von diesem zu erholen. Eine Erholung kann demnach erst dann stattfinden, wenn das eigentliche Schlafbedürfnis erreicht wird - und man trotzdem noch weiterschläft.
Übrigens: Auch mit dieser Frage haben wir uns beschäftigt: Wie viel Schlaf ist gesund?
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