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Royals: 25. Todestag von Diana: Was wäre eigentlich, wenn sie noch leben würde?

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25. Todestag von Diana: Was wäre eigentlich, wenn sie noch leben würde?

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    Prinzessin Diana auf einem Foto von 1996, etwas mehr als ein Jahr vor ihrem Tod.
    Prinzessin Diana auf einem Foto von 1996, etwas mehr als ein Jahr vor ihrem Tod. Foto: John Giles, PA/epa, dpa

    Was wäre eigentlich, wenn sie noch leben würde? Mit dieser Frage nähert sich die britische Schriftstellerin Rose Tremain in der Zeitung The Telegraph dem 25. Todestag Dianas am 31. August. Und damit jener Frau, die von der schüchternen Kindergärtnerin zur „Prinzessin der Herzen“, ja zur „Königin der Herzen“ aufstieg. Tremain stellt gleich zu Beginn ihrer Reise in diese fiktive Gegenwart klar: „Sie ist immer noch schön.“ Und: Sie verzeihe ihrem Sohn Harry, dass er mit Meghan in die USA ausgewandert sei, als Folge eines Zerwürfnisses mit der Königsfamilie. Schließlich, beteuert die bei Tremain 61-jährige Diana, die ihre blonden Haare nach wie vor kurz trägt, in einem – erdachten – Interview mit der Autorin, „verzeiht man seinen Kindern doch einfach alles, oder?“

    Damit wird ein Bild Dianas gezeichnet, das heute das kollektive Gedächtnis weitgehend dominiert: das einer liebenden, verständnisvollen Mutter, warmherzig, perfekt – und natürlich schön. Zu schön, um wahr zu sein. Wenig märchenhaft waren vor allem die letzten Lebensjahre der Prinzessin, ihr tragischer Tod. Gejagt von Paparazzi war es in einem Tunnel in der Pariser Innenstadt zu einem Autounfall gekommen. Die damals 36-Jährige erlag im Krankenhaus ihren Verletzungen.

    „Bücher über Diana sind nicht mehr so gefragt“, sagt der Buchhändler

    Anlässlich des Todestages nehmen sich die britischen Medien ihrem Leben und ihrem Sterben einmal mehr an – mal mehr, mal weniger geschmackvoll, vor allem aber, ohne etwas wirklich Neues zu erzählen. So berichtet der Daily Star von einem australischen Jungen, der als Zweijähriger erzählt haben soll, dass er einst Prinzessin Diana gewesen sei, in einem Schloss namens Balmoral. Auch über einen Ersthelfer, der ihre letzten Worte gehört haben will, erscheinen Artikel, wieder einmal. Die britische Ausgabe der Zeitschrift OK! widmet Diana gar eine 194-seitige Sonderausgabe mit vielen großformatigen Bildern. Es geht um ihre Hochzeit, ihre Ehe mit Prinz Charles, ihr soziales Engagement, ihre Kinder Harry und William. Der Titel: „Diana. Ihr Leben und ihr Erbe, 25 Jahre später.“

    Diana-Statue im Garten des Kensington Palastes in London, wo die Prinzessin einst lebte.
    Diana-Statue im Garten des Kensington Palastes in London, wo die Prinzessin einst lebte. Foto: Dominic Lipinski, PA Wire/dpa

    Das Interesse an Diana ist in Großbritannien also immer noch vorhanden, sicher. Aber ist es über die Jahre nicht auch etwas verblasst? Mark, ein Buchhändler, der sich seine Brille in die Haare gesteckt hat, bezweifelt das, zunächst. Der 50-Jährige arbeitet in einer Filiale der Buchhandelskette Waterstones im Londoner Zentrum. Auf die Frage, ob er denn eine Biografie Dianas im Laden vorrätig habe, gerät er dann aber ins Grübeln. In den großen Auslagen im oberen Stockwerk jedenfalls kann er nichts finden. „Hier befinden sich nur Bücher über die Queen und welche über die jüngeren Royals.“

    Fündig wird der Buchhändler erst im Untergeschoss. Hier steht eine Biografie Dianas aus dem Jahr 2007, in pinkfarbenem Einband, im Regal. Eingeklemmt zwischen zwei Büchern über Charles, ihren Ex-Mann. „Bücher über Diana sind nicht mehr so gefragt“, resümiert Mark fast entschuldigend.

    „Die Aufmerksamkeit ist tatsächlich etwas zurückgegangen“, bestätigt Pauline MacLaran, die sich an der Royal Holloway Universität in London mit dem Bild der königlichen Familie befasst. Vor allem junge Britinnen und Briten kennen Diana nur noch aus Erzählungen – oder aus der Netflix-Serie „The Crown“ und dem Film „Spencer“ von 2021, der ein Wochenende im Leben Dianas im Jahr 1991 beschreibt. Er gilt durch seine klaustrophobische Stimmung als eine Art royaler Horror-Film.

    „Man wird sie immer als eine Kraft für das Gute in Erinnerung behalten“, sagt Kathryn Thomas.
    „Man wird sie immer als eine Kraft für das Gute in Erinnerung behalten“, sagt Kathryn Thomas. Foto: Susanne Ebner

    „Für Kinder ist das alles längst Vergangenheit“, sagt auch Kathryn Thomas und deutet auf ihre Tochter und ihren Sohn, die neben ihr auf einer Holzbank sitzen. Die 42-Jährige besucht gerade den „Diana, Princess of Wales Memorial Playground“ im Park Kensington Gardens – einen Spielplatz, der an die Prinzessin erinnern soll.

