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ProSieben Moderator: Stefan Raab hört auf: Ein Abschied für immer?

ProSieben Moderator

Stefan Raab hört auf: Ein Abschied für immer?

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    Stefan Raab will Ende 2015 seine letzte TV-Show moderieren.
    Stefan Raab will Ende 2015 seine letzte TV-Show moderieren. Foto: Marcus Brandt/Archiv (dpa)

    Stefan Raab hört auf, ein Schock für große Teile der deutschen Fernsehunterhaltung. Mit dem 48-jährigen Metzgersohn aus Köln verschwindet zum Ende des Jahres der wohl einfallsreichste Entertainer aus dem deutschen Fernsehen. Seine Ankündigung, nicht mehr auf dem Bildschirm seinen genialen Ulk zu verbreiten, schlug am Mittwochabend zwar heftig ein, entsprach aber im Grunde genommen einer langfristig angelegten Lebensplanung.

    Stefan Raab in altem Interview: "Mit 50 ist Schluss!"

    In einem kurzen TV-Interview, das vor knapp 20 Jahren entstand, sagte der etwa 30-jährige Raab, damals schon ein Star des Musikfernsehens: "In meiner Anfangszeit bei Viva habe ich mal gesagt, dass ich nicht im Fernsehen alt werden möchte." Er meinte weiter: "Ich möchte nicht meinen Kindern erzählen: "Guck mal, das im TV ist der Papa, der macht da den lustigen Onkel, damit er Euch was zum anziehen kaufen kann.""

    Mit 50 sei spätestens Schluss, prognostizierte der Tausendsassa damals schon, obwohl der größte Sprung seiner Karriere noch bevorstand: der Wechsel zu ProSieben, die Ideen für viele neue Fernsehshows, die Gründung einer eigenen TV-Produktionsfirma in Zusammenarbeit mit dem Kölner Unternehmen Brainpool. Das machte Raab nicht nur zum Bildschirmstar. Er wurde mit all den TV-Formaten aus seiner Ideenschmiede ein international erfolgreicher Geschäftsmann.

    Stefan Raab hört auf: Ein Abschied für immer? 

    Kerkeling, Schmidt, Gottschalk, Jauch und jetzt: der Raabinator

    Raab reiht sich ein in eine ganze Generation von Bildschirm-Stars, die sich zurückzieht. Hape Kerkeling, mittlerweile 50 Jahre alt, hat schon vor längerem erklärt, nicht mehr für die große Bühne zur Verfügung zu stehen. Harald Schmidt, 57 Jahre, das deutsche Late-Night-Aushängeschild der 90er Jahre und zu Beginn des neuen Jahrhunderts, wanderte von Sender zu Sender, bis er alle Zuschauer verlor. Thomas Gottschalk (65) hat "Wetten, dass..?" längst abgelegt, und auch Günther Jauch (58) hat mit dem jüngst avisierten Abschied vom ARD-Polittalk einen kleinen Schritt zurückgetan.

    Die Karriere von Stefan Raab

    Von 1993 bis 1998 moderierte Stefan Hab die Nonsens-Talkshow "Vivasion" beim Musiksender Viva.

    Seine Sendung "TV total" wird seit 1999 auf ProSieben ausgestrahlt. In der langlebigsten Late-Night-Show Deutschlands kommentiert Spaßmacher Raab ironisch das Tagesgeschehen und veralbert seine Studiogäste.

    In unreggelmäßigen Abständen veranstaltet Raab TV-Events wie die "Wok WM" (seit 2003), das "TV-total Turmspringen" (seit 2004) oder die "Stock Car Crash Challenge" (seit 2005).

    2005 ruft Raab den Bundesvision Song Contest ins Leben.

    Seit 2006 läuft die Samstagabend-Show "Schlag den Raab", in der ein Kandidat bei verschiedenen Spielen gegen den Entertainer antritt und 500 000 Euro, manchmal auch eine Million oder mehr gewinnen kann.

    2010 veranstaltet Raab die Castingshow "Unser Star für Oslo". Deutsche Teilnehmerin beim Eurovision Song Contest wird Lena Meyer-Landrut. Sie gewinnt den ESC.

    Seit 2012 ist Raab auch bei der Politshow "Absolute Mehrheit - Meinung muss sich wieder lohnen" mit von der Partie. 2013 war Raab einer von vier Moderatoren im Fernsehduell zur Bundestagswahl mit Kanzlerin Angela Merkel und SPD-Herausforderer Peer Steinbrück.

    Was den "Raabinator" zu seinem Schritt wirklich bewegt, lässt er im Unklaren. "Ich habe mich entschlossen, zum Ende dieses Jahres meine Fernsehschuhe an den Nagel zu hängen", zitierte ihn sein Sender, dem er 16 Jahre fest verbunden war. "ProSieben hat mir eine mehrjährige Vertragsverlängerung angeboten. Das hat mich sehr geehrt. Dennoch habe ich meine Entscheidung nach reiflicher Überlegung und mit Überzeugung getroffen."

    Hatte Stefan Raab Ärger mit ProSieben?

    Zuletzt soll es jedoch im Verhältnis zwischen ProSieben und Raab geknirscht haben. Der Sender hatte im Juli vergangenen Jahres bei der Jahresprogrammpressekonferenz in Hamburg ein neues Showformat mit Raab in Aussicht gestellt. Doch daraus wurde nichts. Dann wurde seine Show "Schlag den Raab" im Frühjahr "aus produktionstechnischen" Gründen einmal verschoben, auch hier kochten Gerüchte um Spannungen hoch. 

    Schließlich wurde er mit dem privaten Marktführer RTL in Verbindung gebracht, der eine neue Show im Stil von "Wetten, dass..?" plant. "Eine Zusammenarbeit mit Stefan Raab ist derzeit bei uns kein Thema", wehrte ein Sprecher auch am Donnerstag ab. Doch ein kleines Fragezeichen bleibt:

    Entertainer ist auch als Produzent erfolgreich

    Um den "King of Kotelett" muss sich niemand Gedanken machen. Er hat mit Sicherheit etwas beiseitegelegt. Als Produzent dürfte er auch erfolgreich bleiben. Auch dem Konzern ProSiebenSat.1 geht es gut. Doch nach Raabs Abgang klaffen riesige Lücken. Nicht nur die ellenlangen Samstagabendshows müssen ersetzt werden, vor allem auch die werktägliche Show "TV total" hinterlässt ein Loch im Programm. Wie wird das gestopft? "Samstags werden weiter Shows laufen", versicherte ein ProSieben-Sprecher am Donnerstag. Und sonst? Am 7. Juli will der Sender auf seiner Jahrespräsentation Lösungen nennen.

    Fest steht: Einen Genius wie den Grimme-Preisträger Raab gibt es kein zweites Mal. Die jüngeren ProSieben-Gesichter Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf können ihn nicht ersetzen. Dasselbe gilt für Palina Rojinski und Neuzugang Lena Gercke. Sie können Raab nicht das Wasser reichen. Klar ist: Stefan Raabs Abgang vom Bildschirm ist ein schmerzlicher Verlust für Deutschlands Fernsehlandschaft. dpa

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