Sein Leben spielte sich zur Gänze in der Öffentlichkeit ab: Er war Bauherr, TV-Soap-Star, ein Fixpunkt der Klatschpresse im gesamten deutschsprachigen Raum, er war Politiker, und bis zuletzt unterhielt er mit skurrilen Videos im Internet, verkleidet als Queen Elizabeth II. Nun ist Richard Lugner tot. Am Montag verstarb das Wiener Original im Alter von 91 Jahren in seiner Villa in Wien-Döbling. Mit Lugner schied damit eine der schillerndsten Figuren des Wiener Society-Parketts aus dem Leben, der Unternehmer hatte sich vor Kurzem unter anderem einer Herz-OP unterzogen, von ihr dürfte er sich, das berichten österreichische Medien wie der ORF, nicht mehr gänzlich erholt haben.
Baulöwe und Wiener Society-Star: Richard „Mörtel“ Lugner ist tot
Die Geschichte des Richard Lugner, vom Boulevard „Mörtel“ genannt, ist die eines Aufstiegs: Geboren 1932, wächst er in der NS-Zeit auf, sein Vater bleibt im 2. Weltkrieg verschollen, seine Mutter zieht Lugner und dessen Bruder allein auf. Nach Schule und Fachausbildung erwirbt Lugner schließlich die Baumeisterkonzession und erarbeitet sich über die Jahrzehnte eine führende Stellung bei Bauprojekten in Wien. Erste Aufmerksamkeit erfährt er durch den umstrittenen Bau der ersten Moschee in Wien. Seinen Lebenstraum – ein eigenes Einkaufszentrum – erfüllt er sich 1990 mit der „Lugner City“. In dem Komplex in der Wiener Innenstadt war „Mörtel“ auch bis zuletzt regelmäßig persönlich anzutreffen. Das war es wohl auch, was Lugner von anderen Society-Stars unterschied: Er war einer zum Anfassen, stets bereit für eine Plauderei und mit jedem per Du. Von Star-Allüren war bei Lugner nie etwas zu bemerken.
Die Opernball-Auftritte von Richard Lugner waren legendär
In Deutschland wirklich bekannt wurde Lugner vor allem durch seine Opernball-Auftritte, jährlich lud der Unternehmer Superstars, nicht selten US-amerikanische Schauspielerinnen, in „seine“ Loge in der Wiener Staatsoper. Die jeweiligen Ehrengäste wusste Lugner stets der Boulevardpresse bestens zu verkaufen: Sophia Loren war darunter, Pamela Anderson, aber auch Ivana Trump. Nicht weniger Schlagzeilen machte Lugner mit seinem Privatleben: Sechsmal war er verheiratet, durchwegs mit um viele Jahre jüngeren Frauen, denen er Tiernamen verpasste: „Colibri“, „Katzi“, „Spatzi“, „Bambi“ oder „Mausi“, wie er seine vierte Frau Christina nannte und nach ihr wiederum einen Teil der „Lugner City“. Und immer wieder begleitete ihn seine Partnerinnen in die TV-Reality-Formate.
Weniger bekannt ist in Deutschland Lugners politisches Engagement: Zweimal wollte er österreichischer Bundespräsident werden, bei seinem ersten Antreten 1998 errang er mit fast zehn Prozent der Stimmen einen Achtungserfolg. „Ich bin der Kasperl, und der Kasperl gewinnt immer“, war sein Motto. Der Versuch, 2016 mit einer eigenen Liste ins Parlament einzuziehen, scheiterte jedoch kläglich. Nicht selten umgab er sich mit Politikern der extrem rechten FPÖ, die die „Lugner City“ traditionell für ihre Wahlkampf-Veranstaltungen nutzt.
Begraben werden soll Lugner, das berichtete die Plattform Puls24.at, auf einem Friedhof im Wiener Nobel-Bezirk Grinzing. Wann genau, war am Montag noch nicht bekannt.
Die wirklichen Originale treten langsam ab. Bald gibt es keine mehr. Und am Horizont ist kein Nachwuchs zu erkennen.
"Die heutige Jugend ist von Grund auf verdorben. Sie ist böse, gottlos und faul. Sie wird niemals so sein, wie die Jugend vorher und es wird ihr niemals gelingen unsere Kultur zu erhalten." Inschrift auf einer babylonischen Tontafel, ca. 1000 v.Chr.
So ist es. Habe es gestern im Internet mitbekommen und musste sofort an Rudolph Moshammer denken. Auch ein Münchner Original mit einem Herz für die Benachteiligten dieser Gesellschaft. Legendär seine Auftritte mit Hündin Daisy im Arm und köstlich persifliert durch G. Grünwald als Jaques Sack.... 😂
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