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Rizin und Cyanid: Wie giftig und gefährlich sind sie?

Giftstoffe

Giftstoffe: Was sind Rizin und Cyanid?

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    Die Samen des Rizinusbaums enthalten Rizin, das als Bio-Kampfstoff eingeschätzt wird. Mit Rizin und Cyanid wollten wohl zwei Männer einen Terroranschlag begehen. Die Stoffe sind hochgiftig.
    Die Samen des Rizinusbaums enthalten Rizin, das als Bio-Kampfstoff eingeschätzt wird. Mit Rizin und Cyanid wollten wohl zwei Männer einen Terroranschlag begehen. Die Stoffe sind hochgiftig. Foto: Bernd Thissen, dpa

    Es ist eine Horrorvorstellung: ein Terroranschlag mit Giftstoffen. Die Polizei hat bei einem Anti-Terror-Einsatz in Castrop-Rauxel vermutlich einen solchen verhindert. Ein Sondereinsatzkommando stürmte die Wohnung des iranischen Staatsbürgers mit Schutzanzügen und nahmen ihn fest. Auch sein Bruder soll in die Anschlagspläne verwickelt sein. Laut dem amerikanischen Sicherheitsbehörde FBI soll der Mann einen Anschlag mit Rizin und Cyanid geplant haben. Was es mit diesen Giften genau auf sich hat und wie gefährlich sie sind, erfahren Sie hier.

    Was ist eigentlich Rizin?

    Rizin ist ein Pflanzengift, das vom Rizinusbaum gewonnen wird. Dort ist es vor allem in den Samen enthalten. Der Baum, der aus dem Nahen Osten und Nordafrika kommt, wird zur Gewinnung von Rizinusöl angebaut. Dieses Öl ist ein beliebtes Kosmetikprodukt und pflegt Haare, Haut und Nägel. Die Pflanze, auch Wunderbaum genannt, ist zudem als Zierpflanze beliebt.

    Wie wird Rizin hergestellt?

    Die Herstellung des Gifts ist kompliziert. Die Samen des Rizinusbaums werden zunächst gepresst. Aus dem Rückstand der Samen kann dann Rizin gewonnen werden. Das Gift ist farb- und geruchslos.

    Wie gefährlich ist Rizin?

    Rizin ist für Menschen hochgefährlich, denn schon bei geringen Mengen führt das Gift zum Tod. Je nach Dosis zwischen 36 und 72 Stunden nach der Aufnahme. Gelangt es in Zellen, blockiert es dort die Proteinsynthese und tötet dadurch die Zellen ab. Bei Injektion und Inhalation ist es besonders gefährlich, denn bereits 0,3 bis 20 Milligramm reines Rizin pro Kilogramm Körpergewicht genügen einem erwachsenen Menschen, um daran zu sterben. Wird das Gift oral aufgenommen, ist die tödliche Dosis höher.

    Folgende Symptome können bei einer Vergiftung auftreten:

    • Kopfschmerzen
    • Benommenheit
    • wässriger bis blutiger Durchfall
    • Krämpfe
    • Muskelschmerzen
    • Blutdruckabfall
    • erhöhte Herzfrequenz
    • Übelkeit und Erbrechen

    Eine Vergiftung kann zu Leber- und Nierenschäden sowie Kreislaufversagen führen. Dringt das Gift durch Stich- oder Schnittverletzungen in den Körper ein, ist es besonders gefährlich. Sollte Rizin inhaliert werden, werden die Atemwege beschädigt und es können beispielsweise Lungenödeme entstehen. Laut Robert-Koch-Institut (RKI) treten die ersten Symptome - je nach Aufnahme - schon nach ein paar Stunden, meistens aber nach etwa 48 Stunden auf.

    Es können nur die Symptome behandelt werden, eine spezielle Therapie gibt es bislang nicht. Eine Rizin-Vergiftung ist nicht ansteckend.

    Rizin gilt als Kampfstoff und wird in der Bio- und Chemiewaffenkonvention als verbotene Waffe aufgeführt. Das Robert-Koch-Institut ordnet Rizin den Kriegswaffen zu und listet es als „Biologische Waffe“ auf.

