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Prinz Harry: Sein Kampf gegen die Boulevardpresse

Royals

Harrys Kampf gegen die Klatschpresse

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    Prinz Harry im vergangenen Jahr bei einem Gerichtstermin: Er ging gegen den Verlag Mirror Group Newspapers vor.
    Prinz Harry im vergangenen Jahr bei einem Gerichtstermin: Er ging gegen den Verlag Mirror Group Newspapers vor. Foto: Victoria Jones, PA Wire/dpa

    Über seine royale Familie verliert Prinz Harry wenige Worte, nachdem er neben der Journalistin Rebecca Barry auf einem Sofa Platz genommen hat. Sein an Krebs erkrankter Vater, König Charles III.? Seine kranke Schwägerin Prinzessin Catherine? Sie sind nur am Rande Thema. Sein Fokus ist ein anderer: Es geht um seinen Feldzug gegen die britische Regenbogenpresse. Ein Kampf, für den wohl niemand besser gewappnet sei als er selbst, sagt er in einer einstündigen Doku des britischen Senders ITV, die gerade Schlagzeilen macht.

    Neben Harry kommen im Film „Tabloids on Trial“ – „Boulevardpresse vor Gericht” –, der am späten Donnerstagabend im Königreich ausgestrahlt wurde, auch der britische Schauspieler Hugh Grant und der ehemalige Labour-Premier Gordon Brown zu Wort. Sie alle waren abgehört, verfolgt und beschattet worden.

    „Jedem zu misstrauen, der einen umgibt – das ist beschissen“, sagt Prinz Harry

    Die TV-Doku beginnt mit einem Durchbruch für die Opfer: Ein britisches Zivilgericht stellt im Dezember vergangenen Jahres fest, dass das Telefon von Prinz Harry im Auftrag der „Mirror Group Newspapers“, zu der die Zeitung Daily Mirror gehört, gehackt wurde. 15 der 33 Artikel, die im Rahmen der Klage des Prinzen verhandelt wurden, seien das Ergebnis von Telefon-Hacking oder anderer rechtswidriger Informationsbeschaffungen gewesen. Darunter ein Bericht aus dem Jahr 2002 mit dem Titel „Harry nahm Drogen“. Die Story: Der Prinz soll mit Freunden in einem Pub Haschisch geraucht haben. „So jung zu sein und unter dauernder Beobachtung zu stehen und jedem zu misstrauen, der einen umgibt – das ist beschissen“, sagt der 39-Jährige dazu. Ihm wurde später Schadenersatz in Höhe von umgerechnet mehr als 160.000 Euro zugesprochen.

    Die Anfänge der Verfolgung durch den Mirror und andere Blätter reichen weit zurück. Spätestens seit den 1990er-Jahren wurden Prominente, aber auch Menschen, die unfreiwillig im Licht der Öffentlichkeit standen, bespitzelt. „Es gab Wanzen und Mikrofone in meinem Auto“, erzählt Schauspieler Hugh Grant. Krankenakten seien gestohlen worden, am vielleicht „spektakulärsten” sei jedoch der Einbruch in seine Wohnung und sein Büro gewesen. Grant hat eine Klage gegen den Herausgeber der Sun vor dem Obersten Gerichtshof gegen eine „enorme Summe“ beigelegt. Er deutet die Zahlung als Schuldeingeständnis.

    Harry sieht seine Mutter Diana als erstes Opfer von Hacking

    Eine ernsthafte Aufarbeitung der Machenschaften der Klatschpresse hatte erst 2011 begonnen. Damals führten Telefonhacks zur Einstellung der Boulevardzeitung News of the World des Medienmoguls Rupert Murdoch. Journalisten hatten sich Zugang zur Mailbox der 2002 ermordeten Teenagerin Milly Dowler verschafft und deren Eltern falsche Hoffnungen gemacht, sie sei vielleicht noch am Leben. Führende Redakteure wurden angeklagt, nur wenige verurteilt. Und das, obwohl das Abhören von Mobiltelefonen quasi im industriellen Maßstab betrieben worden sei, wie ein früherer Mitarbeiter berichtete. Ex-Premier Gordon Brown fordert deshalb, dass die Metropolitan Police die Ermittlungen wieder aufnimmt: „Für mich ist klar, dass man uns nicht die ganze Wahrheit gesagt hat.“

    Für Harry, der seine Mutter Diana als erstes Opfer von Hacking bezeichnet und sich seit Jahren von der Presse verfolgt fühlt, ist der Kampf nicht zu Ende. In zwei weiteren Fällen, die die Eigentümer der Sun und der Daily Mail betreffen, sind die Verfahren bisher nicht abgeschlossen.

    Die „Daily Mail“ kritisiert ihn scharf für seine neuen Aussagen

    Vor vier Jahren sagte sich Harry mit seiner Frau Herzogin Meghan von seinen Pflichten im Königshaus los. Die beiden leben mit ihren zwei Kindern in den USA. Der Umgang der Boulevardmedien mit Meghan galt als ein Grund für den Rückzug. Es hatte Drohungen gegen sie gegeben. „Es ist noch immer gefährlich“, sagt Harry. Alles, was es brauche, sei ein Einzeltäter – eine Person, die dieses Zeug lese – etwa mit einem Messer oder Säure. „Das ist einer der Gründe, warum ich meine Frau nicht zurückbringen werde in dieses Land.“

    Als ihn die Journalistin fragt, ob die Krebserkrankungen seines Vaters und seiner Schwägerin Prinzessin Kate eine Erinnerung seien, dass das Leben kurz und es solche Rechtsstreitigkeiten vielleicht nicht wert seien, antwortet er, das seien zwei verschiedene Dinge. Ob sein juristischer Feldzug die Beziehung zur Familie zerstört habe, die sich öffentlich an die Devise hält „Never complain, never explain“ (“Niemals beschweren, niemals erklären“)? Es sei sicherlich ein zentraler Teil, antwortet Harry. Alles, was er über seine Familie sage, führe zu Missbrauch in der Presse. Harsche Kritik daran kommt prompt: Die Daily Mail befindet, er habe damit seine bisher „unverschämteste und scheinheiligste Behauptung“ aufgestellt. (mit dpa)

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