Nach den nicht abreißenden Spekulationen um den Fortbestand der Signa-Gruppe des einstigen Immobilienkönigs René Benko scheint es nun offiziell zu sein. Die deutsche Signa-Prime-Tochter hat nach Informationen von SPIEGEL Online beim Amtsgericht Charlottenburg Insolvenz angemeldet. Kurze Zeit später tauchte ein geleaktes internes Schreiben an die Mitarbeiter auf, das den Vorgang bestätigt.
Die Frage bleibt: Rettet das Insolvenzverfahrenz das Benko-Immobilienimperium? Sicher ist vorerst nur: Das Deutschland-Geschäft von Signa ist für unbestimmte Zeit auf Eis gelegt.
René Benkos Immobilienimperium bröckelt: Liquiditätsengpässe und Insolvenzverfahren
Seit Wochen ist bekannt, dass das unübersichtliche Unternehmensgeflecht René Benkos, zu dem laut Manager Magazin mehr als 1000 Firmen gehören, Risse bekommen hat. Die "Signa Holding GmbH" hat wie viele Immobilienunternehmen mit hohen Baukosten und den gestiegenen Zinsen zu kämpfen. Große Investitionsprojekte verschlingen zudem so viel Kapital, dass Liquiditätsengpässe der Signa-Gruppe schwer zu schaffen machen. Der Online-Sporthändler Signa Sports United (SSU) musste deshalb bereits Insolvenz anmelden.
Doch viel einschneidender: Die weitaus gewichtigere Deutschland-Tochter der "Signa Prime Selection" folgt nun in die Insolvenz, wie SPIEGEL Online berichtet. Am Freitagnachmittag habe die "Signa Real Estate Management Germany GmbH" beim Amtsgericht Charlottenburg einen offiziellen Antrag auf Konkurs gestellt.
In der wichtigsten Immobiliensparte der Gruppe sind prestigeträchtige Immobilien wie das Berliner Luxuskaufhaus KaDeWe, der im Bau befindliche Hamburger Elbtower und zahlreiche weitere Bauprojekte innerhalb Deutschlands, die nach einstimmigen Medienberichten zurzeit allesamt ruhen. Zu Benkos Signa-Gruppe gehört ebenfalls die bereits zweimal durch ein Insolvenzverfahren gerettete Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof.
René Benko tritt von Signa-Vorstand zurück
Die Situation bei Signa soll so brenzlig sein, dass der Hauptanteilseigner René Benko selbst Anfang November das Handtuch schmiss und den Vorstandsposten abgab. Grund soll laut Handelsblatt ein persönliches Schreiben mehrerer Investoren sein, die darin den österreichischen Unternehmer aufforderten, sich aus der Führung seiner Signa-Gruppe zurückzuziehen und seine Stimmrechte an einen Treuhänder zu übergeben. Nur bei einem sofortigen Rückzug Benkos sei die "Rettung der Gruppe" möglich, zitiert die Zeitung aus dem Brief.
Ende Oktober berichtete zudem die WirtschaftsWoche, dass der Steuerberater und Wirtschaftsprüfer Arndt Geiwitz die Signa-Gruppe in Restrukturierungsfragen berät. Wie der österreichische Kurier berichtet, soll Geiwitz sogar weit darüber hinaus als eine Art Generalbevollmächtigten fungieren.
Deutsche Signa-Tochter: Internes Schreiben an Mitarbeiter geleakt
Derweil veröffentlicht die WirtschaftsWoche Auszüge aus einem internen Brief der drei Geschäftsführer der Signa-Prime-Tochter, Timo Herzberg, Tobias Sauerbier und Georg Christian Reuter, an ihre Mitarbeiter: "Wir haben heute Nachmittag beim Amtsgericht Charlottenburg in Berlin einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens – zunächst nur für die Signa Real Estate Management Germany GmbH – gestellt."
Weiter heiße es darin von der Unternehmensleitung, die aktuelle "wirtschaftliche Situation der Signa REM Germany GmbH und die Tatsache, dass es trotz allergrößter Anstrengungen nicht gelungen ist, unsere finanzielle Situation und die erforderliche Liquidität kurzfristig zu verbessern, haben uns bedauerlicherweise keine andere Möglichkeit gelassen, als diesen Weg zu gehen."
René Benko: Investoren zeigen sich bisher zurückhaltend
Zuletzt soll Signa potenziellen Investoren mitgeteilt haben, dass es allein in diesem Jahr rund 500 Millionen Euro brauche, um den Verpflichtungen nachzukommen, so berichtet SPIEGEL Online. Im ersten Halbjahr 2024 würden demnach weitere 1,5 Milliarden Euro benötigt, wie es in Finanzkreisen heiße.
Benko selbst befindet sich in eigener Mission auf dringender Geldsuche bei möglichen Investoren. Seine bisherigen Geldgeber zeigen sich allerdings bisher zurückhaltend. So wollen laut Manager Magazin zahlungskräftige Investoren wie der Logistikmilliardär Klaus-Michael Kühne (86), der österreichische Unternehmer Hans Peter Haselsteiner (79) oder der Fressnapf-Gründer Torsten Toeller (57) zurzeit kein Geld mehr bereitstellen.
Laut der österreichischen Nachrichtenagentur APA soll Signa aktuell zudem mit einer unbekannten Zahl an Hedgefonds verhandeln. Wenn auch dies scheitern sollte, "führt kein Weg an der Pleite des Imperiums vorbei", erklärte ein Insider gegenüber APA. Es laufe "ein letzter Versuch".