    Bereits seit dem Altertum ist das Gift bekannt. Am häufigsten vergifteten sich die Menschen, weil sie die Samen des Rizinusbaums aßen.

    Was ist Cyanid?

    Natürlicherweise kommt das Gift in Aprikosenkernen und Bittermandeln vor. Nach Angaben der Bundesanstalt für Risikobewertung sollten Erwachsene pro Tag daher nicht mehr als zwei bitte Aprikosenkerne verzehren. Werden sie ausreichend erhitzt, wird die hitzeempfindliche Blausäure zerstört. Somit kann Marzipan ohne Bedenken verzehrt werden.

    Die Blausäure kommt auch in Gemüsesorten wie rohen Bambussprossen und Maniokknollen vor. Vor dem Verzehr müssen sie daher durchgegart werden. Auch Leinsamen enthalten das Gift. Bei den gängigen Verzehrmengen ist der Verzehr laut dem Bundesinstitut für Risikobewertung nicht bedenktlich.

    Cyanide werden unter anderem in der Industrie eingesetzt, beispielsweise bei der Kunststoffherstellung, zur Härtung von Stahl und bei der Synthese organischer Verbindungen.

    Es kommt immer wieder zu Umweltschäden mit Cyaniden, zum Beispiel zu Massensterben von Fischen, wenn das Gift etwa aus Bergwerken in Flüsse oder Seen gelangt. Es gibt jedoch auch ungiftige Cyanide. Diese werden etwa als Lebensmittelzusatz verwendet.

    Wie wird Cyanid hergestellt?

    Cyanid wird aus Blausäure und Kalilauge im Labor technisch hergestellt.

    Wie gefährlich ist Cyanid?

    Vor allem das als Zyankali bekannte Kaliumcyanid wird bereits seit längerem für gezielte Vergiftungen eingesetzt. Cyanide wirken beim Verschlucken, aber auch beim Einatmen und führen schnell zu einer tödlichen Atemlähmung. Eine 80 Kilogramm schwere Person benötigt dafür rund 230 Milligramm.

    Kommen Cyanide mit Wasser in Kontakt entsteht Cyanwasserstoff, auch als Blausäure bekannt. Das Gift ist für seinen typischen Bittermandelgeruch bekannt. Das Gift wirkt sehr schnell und die Opfer sterben an einer Atemlähmung.

    Symptome einer Cyanid-Vergiftung sind Schwindel, schwere Atemnot, Krämpfe, Benommenheit und Bewusstlosigkeit.

    Anschläge mit Rizin und Cyanid

    Mit Rizin und Cyanid wurden schon des Öfteren Anschläge verübt. 1978 kam es zu einem Mordanschlag an dem bulgarischen Journalisten und Dissidenten Georgi Markow. Er wurde mit einem Regenschirm, der mit Rizin präpariert wurde, in den Unterschenkel gestochen und starb an der Vergiftung.

    2018 hatte ein Tunesier und seine deutsche Frau in einem Hochhaus in Köln das Gift hergestellt und Testexplosionen ausgelöst. Ein ausländischer Geheimdienst wurde auf die beiden aufmerksam, da sie eine große Menge Rizinus-Samen im Internet kauften und gab den deutschen Behörden den Hinweis. Das Paar wurde zu langen Haftstrafen verurteilt. Das Gutachten ergab, dass die Giftmenge gereicht hätte um 13.500 Menschen zu töten. Bei der geplanten Streubombe, die das Paar mit Stahlkugel füllen wollte, hätten rund 200 Personen sterben können.

    2020 bekam der damalige amerikanische Präsident Donald Trump einen Brief, der mit Rizin präpariert war. Das Papier wurde noch rechtzeitig abgefangen.

    Aber auch Selbsttötungen sind mit Cyanid bekannt: Der Nationalsozialist und Oberbefehlshaber der Luftwaffe Hermann Göring nahm sich 1946 in der Nacht vor seiner Hinrichtung mit Hilfe einer Cyankali-Kapsel das Leben.

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