    Wie Diana zur "Prinzessin der Herzen" wurde

    In der Tat wandelte sich das Image Dianas nach ihrem Tod. „Sie starb in den frühen Morgenstunden, als die Sonntagszeitungen bereits in den Druck gegangen waren“, erläutert Pauline MacLaran von der Royal Holloway Universität. Der Versuch, einige Schlagzeilen noch abzuwenden, die angesichts ihres Todes plötzlich pietätlos schienen, scheiterte. Also titelte das Boulevardblatt News of the World: „Der beunruhigte Prinz William wird heute von seiner Mutter Prinzessin Diana verlangen, dass sie ihren Playboy fallen lässt.“ Die Rede war von Dodi Al-Fayed, mit dem Diana damals liiert war und der ebenfalls bei dem Unfall starb.

    Solche kritischen Schlagzeilen wollte man seit jener verhängnisvollen Nacht nicht mehr lesen. Stattdessen wurde Diana zu „Englands Rose“, zur „Prinzessin der Herzen“ – die sich um Menschen kümmerte, für die sich sonst keiner interessiert habe: Bedürftige, Obdachlose, AIDS-Kranke, Landminenopfer. Die Wissenschaftlerin MacLaran beschreibt das in ihrem Buch „Royal Fever“, königliches Fieber, als einen Wandel zu einer Mutter Teresa-Figur. Wie die katholische Ordensschwester, die Jahre später heiliggesprochen werden sollte, wurde auch Diana in gewisser Weise zu einer Heiligen. Zu einer popkulturellen Ikone, befördert noch von ihrem frühen Tod. Es war wie bei Marilyn Monroe oder James Dean. Und das postmortale „Hoch“ für Diana bedeutete ein Tief für Queen Elizabeth II.: Ihr warf man angesichts ihrer zögerlichen Reaktion auf den Tod der Schwiegertochter Herzlosigkeit vor.

    „Es war eine Tragödie. Sehr traurig“, erinnert sich die 73-jährige Kanadierin Marlene.
    „Es war eine Tragödie. Sehr traurig“, erinnert sich die 73-jährige Kanadierin Marlene. Foto: Susanne Ebner

    Nicht alle Britinnen und Briten haben heute Verständnis für diese Überhöhung Dianas. „Ich finde, dass keiner so viel Aufmerksamkeit erhalten sollte, nur weil man mal einen Prinzen geheiratet hat“, sagt die 58-jährige Jaqueline, die mit Freunden und Familie zum Diana-Gedenkbrunnen in Kensington Gardens gekommen ist – einer im Wortsinne erfrischenden Form der Erinnerung, erst recht in diesen Hitzetagen. Auch eine 73-Jährige ist hier, Marlene sei ihr Vorname, verrät sie bloß. Sie ist aus Kanada angereist und hat einen Rundtrip durch England hinter sich. Bevor sie wieder in den Flieger steigt, will sie die im vergangenen Jahr eingeweihte Diana-Statue besuchen. Sie ist sich sicher: „Jeder liebt Diana.“ Nun berichtet sie, wie sie die Todesnachricht einst schockiert habe. „Ich erinnere mich noch genau, dass ich gerade dabei war Lebensmittel einzukaufen, als mir der Kassierer davon erzählte.“ Diana sei so jung gewesen. „Es war eine Tragödie. Sehr traurig.“

    Die Nachricht von Dianas Tod verbreitete sich im August 1997 in atemberaubenden Tempo

    Dass die Welt schockiert war, ist laut Pauline MacLaran eine extreme Untertreibung. Die Nachricht von Dianas Tod verbreitete sich im August 1997 in atemberaubenden Tempo. In der Folge kam es zu einer beispiellosen kollektiven Trauer in Großbritannien, versinnbildlicht durch ein immer größer werdendes Blumenmeer vor den Toren des Kensington Palastes, in dem die 36-Jährige gelebt hatte. Mehr als 32 Millionen Britinnen und Briten verfolgten ihre Beerdigung am 6. September im Fernsehen, weltweit waren es Schätzungen zufolge über zwei Milliarden Menschen. Elton Johns Version von „Candle in the Wind“, der Kerze im Wind, die er in der Westminster Abbey an einem schwarzen Flügel sitzend sang, wurde zu einer der weltweit meistverkauften Singles. Rückblickend beschreiben viele diese Zeit jedoch auch als „kollektiven Wahnsinn“, als eine Art Massenhysterie.

    25 Jahre sind vergangen. Und Dianas Verehrerinnen und Verehrer werden am Mittwoch ihr zu Ehren wieder Blumen vor dem Kensington Palast niederlegen, davon ist Pauline MacLaran überzeugt. Insgesamt habe sich das Gedenken an die frühere Prinzessin jedoch verändert – weg von einer Gedenkkultur der Jahrestage, hin zu einem täglichen Erinnern, hat sie festgestellt. Dazu tragen William und Harry, Dianas Söhne, bei, die regelmäßig betonen, sie wäre eine gute Großmutter gewesen. Selbst die Diana-Statue zeigt eine gealterte Prinzessin, umgeben von Kindern. Anlässlich ihres Todestages sind keine offiziellen Veranstaltungen geplant, im Jahr des 70. Kronjubiläums von Queen Elizabeth II. soll der Fokus offenbar auf der Monarchin und auf den jungen Mitgliedern der königlichen Familie liegen.

    Das wird sogar beim Besuch eines Souvenirladens gleich in der Nähe deutlich. In dem kann man eine „Wackel-Queen“ erwerben oder einen Teller mit den Gesichtern von Prinz William und seiner Frau, Herzogin Catherine. Andenken an Diana sucht man vergeblich. 25 Jahre können eben einen lange Zeit sein.

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