Die RSV-Welle in Deutschland hat begonnen. Das berichtet das Robert-Koch-Institut (RKI) in seinem Wochenbericht zu akuten Atemwegserkrankungen. Der Beginn wurde rückwirkend auf die Woche ab dem 20. November datiert.
Vor allem Kinder im Alter bis vier Jahre haben sich mit RSV infiziert. Für die Woche vom 27. November bis zum 3. Dezember wurden dem RKI bislang insgesamt 1096 Fälle übermittelt. Seit mehreren Wochen sei ein steigender Trend verzeichnet worden, der sich in den letzten beiden Wochen noch verstärkt habe. 326 Fälle wurden in einem Krankenhaus behandelt. Insbesondere Kinder unter zwei Jahren waren laut dem RKI von einer Krankenhauseinweisung betroffen.
RSV-Welle in Deutschland: So verläuft eine Infektion
RSV ist die Abkürzung für Respiratorisches Synzytial-Virus. Bei einer Infektion bekommen Kinder meist zuerst eine laufende Nase und verlieren den Appetit. Der Rachen kann entzündet sein. Daraufhin folgen Husten und Niesen. Häufig tritt laut der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung auch Fieber auf. In der Folge seien zum Beispiel Lungenentzündungen möglich. Bei schwerem Verlauf könne eine Beatmung nötig sein.
Als Risikogruppen für schwere Verläufe gelten zum Beispiel Frühgeborene, Kinder mit Lungen-Vorerkrankung oder mit Herzfehler, Erwachsene über 65 und Menschen mit beeinträchtigtem Immunsystem. Grundsätzlich kann man in jedem Alter an RSV erkranken und sich wiederholt infizieren. Nach RKI-Angaben wurde die Verbreitung in der Bevölkerung lange Zeit unterbewertet. Eine RSV-Meldepflicht ist noch relativ neu.
Ähnlich wie bei Corona und der Grippe setzten Ärzte auch bei RSV auf eine Impfung. "Seit diesem Jahr haben wir zwei neue Impfmöglichkeiten gegen RSV. Das ist umso wichtiger, da es keine spezielle Therapie gegen das Virus gibt", sagt Marcus Krüger, Chefarzt der Kinderintensivstationen in der München Klinik Schwabing und Harlaching. "Ältere Menschen können sich mit der neuen aktiven Impfung effektiv schützen. Für die Kindermedizin ist das wichtig, weil dann die Großelterngeneration als Infektionsquelle für Säuglinge wegfällt." Im Sommer wurde der Impfstoff in Europa für Schwangere zugelassen. Die von der Mutter gebildeten Antikörper schützten auch das Kind vor allem in den Wochen nach der Geburt. Würden die Impfmöglichkeiten genutzt, sei er zuversichtlich, dass es RSV in etwa fünf Jahren nicht mehr in der Heftigkeit wie zuletzt geben werde, sagt Krüger.
RSV-Welle begann im vergangenen Jahr deutlich früher
Im vergangenen Jahr begann die RSV-Welle deutlich früher. In vielen Ländern hatte sie heftige Auswirkungen. Kliniken und Kinderarztpraxen waren zeitweise überlastet. Es waren viele Kinder betroffen, die wegen der Corona-Pandemie und den dagegen getroffenen Maßnahmen zuvor keinen Kontakt zu dem Erreger hatten. Deutsche Fachleute hatten für diesen Winter eine normale Welle erwartet. (mit dpa)