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Queen-Beerdigung: Jetzt ruht sie in Windsor

Blumen bedecken den Leichenwagen mit dem Sarg von Königin Elizabeth II. bei seiner Ankunft vor Schloss Windsor.
Großbritannien

Abschied von Queen Elizabeth II.: Jetzt ruht sie in Windsor

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    96 Schläge für 96 Jahre. So oft erklingt die Glocke der Westminster Abbey. Es ist ein dunkler Ton. Als der Sarg der Queen, eingehüllt in eine königliche Standarte mit der Krone, dem Reichsapfel und dem Zepter, von der Westminster Hall in die Kathedrale getragen wird, hört man dann die Klänge schottischer Dudelsackmusik. Ein ergreifender Moment. Dabei sind nicht nur die Augen der Trauernden vor Ort auf den

    Dann beginnt das Staatsbegräbnis von Königin Elizabeth II. Die Gedenkfeier findet in jener Kathedrale statt, in der sie 1947 geheiratet hatte und im Jahr 1953 gekrönt wurde, ein Ort, mit dem Britinnen und Briten viele Höhe-, aber auch Tiefpunkte der Monarchie verbinden. Mit dem Gottesdienst in London und der Beerdigung in Windsor nehmen die Royals, Großbritannien und die Welt Abschied von Elizabeth II. Es ist der emotionale Höhepunkt eines langen Abschieds.

    Rund 2000 geladene Gäste bei der Trauerfeier der Queen

    Viel Platz ist nicht, als sich bekannte Persönlichkeiten und Politiker am Montag dort versammeln, um der Monarchin das letzte Geleit zu geben. Sie sitzen dicht an dicht. Rund 2000 geladene Gäste, darunter hunderte Würdenträger, Monarchen sowie Staats- und Regierungschefinnen und -chefs sind gekommen, US-Präsident Joe Biden, der kanadische Premierminister Justin Trudeau und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Auch sie sehen, wie der Sarg der Queen, begleitet von erhabenem Chorgesang, durch die Kathedrale getragen wird.

    Vereint in Trauer: König Charles III. mit Königsgemahlin Camilla (vorne). Dahinter Prinz Harry und seine Frau Meghan.
    Vereint in Trauer: König Charles III. mit Königsgemahlin Camilla (vorne). Dahinter Prinz Harry und seine Frau Meghan. Foto: Pool AP/Martin Meissner

    Dahinter schreiten König Charles III., Prinzessin Anne, Prinz Andrew und Prinz Edward sowie Prinz William und Prinz Harry.

    Als der Dekan von Westminster, David Hoyle, seine Rede beginnt, rückt er für den Moment ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Er sagt: „Mit Bewunderung erinnern wir uns an ihr lebenslanges Pflichtbewusstsein. Mit Zuneigung erinnern wir uns an ihre Liebe zu ihrer Familie und ihr Engagement für die Anliegen, die ihr am Herzen lagen“. Dann stimmt der Chor die Hymne „The day thou gavest, Lord, is ended“ von John Ellerton an. Übersetzt bedeutet es so viel wie „Der Tag, den du gabst, Herr, nun ist er beendet“. Dekan Hoyle bezeichnet das Ereignis als beispiellos. Und Westminster Abbey hat eine lange Geschichte. Eine Ära geht hier zu Ende, auch wenn eine neue bereits begonnen hat. Gegen 12 Uhr stimmt die Trauergemeinde die Nationalhymne „God save the King“ an. Charles blickt dabei betreten zu Boden.

    Schon als 21-Jährige hielt die Queen in Südafrika eine Rede, an die auch der Erzbischof von Canterbury, Justin Welby, erinnert. Damals erklärte sie, dass sie ihr ganzes Leben dem Volk widmen wolle.

    Durch die Rituale, die mit dem Staatsbegräbnis und mit der anschließenden Beerdigung verbunden sind, mit dem Prunk und der Pracht seien die Menschen an die tausendjährige Tradition der Monarchie erinnert worden, sagt Pauline MacLaran, die sich in ihrem Buch „Royal Fever“ mit dem Bild der königlichen Familie befasst hat, im Gespräch mit unserer Redaktion. Es sei ein visuelles Spektakel, das bei vielen Menschen Emotionen wecke. „Ein Tag, der im Gedächtnis bleiben wird.“

    Hunderttausende wollten noch einmal der am 8. September gestorbenen Queen die letzte Ehre erweisen.
    Hunderttausende wollten noch einmal der am 8. September gestorbenen Queen die letzte Ehre erweisen. Foto: Sarah Meyssonnier/AP

    Nach der Trauerfeier setzt sich der Zug durch das Stadtzentrum nach Windsor in Bewegung. Transportiert wird der Sarg von Königin Elizabeth II. auf einem als Lafette bezeichneten Kanonenwagen, gezogen von 98 Marineangehörigen. Hunderte weitere Soldaten aus Großbritannien und Ländern des Commonwealth, Polizistinnen und Polizisten sowie Mitarbeiter des Gesundheitsdiensts NHS begleiten den Zug.

