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Prozess: Blatter und Platini droht Haft - Anklage, Vorwürfe, Verlauf & mögliche Strafe

Gerichtsprozess

Prozess gegen Blatter und Platini: Vernehmung von Blatter verschoben

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    Joseph Blatter (l.) und Michel Platini müssen in der Schweiz wegen Betrug vor Gericht.
    Joseph Blatter (l.) und Michel Platini müssen in der Schweiz wegen Betrug vor Gericht. Foto: picture alliance, dpa (Archivbild)

    Sechs Jahre lang wurde gegen Sepp Blatter und Michel Platini ermittelt, nun hat am Mittwoch in der Schweiz der Prozess gegen den Ex-Fifa-Präsidenten und den Ex-Uefa-Chef begonnen. Am ersten Prozesstag sollte Blatter vernommen werden, doch daraus wurde nichts.

    Erster Tag beim Prozess gegen Blatter und Platini fällt ins Wasser

    Kurz vor dem Prozessauftakt hatte sich Blatter noch gut gelaunt und gelassen gezeigt. "Ich bin guter Laune. Es ist ein sonniger Tag heute im Tessin", sagte er den anwesenden Journalisten. Doch als er im Bundesstrafgericht im schweizerischen Bellinzona Platz genommen hatte, berichtete er über gesundheitliche Probleme.

    "Hohes Gericht, es geht mir nicht gut. Ich habe eine Beschwerde, die wieder zurückkommt, dann kann ich auch nicht richtig atmen. Ich sehe mich nicht in der Lage, zu antworten", verkündete Blatter im Gerichtssaal, woraufhin die Vernehmung verschoben wurde. Blatters Verteidiger Lorenz Erni erklärte, dass sein Mandant an Atemschwierigkeiten und Brustschmerzen leide. Die Vernehmung von Blatter soll nun am Donnerstag stattfinden, an dem auch Platini vernommen werden soll. Den beiden Ex-Funktionären drohen bei dem Prozess Haftstrafen.

    Vorwürfe der Anklage: Blatter und Platini drohen Haftstrafen

    Den Hintergrund des Prozesses stellt eine Zahlung von zwei Millionen Schweizer Franken (etwa 1,92 Millionen Euro) dar, die im Jahr 2011 an Michel Platini geleistet wurde. Es ging dabei angeblich um Beratertätigkeiten, die bereits lange zurücklagen. Seit dem Jahr 2015 verfolgen die Schweizer Behörden die Spur der Zahlung.

    Die Vorwürfe der Anklage gegen Blatter und Platini lauten auf "Betrug", "Fälschung", "Vertrauensmissbrauch" und "pflichtswidriges Management". Blatter soll die Zahlung an Platini durchgewunken haben, obwohl diese unrechtmäßig gewesen sein soll. Bei einer Verurteilung drohen Blatter und Platini bis zu fünf Jahre Haft. Auch eine Geldstrafe ist aber im Bereich des Möglichen.

    Der Prozess ist bis zum 22. Juni angesetzt. Am 8. Juli wollen die drei zuständigen Richter dann ihr Urteil verkünden.

    Die Affäre führte zum Sturz von Blatter und Platini

    Der Prozess ist aus vielen Blickwinkeln brisant. Einen davon stellt die Tatsache dar, dass das Bekanntwerden der Zahlung den Fall von Blatter bedeutete. Der Schweizer war 17 Jahre lang Präsident des Weltfußballverbandes Fifa, doch die Ermittlungen führten zu seiner Absetzung. Gleichzeitig beendeten die Vorwürfe die Kampagne von Platini, der als designierter Nachfolger Blatters galt.

    Zwischen 1998 und 2022 hatten Platini und Blatter einen Beratervertrag. Das war während der ersten Amtszeit Blatters. 1999 wurde dann ein Vertrag geschlossen, der Platini jährlich 300.000 Schweizer Franken zusicherte, die aus der Kasse der Fifa gezahlt wurden. Bei dem Prozess in der Schweiz soll jetzt die langjährige Beziehung zwischen den beiden einst mächtigen Fußball-Funktionären nach und nach aufgerollt werden.

    Die FIFA fordert zwei Millionen Schweizer Franken

    Die Auszahlung der Summe von zwei Millionen Schweizer Franken im Januar 2011 erfolgte lange nach dem Ende der Beratertätigkeit des früheren französischen Fußball-Nationalspielers Platini. Die Anklage behauptet, dass die Summe daher "ohne Grundlage" geflossen sei. Die internen Kontrollen der Fifa seien "arglistig" getäuscht worden. Beide Angeklagten sollen gelogen haben.

    Die Fifa tritt in dem Prozess nun als Zivilklägerin auf und fordert die zwei Millionen Franken zurück. Das Geld solle wie folgt eingesetzt werden: "für den einzigen Zweck, für den es gedacht war: Fußball."

    Platini und Blatter wurden suspendiert

    Blatter und Platini behaupten, dass sie sich anfangs auf ein Jahresgehalt von einer Million Franken für Platini geeinigt hätten - allerdings mündlich und ohne Zeugen. Eine direkte Auszahlung dieser Summe habe dann die Finanzlage der Fifa nicht erlaubt.

    Nach Beginn der Ermittlungen wurden die beiden Beschuldigten 2015 von der Fifa-Ethikkommission suspendiert und für acht Jahre gesperrt. Die Sperren wurden später reduziert, doch Blatter und Platini haben seither keine wichtigen Posten in der Fußballwelt mehr eingenommen.

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