Augsburg (epo). Wim Thoelke bekam ihn schon und auch Ottfried Fischer, Helmut Kohl und Jürgen Möllemann durften ihr Wohnzimmer mit diesem Preis schmücken. Doch diese Nominierung wird nicht ersehnt, sondern gefürchtet: Die Rede ist vom "Preis der beleidigten Zuschauer". Wer macht in diesem Jahr das Rennen?
Entspannt sitzt der geschaffte Zuschauer vor dem Fernseher, doch statt intelligent unterhalten zu werden, werden ihm Lügen aufgetischt, wird er beleidigt oder dumme Sprüche geklopft. Dem will das Netzwerk kritischer Fernsehzuschauer seit 18 Jahren Einhalt gebieten. Statt zur Fernbedienung zu greifen und umzuschalten, können die Zuschauer ihre Stimme erheben und die größte Unverschämtheit des Jahres küren. Das Netzwerk kritischer Fernsehzuschauer klagt mit ihrem Preis den "schon alltäglich gewordenen Verlust menschlicher Umgangsformen im Verhältnis der Fernsehmacher zu ihrem Publikum" an.
Ob die Nominierung am Verhalten des Prominenten etwas ändert, ist jedoch fraglich, nur Karl Dall und die Macher der Sendung mit der Maus haben es bisher gewagt, den Preis in Empfang zu nehmen.
Bis zum 21. September können kritische Zuschauer über die unverschämtesten Sprüche oder das dreisteste Verhalten der Promis abstimmen. Zur Auswahl stehen beispielsweise:
Thomas Gottschalk: In seiner Show "Wetten, dass..?" beleidigte er Hartz-IV Empfänger. Bei einer Wette wollte ein Kandidat sich auf Bierdosen in die Höhe stapeln. Gottschalk kommentierte dies mit den Worten: "Bierdosen sind doch Hartz-IV-Stelzen..."
Dieter Bohlen: Bei "Deutschland sucht den Superstar" (RTL) hetzte er über die Bewerber. "Du klingst, als ob du eine Klobürste im Arsch hättest."/ "Du bist eine von diesen Kakerlaken-ins-Koma-Sängerinnen."/ "Wenn ich Heinz in den Sack schieße, singt der besser."/ "Wenn man deine Stimmbänder in Säure schmeissen würde, wäre das ein gelöstes Problem."
ZDF-Slogan: Der Slogan des ZDFs "mit dem Zweiten (Auge) sieht man besser", geht einigen Zuschauern zunehmend auf den Senkel. Sie begründen ihre Wahl, damit, dass wer nur noch mit einem Auge sieht oder sogar ganz blind ist, mit Sicherheit nicht 15 Mal am Abend an seine Behinderung erinnert werden will.
Tom Gerhardt: Nicht gerade als Sylt-Fan outete sich der Comedian. In der "Kölnischen Rundschau" sagte er: "Sylt wäre kein großer Verlust. Die Insel bröckelt sowieso schon ab."
Helmut Schmidt: Dem früheren Bundeskanzler wird sein Laster angekreidet: Er qualmt manchen Zuschauern einfach zu viel. Ob seine Popularität jedoch so groß ist, dass er Jugendliche zu Raucher-Junkies macht (so die Begründung), muss wohl jeder selbst entscheiden.
Die unterschiedlichsten prominenten Medienfehltritte haben den Preis in den letzten Jahren bekommen: Während Fürstin Gloria von Thurn und Taxis ihre Nominierung für den rassistisch Satz: "Der Schwarze schnackselt gern" bekam - die fürstliche Begründung für die zunehmende Zahl der AIDS-Opfer in Afrika - wurden ARD und ZDF schon für ihren Slogan "Bei uns sitzen Sie in der ersten Reihe" abgewatscht.
Gewinnen können die Promis für ihre "Leistungen" übrigens einen glubschäugigen Fisch, der sein Maul weit aufreißt und in dessen knallbuntem Körper viele kleine Glühbirnen stecken. Aber nicht zu Hause verschlampen, denn im nächsten Jahr wird er an einen neuen Gewinner weitergegeben!
Abstimmen können Sie unter www.telekwatsch.de