Alles begann vor 13 Jahren. Karima El Mahroug war in Mailand auf die Polizeidienststelle gebracht worden, der 17-jährigen Marokkanerin wurde Diebstahl vorgeworfen. Was folgte, ging in die jüngere Geschichte Italiens ein. Der damalige Ministerpräsident Silvio Berlusconi ließ bei der Polizei anrufen. Es handele sich um die Nichte des damaligen Präsidenten Ägyptens, Hosni Mubarak, ließ Berlusconi verbreiten. Angeblich, um einen diplomatischen Zwischenfall zu vermeiden, gab der Regierungschef die Order, El Mahroug von Nicole Minetti, einer Vertrauten und Regionalpolitikerin seiner Partei, abholen zu lassen. Der Bunga-Bunga-Skandal nahm seinen Lauf.
Es ist nicht der erste Bunga-Bunga-Prozess
In der Folge flogen die orgiastischen Soireen des italienischen Ministerpräsidenten auf.
dessen vorerst letzter am Mittwoch mit einem Urteil in erster Instanz zu Ende ging: Silvio Berlusconi und alle weiteren 29 Angeklagten wurden vom Vorwurf der Zeugenbestechung freigesprochen. Unter ihnen auch El Mahroug, damals von den Gazetten „Ruby Rubacuori“ (Ruby Herzensbrecherin) getauft, sowie 20 weitere junge Damen, die an den Festen teilgenommen hatten.Der inzwischen 86 Jahre alte Berlusconi, für den die Anklage sechs Jahre Haft gefordert hatte, kam offenbar wegen eines Verfahrensfehlers davon. Seine Anwälte hatten argumentiert, dass die (falschen) Zeugenaussagen der Teilnehmerinnen im Prozess nicht verwendbar gewesen seien. Die Frauen hätten selbst von Anfang an als Beschuldigte behandelt werden müssen und deshalb ein Recht zur Aussageverweigerung gehabt. Mithin könnten ihre Aussagen als Zeuginnen nicht verwendet werden. Die Anklage ließ zunächst offen, ob sie in Berufung gehen werde.
Von Korruption könne keine Rede sein, heißt es vor Gericht
Im aktuellen Fall war Berlusconi angeklagt, Zeugen im ersten Prozess bestochen zu haben, damit sie zu seinen Gunsten aussagten. Tatsächlich behaupteten die meisten Teilnehmerinnen damals, bei den Orgien habe es sich nur um „elegante Abendessen“ mit Animation gehandelt. Die Tatsache, dass Berlusconi mehr als ein Dutzend der Teilnehmerinnen mit einer Monatsgage von 2500 Euro, Wohnungen und dem Versprechen von TV-Engagements versorgt hatte, rechtfertigten seine Anwälte so: Der großzügige Unternehmer habe nur den erlittenen Image-Schaden der Frauen kompensieren wollen. Von Korruption könne keine Rede sein.
Am Montag hatte
die Nebenklage im Ruby-Prozess gegen Berlusconi zurückgezogen, die ihr Vorgänger Paolo Gentiloni 2017 verfügt hatte, weil das Amt des Ministerpräsidenten durch den Bunga-Bunga-Skandal „weltweit in Verruf geraten“ war. Politisch hielt Meloni diese Klage nun nicht mehr für opportun. Sie begrüßte den Freispruch am Mittwoch als „ausgezeichnete Nachricht“. Berlusconis Partei Forza Italia ist einer der drei Partner ihrer rechten Koalitionsregierung.