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Rätsel um Flugzeugabsturz in Kasachstan: Wurde es von Russland getroffen?

Kasachstan

Spekulation um abgestürztes Flugzeug: USA schließen Schuld Russlands nicht aus

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    Ein Flugzeug stürzte bei der Stadt Aktau am Kaspischen Meer ab.
    Ein Flugzeug stürzte bei der Stadt Aktau am Kaspischen Meer ab. Foto: Uncredited, The Administration of Mangystau Region/AP/dpa

    Die Regierung in Baku führt nach Medienberichten den Absturz des beschädigten aserbaidschanischen Flugzeugs in Kasachstan auf Beschuss durch eine Flugabwehrrakete über Russland zurück. Die türkische Nachrichtenagentur Anadolu meldete, dies sei ihr durch ranghohe Staatsvertreter in Aserbaidschan bestätigt worden. Es wurden aber keine Namen genannt.

    Absturz in Kasachstan: Wurde Flugzeug aus Aserbaidschan von russischer Rakete getroffen?

    In Baku berief sich das Internetportal caliber.az ebenfalls auf nicht genannte Regierungsquellen. Demnach sei das Flugzeug am Mittwoch beim Anflug auf die russische Stadt Grosny von einer Flugabwehrrakete des Typs Panzir S getroffen worden. In mehreren Regionen des russischen Nordkaukasus seien um diese Zeit ukrainische Drohnen in der Luft bekämpft worden.

    Nach Angaben von caliber.az baten die Piloten um eine Notlandung auf den nächstgelegenen russischen Flughäfen Mineralnye Wody oder Machatschkala. Dies sei nicht genehmigt worden, sodass die Crew das beschädigte Flugzeug über das Kaspische Meer hinweg nach Aktau in Kasachstan gesteuert habe.

    Wie Aserbaidschan schließen auch die USA einen Fehlschuss der russischen Flugabwehr als Ursache für den Absturz nicht aus. Erste Hinweise deuten laut einem US-Regierungsvertreter auf einen Abschuss hin, berichteten unter anderem die Sender CNN und ABC News. Sollten sich erste Anzeichen bestätigen, sei denkbar, dass schlecht ausgebildete russische Einheiten bei der Abwehr ukrainischer Drohnen das Ziel verwechselt hätten, sagte der Beamte demnach. 

    Flugzeugabsturz in Kasachstan: Moskau warnt vor Spekulationen

    Bei einem Landeversuch dort stürzte die Maschine vom Typ Embraer 190 ab. 38 Menschen an Bord wurden getötet, es gab 29 Überlebende. Fotos des Heckteils der Unglücksmaschine zeigen Schäden, die den Einschlaglöchern von Metallsplittern aus Flugabwehrwaffen ähneln.

    Das Flugzeug stürzte bei der Stadt Aktau am Kaspischen Meer ab.
    Das Flugzeug stürzte bei der Stadt Aktau am Kaspischen Meer ab. Foto: Uncredited, AP/dpa

    Russland warnte indes vor Spekulationen zu einem möglichen Abschuss. „Zurzeit läuft eine Untersuchung, jeder Vorfall in der Luftfahrt muss von spezialisierten Luftfahrtbehörden untersucht werden“, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow der staatlichen russischen Nachrichtenagentur Tass zufolge. „Es wäre falsch, eine Hypothese aufzustellen, bevor die Schlussfolgerungen der Untersuchung vorliegen.“ Auch der Vorsitzende des Senats in Kasachstan, Maulen Aschimbajew, nannte die Abschuss-Theorie einen „Hype“ und wies sie als nicht belegte Behauptung zurück.

    In der Ukraine, im Lager der russischen Opposition im Ausland und selbst von kremltreuen Militärbloggern gab es aber schon seit Mittwoch die Vermutung, die russische Flugabwehr habe die Maschine bei der Abwehr eines ukrainischen Drohnenangriffs getroffen.

    Bergungstrupps hatten am Abend am Unglücksort bei Aktau an der Küste des Kaspischen Meeres in den Trümmern der Maschine die Flugschreiber geborgen. Ihre Auswertung sowie die Funksprüche sollen Ermittlern helfen, die Absturzursache zu klären.

