In den vergangenen Wochen haben mehrere Frauen Vorwürfe gegen Rammstein erhoben. Es geht dabei um sexuelle Handlungen und K.-o.-Tropfen. Junge Frauen seien während Konzerten ausgewählt und gefragt worden, ob sie zur After-Show-Party kommen wollten. Dabei soll es nach Schilderungen einiger Frauen auch zu sexuellen Handlungen gekommen sein. Nach Berichten über die Vorwürfe hat die Staatsanwaltschaft Berlin ein Ermittlungsverfahren gegen Till Lindemann, den Sänger der Band, eingeleitet. Der Sänger wies die Vorwürfe gegen ihn zurück. "Diese Vorwürfe sind ausnahmslos unwahr", hieß es von seinen Anwälten. Nachdem sich die Anschuldigungen anfangs nur gegen Lindemann richteten, steht seit der vergangenen Woche auch Keyboarder Christian Flake Lorenz im Fokus.
Vorwürfe gegen Rammstein: Mutmaßlich gewalttätige Handlungen im Jahr 2019
Nur wenige Stunden vor dem ersten Rammstein-Konzert in Wien in diesem Jahr gibt es nun auch Vorwürfe aus Österreich. Wie der ORF berichtet, ist es bei der Tour der Band im Jahr 2019 gegen den Willen einer Frau zu einer gewalttätigen Handlung gekommen. Die Betroffene schilderte dem ORF ihre Erlebnisse mit Lindemann.
Sie sei von Rammsteins "Casting-Director" Alena M. auf Instagram angeschrieben worden. Dabei sei der Betroffenen in Aussicht gestellt worden, Lindemann und die anderen Bandmitglieder persönlich zu treffen. Sie habe das Angebot nicht ausschlagen wollen. In einer Chatgruppe habe sie von Alena M. Anweisungen zur Kleiderwahl bekommen. Sie sollte sich "sexy" anziehen. Männliche Begleitung mitzubringen, sei verboten worden.
Als die Betroffene am Veranstaltungsort ankam, habe Alena M. ein Foto von ihr und anderen jungen Frauen gemacht. Lindemann habe sich dann auf diesem Bild Frauen ausgesucht, die auf die Pre-Party vor dem Konzert eingeladen wurden. Alena M. habe der Betroffenen das Foto gezeigt, auf dem Lindemann die Gesichter der Frauen eingekreist haben soll, die zur Pre-Party kommen sollten.
Lindemann soll Frauen auf Hotelzimmer eingeladen haben
Die Betroffene sei später auf einer privaten Party des Sängers gelandet, wo es auch Alkohol gegeben habe. Als es später darum gegangen sei, gemeinsam mit anderen Frauen auf Lindemanns Hotelzimmer zu gehen, aber er sie persönlich angerufen und eingeladen. Dabei habe er auch angekündigt, Sex haben zu wollen. Die Betroffene habe Alena M. daraufhin eine Nachricht geschrieben, dass sie auf keinen Fall Sex mit Lindemann haben wolle.
Als andere Frauen auf sein Zimmer gehen wollten, folgte sie ihnen aber trotz Skepsis – in dem Glauben, sie könne immer noch Nein sagen, wie sie dem ORF erklärt. Als sie auf dem Zimmer ankamen, habe Lindemann bereits in einem Handtuch auf die Frauen gewartet. Zu der Betroffenen habe er gesagt: "Komm, ich will Sex mit dir haben." Ihre Antwort sei gewesen: "Nein, will ich nicht. Bitte nicht." "Doch, du bist jetzt hier", habe der Sänger daraufhin gesagt. Die Betroffene habe ihr Nein mehrmals wiederholt, doch Lindemann habe sie auf das Bett geworfen, mit dem Gesicht nach unten auf die Matratze gedrückt und geschlagen. "Es war ein Schmerz, den er mir da zugefügt hat", schilderte die Betroffene.
Lindemann habe dann irgendwann damit aufgehört – ob es nach 30 Sekunden und zwei Minuten war, daran könne sie sich nicht mehr erinnern. Sie sei dann aufgestanden und habe in einen Spiegel geblickt. Dabei habe sie seine Handabdrücke auf ihrem Gesäß gesehen. Lindemann habe gesagt: "Stell dich nicht so an, das gefällt dir doch." Die anderen Frauen hätten den Ernst der Lage erst im Nachhinein bemerkt. Später habe eine andere anwesende Frau Fotos von den Folgen der mutmaßlichen Misshandlung gemacht. Diese liegen dem ORF vor und wurden auf Echtheit geprüft. Das Ergebnis: Es handle sich sehr wahrscheinlich um unveränderte Originalaufnahmen.
Vorwürfe gegen Rammstein-Sänger: Keine Anzeige gegen Lindemann
Die Betroffene habe das Erlebte verdrängt und keine Anzeige erstattet. "Ich war hundertprozentig sicher, dass wenn ich was sagen würde, ich niemals Hilfe bekommen würde", erklärte sie. "Ich zähle zu den Frauen, die von Till Lindemann sexuell missbraucht wurden, in der Hinsicht, dass er mich körperlich angefasst hat, obwohl ich das nicht wollte", verdeutlichte sie. Gegenüber dem ORF nahmen Lindemann und seine Anwälte nicht konkret Stellung zu den Vorwürfen, wiesen sie aber als falsch zurück.