    Die Queen wird in St. George's Chapel zur letzten Ruhe gebettet

    Mit König Charles folgen die übrigen Kinder der Queen – Prinzessin Anne, Prinz Andrew und Prinz Edward. Dahinter gehen ihre Enkel Prinz William und Prinz Harry. Ihre Ehefrauen sowie Williams

    In Windsor angekommen, wird der Wagen erneut von Soldaten gesäumt, bevor er vor der St. George’s Chapel zum Stehen kommt. Dann wird der Sarg in das Gotteshaus getragen. Jenem Ort, an dem die Queen für immer ihre letzte Ruhe finden soll.

    Getragene, hallende Orgelmusik erklingt, als der Sarg in dem Gotteshaus platziert wird. Die meisten der geschätzt 800 Anwesenden – mit Ausnahme der königlichen Familie und einigen Politikern wie Premierministerin Liz Truss – waren zuvor nicht beim Staatsbegräbnis in der Westminster Abbey dabei. Unter den Gästen in Windsor befinden sich nun unter anderem Angestellte des königlichen Haushaltes, für die nun, mit dem Tod der Monarchin, viele Veränderungen anstehen. Sie blicken von den Seiten auf den in der Mitte des Raumes gestellten Sarg der Monarchin.

    „Wir sind zusammengekommen, um die Seele der Dienerin Gottes, Queen Elizabeth, in seine Hände zu übergeben“, sagte der Dekan von Windsor, David Conner, der den Gottesdienst leitet. „Inmitten unserer sich schnell verändernden und häufig unruhigen Welt hat uns ihre ruhige und würdevolle Präsenz das Vertrauen gegeben, der Zukunft so zu begegnen, wie sie es getan hat, mit Mut und Hoffnung.“ Es sind Worte, die die Anwesenden in der Kapelle sichtlich rühren.

    Danach stimmen die Anwesenden zum gemeinsamen Gesang an. In der ersten Reihe sieht man die Kinder und Urenkel der Queen, darunter William und sein ältester Sohn George. Sie singen gemeinsam das Lied „All My Hope on God is Founded“, eine bekannte, ursprünglich deutsche Hymne, die einst ins Englische übersetzt wurde. Schließlich nimmt der Kronjuwelier Mark Appleby vorsichtig die Insignien ihrer Macht, die Krone, den Reichsapfel und das Zepter vom Sarg. Der sogenannte „Bargemaster“ und der „Serjeants-at-Arms“ übergeben diese an den Dekan von Windsor. Sie werden schließlich auf den Altar gelegt.

    Als die Trauergemeinde die Nationalhymne singt, wirkt Charles dabei, als würde die ganze Last des neuen Amtes nun endgültig auf seinen Schultern zum Tragen kommen. Dann wird der Sarg in die königliche Gruft unter der St. Georges Chapel in Windsor hinuntergelassen.

    Wenn auch nur für kurze Zeit. Denn am Abend werden Elizabeth II. und ihr im vergangenen Jahr verstorbener Mann Prinz Philip, mit dem sie 73 Jahre lang verheiratet war, in einer privaten Zeremonie umgebettet. Die letzte Ruhestätte finden sie in der kleinen King George VI. Chapel, einer Seitenkapelle. Dort liegen auch die Eltern der Queen, „Queen Mum“ und König George VI., sowie die Urne ihrer jüngeren Schwester Prinzessin Margaret.

    Die Trauerfeier für Queen Elizabeth II.: Ein Tag, der die Massen bewegt

    Der Tag des Begräbnisses hat die Massen bewegt. Während des ganzen Tages befinden London und Windsor sich im Ausnahmezustand. Bestimmte Straßen im Regierungsviertel Westminster und Windsor sind unpassierbar. Die Behörde Transport for London (TfL) geht davon aus, dass sich eine Million Besucher in der Stadt aufhalten. Hunderttausende säumen die Straßen der britischen Hauptstadt, um einen letzten Blick auf den Sarg und die königliche Familie zu werfen. Seit Tagen schon waren es immer mehr geworden. Tausende brachten Blumen zum Buckingham-Palast und in den Green Park.

    Sie bringen zum Ausdruck, was Menschen weltweit empfinden. Milliarden verfolgen die Trauerfeier und die anschließende Beisetzung dieser Monarchin im Fernsehen. Auch sie geben – von Ferne – der Queen die letzte Ehre.

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