    Flugzeugabsturz: Verschiedene Staatsangehörige unter Passagieren

    Die kasachische Nachrichtenagentur Tengrinews veröffentlichte eine komplette Passagierliste, auf der auch die Staatsangehörigkeit fast aller Insassen aufgeführt wird. Bei einer Frau fehlten alle Angaben zur Person, ein elfjähriges Mädchen wurde mit deutscher Staatsangehörigkeit aufgelistet. Unter den Verletzten sind unter anderem russische, aserbaidschanische und kirgisische Staatsangehörige.

    Zur Frage, ob auch deutsche Staatsangehörige an Bord waren, hieß es aus dem Auswärtigen Amt in Berlin: „Wir gehen den Berichten mit Hochdruck nach.“ Neun verletzte russische Passagiere, darunter ein Kind, wurden laut der staatlichen russischen Nachrichtenagentur Tass von einem Sonderflugzeug abgeholt, um in Moskau behandelt zu werden. Ihr Zustand werde als ernst eingeschätzt.

    Das Flugzeug der aserbaidschanischen Fluggesellschaft Azerbaijan Airlines war auf dem Weg von Baku nach Grosny, in die Hauptstadt der russischen Teilrepublik Tschetschenien im Nordkaukasus. An Bord waren 67 Menschen. Unter ihnen waren fünf Besatzungsmitglieder, von denen nach letzten Angaben drei ums Leben kamen. Angeblich wegen schlechten Wetters nahm das Flugzeug Kurs Richtung Kasachstan über das Kaspische Meer. In mehreren Regionen im Nordkaukasus war an dem Morgen die russische Flugabwehr im Einsatz wegen Drohnen aus der Ukraine.

    Auf die Möglichkeit einer Beschädigung der Maschine durch die russische Flugabwehr wiesen in einem frühen Stadium Militärblogger aus Russland, aber auch ukrainische Vertreter hin. Internet-Flugzeugtracker wie Flightradar24 berichteten, dass die GPS-Daten zur genauen Position des Flugzeugs über Russland gestört worden seien. Bilder vom Heck des Wracks zeigten kleine Löcher, die wie Einschläge der Splitter von Flugabwehrraketen aussehen.

    Mehrere Videos zeigen Moment vor dem Absturz

    Videos zeigen, wie das Flugzeug aus geringer Höhe an der Küste abstürzte, ohne den nahe gelegenen Flughafen von Aktau zu erreichen. Nach Berichten von Augenzeugen flog die Maschine zwei weite Kreise, ehe sie beim Versuch eines dritten Kreises auf dem Boden aufschlug.

    Tengrinews veröffentlichte ein Video aus der Kabine der Unglücksmaschine, das heruntergefallene Sauerstoffmasken zeigt, ebenso wie aufgeregte Rufe von Passagieren und die Aufnahme eines bärtigen Mannes, der immer wieder „Allahu Akbar“ (Gott ist groß) ruft. Wann genau das Video aufgenommen wurde, war nicht ersichtlich.

    Dieses aus einem von der Verwaltung der Region Mangghystau veröffentlichten Videostandbild zeigt das Wrack. Am Heck sind viele kleine, runde Beschädigungen zu sehen. Es ist unklar, wie es zu solchen Beschädigungen kam und ob sie möglicherweise vor dem Absturz entstanden.
    Dieses aus einem von der Verwaltung der Region Mangghystau veröffentlichten Videostandbild zeigt das Wrack. Am Heck sind viele kleine, runde Beschädigungen zu sehen. Es ist unklar, wie es zu solchen Beschädigungen kam und ob sie möglicherweise vor dem Absturz entstanden. Foto: Uncredited, The Administration of Mangystau Region/AP/dpa

    Azerbaijan Airlines führte den mutmaßlichen Schaden an dem Flugzeug in ersten Äußerungen auf die mögliche Kollision mit einem Vogelschwarm zurück. Der Luftfahrtexperte Heinrich Großbongardt hielt dagegen Nebel oder einen Vogelschwarm als Absturzursache für unwahrscheinlich. „Das realistische Szenario ist eine Einwirkung von außen“, sagte er der ARD-Tagesschau. „Das Flugzeug war extrem schwer beschädigt, nicht steuerbar. Das ist nichts, was zum Beispiel durch einen Vogelschwarm erzeugt wird, da fallen die Triebwerke aus, aber das Flugzeug bleibt steuerbar.“

    Flugzeugabsturz: Bug und Mittelteil wurden zerstört

    An der Maschine seien mehrere Steuersysteme ausgefallen, sagte auch der kasachische Verkehrsminister Marat Karabajew in Astana. „Die Besatzung konnte Kurs und Höhe nicht sicher halten.“

    Beim Aufprall ging der Kurz- und Mittelstreckenjet zum Teil in Flammen auf, wie Videos in sozialen Netzwerken zeigten. Fotos zufolge wurde das Heck weniger beschädigt. Aus diesem Wrackteil wurden nach Medienberichten überlebende Passagiere gerettet. Bug und Mittelteil wurden dagegen zerstört.

