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Rentner bietet Ehefrau online zur Vergewaltigung an: Prozessbeginn

Prozess in Frankreich

Ehefrau betäubt und zur Vergewaltigung angeboten

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    Über mehr als neun Jahre soll der Angeklagte seine Frau mit Medikamenten betäubt haben.
    Über mehr als neun Jahre soll der Angeklagte seine Frau mit Medikamenten betäubt haben. Foto: dpa

    Als sie im September 2020 in ein Polizei-Kommissariat im südfranzösischen Mazan vorgeladen wird, um Fragen zu ihrem Mann zu beantworten, spricht Françoise P. von Dominique P. als einem „super Typen“, aufmerksam und liebevoll. Seit 50 Jahren führten sie eine glückliche Ehe, sie hatten drei gemeinsame Kinder. Dass der damals 67-jährige Rentner gerade beim Versuch erwischt worden war, im örtlichen Supermarkt einer Frau unter den Rock zu filmen – der Grund für ihre Vorladung –, diesen Fehltritt habe sie ihm schnell verziehen. Zwei Monate später folgt der Zusammenbruch.

    Denn dann werden Françoise, deren Vorname eigentlich anders lautet, Ausschnitte des Video-Materials gezeigt, das die Ermittler auf dem Computer und den Festplatten ihres Mannes gefunden haben. Aufnahmen von ihr selbst, wie sie bewusstlos in ihrem Ehebett von ihr unbekannten Männern vergewaltigt wird. Dominique P. hatte stets alles archiviert, die Dateien mit Datum und Namen versehen. So kam heraus, dass er ihr mehr als neun Jahre lang, zwischen Juli 2011 und Oktober 2020, Medikamente ins Abendessen gemischt, sie damit betäubt und über eine spezielle Internet-Seite Männer eingeladen hatte, um sich an ihr zu vergehen. Er filmte die Taten.
    92 Vergewaltigungen wurden nachgewiesen und 83 Männer identifiziert. Gegen 51 von ihnen sowie den Haupttäter beginnt am Montag, 2. September, ein Prozess vor dem Strafgericht in Avignon. Mehr als vier Monate soll er dauern.

    Bei einigen Angeklagten fand die Polizei Fotos missbrauchter Kinder

    Laut Anklageschrift informierte Dominique P. die Männer jeweils über die Situation und die von ihm aufgestellten Regeln: Sie durften weder nach Tabak noch nach Parfüm riechen, sollten sich in der Küche ausziehen, um keine Kleidung im Schlafzimmer zu vergessen. Er stehe auf den „Vergewaltigungs-Modus“, schrieb Dominique P. in den Chats. In den Videos bezeichnete er seine Frau als „Schlampe“. Seine Anwältin sagte hingegen, er liebe sie.

    Bei den Angeklagten handelt es sich laut der Zeitung Le Monde überwiegend um „Normalos“ aus der Region, sie sind heute zwischen 26 und 73 Jahre alt. Bei fünf von ihnen fanden die Ermittler Bilder und Videos missbrauchter Kinder. Mehrere sagten, sie träfe keine Schuld, denn Dominique P. könne schließlich „mit seiner Frau machen, was er will“. Manche kamen immer wieder. Die wenigsten haben sich bei dem Opfer entschuldigt.

    Der Angeklagte filmte seine Schwiegertöchter nackt im Bad

    Françoise P. litt jahrelang an den Folgen der Medikamentenverabreichung und den Vergewaltigungen, ohne sich ihre chronische Müdigkeit und den Gedächtnisverlust erklären zu können. Vier sexuell übertragbare Krankheiten fanden sich in ihrem Körper. Ein Psychiater stellte ein schweres psychisches Trauma bei ihr fest. Sie hat die Scheidung eingereicht.

    Auch seine Schwiegertöchter filmte der Hauptangeklagte heimlich nackt im Badezimmer und verbreitete die Videos online. Von seiner eigenen Tochter, Caroline Darian, tauchten ebenfalls Bilder auf, die sie bewusstlos und in Unterwäsche im Bett zeigten. Darian geht inzwischen offensiv an die Öffentlichkeit, um über das Problem der Medikamentenverabreichung, um Frauen gefügig zu machen, aufzuklären. Sie engagiert sich in einem Opferverein und fordert mehr Hilfsangebote für die Betroffenen.

    Er wollte bei einer Wohnungsbesichtigung eine junge Frau vergewaltigen

    Es gibt noch weitere schwere Vorwürfe gegen Dominique P. Über seine DNA wurde er als Täter des brutalen Angriffs auf eine 23-jährige Immobilienmaklerin im Jahr 1999 überführt. Er gab sich damals unter falschem Namen als interessierter Mieter einer Wohnung aus und versuchte bei der Besichtigung, die junge Frau zu betäuben und zu vergewaltigen. Sie konnte sich in einem Schutzraum einsperren, er floh. Außerdem wird ein weiterer Fall aus dem Jahr 1991 wieder aufgerollt, bei dem der Täter ähnlich vorging. Es handelt sich um den Mord an Sophie Narme, einer 19-jährigen Mitarbeiterin einer Immobilienagentur in Paris, die vergewaltigt und ermordet wurde. Dominique P., zu dieser Zeit selbst Immobilienmakler in der französischen Hauptstadt, gilt als tatverdächtig, bestreitet die Vorwürfe allerdings. Da die DNA-Spuren verloren gingen, konnte ihm die Tat bislang nicht nachgewiesen werden.

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