Die Rote Armee Fraktion (RAF) scheint eigentlich wie ein Relikt der deutschen Geschichte. Seit 1998 gilt die Terrorgruppe offiziell als aufgelöst. Doch auch heute noch beschäftigt sie die Polizei. Nach wie vor sind ehemalige RAF-Terroristen nicht gefasst. Das Landeskriminalamt (LKA) Niedersachsen hatte vor Kurzem eine neue Fahndung nach der Karlsruherin Daniela Klette ausgeschrieben - mit Erfolg.
RAF-Terroristin Daniela Klette aus Karlsruhe gefasst: Granate in ihrer Wohnung gefunden
Daniela Klette wurde nach LKA-Angaben am 26. Februar 2024 in Berlin-Kreuzberg festgenommen. Sie habe dabei keinen Widerstand geleistet. Die 65-Jährige hatte unter einem falschen Namen in Berlin gewohnt und trug dabei wohl den Vornamen Claudia.
Wie die Polizei mitteilte, wurden in der Wohnung von Daniela Klette Waffen, Munition und eine Granate gefunden. "Von unseren Kriminaltechnikern wurde bisher eine Granate aus dem Gebäude in der Sebastianstraße in Kreuzberg gebracht und an einem anderen Ort unschädlich gemacht", hatte die Polizei am Abend des 28. Februar mitgeteilt. Das Landeskriminalamt Niedersachsen bestätigte den Fund weiterer Waffen.
Das siebenstöckige Mietshaus in Berlin wurde für die Durchsuchung zwischenzeitlich komplett geräumt. Alle Bewohner mussten ihre Wohnungen verlassen, der Gehweg war gesperrt.
Übrigens gab es RAF-Attentate in Karlsruhe wie den Buback-Mord. Bei einem Attentat auf Wolfgang Buddenberg, traf dieser eine Entscheidung, die ihm das Leben rettete.
Fahndung nach Ernst-Volker Staub und Burkhard Garweg geht weiter
Nach Ernst-Volker Staub und Burkhard Garweg wird weiterhin gesucht. "Wir werden weiter fahnden", sagte der Präsident des Landeskriminalamts Niedersachsen, Friedo de Vries, im Februar 2024. Anfang März wurden im Rahmen der Fahndung mehrere Gebäude sowie ein Bauwagengeläde durchsucht. Noch wurden Staub und Garweg allerdings nicht gefasst. Genau wie Klette sind auch sie Mitglieder der "Dritten Generation der RAF" gewesen. Die drei sollen nach Angaben des LKA vor 30 Jahren untergetaucht sein.
Auch Klettes inzwischen verstorbene Mutter Adelheid wusste nicht, wo sich ihre Tochter befand. In einem Interview mit BILD im Jahr 2016 erzählte sie, ihre Tochter sei von einem auf den anderen Tag verschwunden. Dass Daniela Klette Mitglied der RAF sei, erfuhr ihre Mutter aus dem Radio.
RAF-Trio: Warum fahndet die Polizei nach Klette, Staub und Garweg?
In den vergangenen drei Jahrzehnten haben Klette, Staub und Garweg laut LKA mehrfach Geldtransporter und Supermärkte überfallen. Dabei sollen sie schwer bewaffnet gewesen sein. Mit diesen Überfällen finanzierten die ehemaligen RAF-Mitglieder, die inzwischen alle über 60 sind, mutmaßlich ihren Lebensunterhalt. Weil sie auf die Raubüberfälle angewiesen sind, sieht das LKA es als möglich an, dass die beiden weiterhin gesuchten Personen Staub und Garweg auch zukünftig Überfälle planen könnten. Insgesamt soll das RAF-Trio für zwölf Raubüberfälle verantwortlich sein, die im norddeutschen Raum verübt wurden, so das LKA.
So sollen sie im Jahr 1999 bei einem Überfall auf einen Geldtransporter in Duisburg mithilfe einer Panzerfaust eine Million D-Mark erbeutet haben. Das berichteten mehrere Medien, unter anderem der SPIEGEL. Auch ein versuchter Mord in Zusammenhang mit den Raubüberfällen wird ihnen zu Last gelegt.
2016 überfiel das Trio Klette, Staub und Garweg eine Bank im niedersächsischen Cremlingen bei Braunschweig. Die Sicherheitskamera der Bank machte Bilder zweier älterer Herren, die beide eine Schiebermütze trugen.
LKA: Hohe Belohnung für Hinweise auf Staub und Garweg
Neben den Fahndungsfotos hat das LKA Niedersachsen auch Tatsequenzen eines Überfalls in Hildesheim und einen Videopodcast veröffentlicht, beides abrufbar auf der Website der Behörde. Außerdem wurden die Taten von Klette, Staub und Garweg in der Sendung "Aktenzeichen xy - ungelöst" vom 14. Februar 2024 besprochen. Warum die Polizei ausgerechnet jetzt so akribisch fahndet, hat wohl damit zu tun, dass es neue Erkenntnisse gebe, die sich aus den Ermittlungen der vergangenen Monate ergaben. Und tatsächlich führten die Ermittlungen zu einem Erfolg - wenn auch erst einmal nur bei Klette.
Den Sicherheitsbehörden scheint es ein wichtiges Begehr zu sein, die ehemaligen RAF-Mitglieder endlich dingfest zu machen. Die ausgesetzte Belohnung für entscheidende Hinweise, die zu einer rechtskräftigen Verurteilung der Gesuchten führen, beläuft sich auf 150.000 Euro.
Eine Warnung spricht die Polizei allerdings aus: Sollte man die beiden noch gesuchten Personen sehen, sollte man nicht an sie herantreten. Sie könnten bewaffnet sein.