    Nach Flugzeugabsturz: Trauertag in Aserbaidschan

    In Aserbaidschan gab es nach dem Absturz am Donnerstag einen landesweiten Trauertag. Flaggen wurden auf halbmast gesetzt. Geplante Veranstaltungen in Theater- und Konzerthäusern, die dem Kulturministerium unterstehen, wurden verlegt.

    Die Leichen der ums Leben gekommenen Passagiere und Besatzungsmitglieder würden nach Aserbaidschan überführt, hieß es auf der Plattform X in einem gemeinsamen Statement der Fluggesellschaft und des aserbaidschanischen Ministeriums für Notfallsituationen.

    Azerbaijan Airlines stellten vorübergehend ihre Flüge in die russischen Städte Grosny und Machatschkala im Nordkaukasus ein. Vor einer Wiederaufnahme des Betriebs solle die Absturzursache geklärt werden. (dpa)

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    10 Kommentare
    Friedrich Behrendt

    eine frage an die Redaktion ?? warum zeigt die Augsburger zeitung keine Bilder mit den Vielen Einschusslöchern in dem Flugzeug ?? haben sie nicht die selben Bilder wie Italienische Zeitungen und Spanische ??

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    Franz Xanter

    Wenn Sie offizielle Medien aufmerksam betrachten, werden Sie erkennen, dass es durchaus mögliche Einschusslöcher im hinteren Bereich des Flugzeuges gibt! Was ist daraus zu schließen? Putin!

    Friedrich Behrendt

    Robert Miehle-Huang sie sind schon sehr Gläubig in Richtung der Meldungen auf Länder aus dem Osten ! aber hat nicht der große Kämpfer Putin vor ein paar Jahren schon mal einen Verkehrsflieger mit Hunderten Leuten abschießen lassen ??

    Friedrich Behrendt

    wer sich die Flugrouten an internationalen Aufzeichnungen ansieht wird sehr schnell feststellen das die Schüsse nur von Russland abgegeben worden sind , also von der Flugabwehr von Putin !!

    Marianne Böhm

    Vielleicht ist es derjenige der in den letzten Jahren immer wieder und überall Anschläge verübt hat. Vielleicht sind wir alle auf der falschen Fährte.. und derjenige spielt ein ganz böses Spiel mit den Europäern und mit seinen Freunden. Vielleicht ist es der Teufel mit der scheinheiligen Maske und den schlechten Manieren.. Vielleicht müssen wir aufmerksamer werden, oder vieles mehr hinterfragen.. bevor wir immer auf die gleichen Antworten kommen, die entweder Lüge oder Wahrheit sein können, was wir aber heute noch nicht wissen und wenn wir denjenigen dann näher kommen, es nicht wahrhaben wollen, oder wie dann bei den drei Affen nichts sehen, nichts hören, nichts sagen.. Schweigen und sich damit Mitschuldig machen..?

    Jochen Hoeflein

    Kann man nicht einfach warten bis die Schadensauswertung und die Aufzeichnungen des Recorders vorliegen. Nein es werden voreilige Schlüsse gezogen- der böse Russ muss es gewesen sein. Für beschädigte Kabel in der Ostsee ist selbstverständlich auch der Russ schuld. Selbst die Zerstörung von Nordstream 1+2 wurde anfänglich dem Russ unterstellt. Mit einer derartigen Berichterstattungen wird der Völkerhass geschürt und Kriege vorbereitet.

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    Wolfgang Schwank

    Ist halt Teil der emotionalen Aufrüstung im Sinne der von einigen forcierten Kriegsertüchtigung hierzulande.

    Friedrich Behrendt

    ein Russischer Tanker wurde festgesetzt weil er Nachweislich ein Telefonkabel das aus Estland Kommt international Festgesetzt .wer mag das wohl als Verantwortlicher angeordnet haben ?? na ja nichts genaues weiß man nicht ,oder doch !

    Wolfgang Boeldt

    Für das gesamtte Übel auf dieer Welt gibt es immer nur einen (bei den Kleingeistern).

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