In Deutschland hat laut dem Diabetesinformationsportal diabinfo.de jede fünfte erwachsene Person Prädiabetes. Doch was bedeutet das eigentlich? Zählt Prädiabetes bereits zu den Diabetes-Typen und ist man damit schon offiziell an Diabetes erkrankt und müsste sich Insulin spritzen? Wir klären in diesem Artikel die wichtigsten Fragen zum Thema Prädiabetes und liefern Ihnen eine Übersicht.
Übrigens: Viele Menschen wissen nicht, dass Typ-2-Diabetes als potenziell heilbar gilt. Dies geht aus diversen Studien hervor - unter anderem der britischen DiRECT-Studie von 2017.
Prädiabetes: Was ist das und welche Symptome gibt es?
Prädiabetes ist ein Gesundheitszustand, der als Vorstufe des Typ-2-Diabetes angesehen wird. Es ist gekennzeichnet durch Blutzuckerwerte, die höher als normal, aber noch nicht hoch genug sind, um als Diabetes klassifiziert zu werden. Prädiabetes kann durch eine Kombination von genetischen Faktoren, ungünstiger Ernährung und Lebensstil verursacht werden. Zu den Risikofaktoren gehören Übergewicht, Adipositas, familiäre Vorbelastung, ungesunde Ernährung, geringe körperliche Aktivität, Schlafapnoe, Rauchen und fortgeschrittenes Alter, heißt es auf diabinfo.de.
Prädiabetes macht sich im Alltag in der Regel nicht bemerkbar und wird daher häufig erst bei einer Blutuntersuchung im Rahmen eines Routine-Checks entdeckt. Dennoch gibt es laut der AOK einige mögliche Anzeichen, die auf Prädiabetes hinweisen können, darunter:
- Erhöhter Durst und häufiges Wasserlassen
- Verstärkter Hunger
- Häufige Müdigkeit
- Verschwommenes Sehen
- Taubheit
- Neigung zu bakteriellen Infektionen und Pilzinfektionen
- Kribbelnde Schmerzen in Händen oder Füßen
- Müdigkeit und geringe Belastbarkeit
- Verdunkelungen der Haut an bestimmten Körperstellen
Auf diabinfo.de wird allerdings darauf hingewiesen, dass diese Symptome nicht eindeutig oder verlässlich auftreten und die meisten Menschen mit Prädiabetes zunächst keine Symptome spüren.
Prädiabetes ähnelt dabei den Anzeichen von Typ-1-Diabetes und auch denen von Typ-2-Diabetes. Die beiden Diabetes-Formen unterscheiden sich im Übrigen deutlich voneinander, können allerdings auch gemeinsam als "Double Diabetes" auftreten.
Prädiabetes: So wird über den Test eine Diagnose gestellt
Um Prädiabetes zu testen und eine Diagnose zu stellen, können verschiedene Blutuntersuchungen durchgeführt werden. Dazu gehören laut diabinfo.de:
- Nüchternblutzucker-Test: Dabei wird der Blutzuckerspiegel nach einer mindestens 8-stündigen Fastenperiode gemessen. Ein Wert zwischen 100 und 125 mg/dl (5,6 bis 6,9 mmol/l) weist auf Prädiabetes hin.
- Oraler Glukosetoleranztest (oGTT): Nach einer Nüchternperiode wird eine Glukoselösung getrunken, und der Blutzuckerspiegel wird nach zwei Stunden erneut gemessen. Ein Wert zwischen 140 und 199 mg/dl (7,8 bis 11,0 mmol/l) weist auf Prädiabetes hin.
- HbA1c-Test (Langzeitzuckerwert): Dieser Test misst den durchschnittlichen Blutzuckerspiegel der letzten zwei bis drei Monate. Ein Wert zwischen 5,7 und 6,4 Prozent (39 bis 47 mmol/mol) deutet auf Prädiabetes hin.
Ein Diabetes-Selbsttest für zu Hause kann auf Prädiabetes hingegen nicht hinweisen. Auch um eine Diabetes-Erkrankung festzustellen, gibt es bestimmte Schwellenwerte des Blutzuckerspiegels.
Risikofaktoren und Prävention - Prädiabetes verhindern
Die oben genannten Risikofaktoren, wie Übergewicht und Adipositas sowie eine ungesunde und zuckerreiche Ernährung, geringe körperliche Aktivität aber auch genetische Veranlagung und fortgeschrittenes Alter (über 45 Jahre) können einen Prädiabetes - und damit auch die Entstehung von Diabetes mellitus - begünstigen. Prädiabetes kann zu schwerwiegenden Komplikationen im Zusammenhang mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Nierenerkrankungen, Demenz, Krebs und einer höheren Sterblichkeitsrate führen, wie das Deutsche Diabetes Zentrum auf seiner Website warnt. Menschen mit Prädiabetes haben zudem ein erhöhtes Risiko, in Zukunft an Typ-2-Diabetes zu erkranken.
Dennoch ist Prädiabetes bei rechtzeitiger Erkennung und entsprechenden Gegenmaßnahmen oft reversibel. Eine Gewichtsabnahme von fünf bis zehn Prozent und eine Anpassung des Lebensstils, insbesondere durch ausgewogene Ernährung und regelmäßige Bewegung, könnten dazu beitragen, den Zuckerstoffwechsel zu verbessern und das Risiko, an Diabetes Typ 2 zu erkranken, zu verringern, schreibt der NDR in seinem Gesundheitsratgeber.
Prädiabetes: Grundlagen der Ernährung
Bei Prädiabetes ist eine ausgewogene Ernährung ein wichtiger Bestandteil der Behandlung. Einige Ernährungstipps, die dabei helfen können, den Blutzuckerspiegel zu regulieren und die Entwicklung von Diabetes Typ 2 zu verhindern, sind laut der AOK:
- Regelmäßige Mahlzeiten: Es wird empfohlen, alle drei bis sechs Stunden etwas zu essen, um den Blutzuckerspiegel stabil zu halten.
- Ausgewogene Mahlzeiten: Eine ausgewogene Ernährung mit einem angemessenen Verhältnis von Kohlenhydraten, Proteinen und gesunden Fetten kann dazu beitragen, den Blutzuckerspiegel zu regulieren.
- Frühe größere Mahlzeiten: Größere Mahlzeiten sollten vorzugsweise am Anfang des Tages eingenommen werden, um dem Körper ausreichend Zeit zur Verarbeitung zu geben.
- Reduzierter Zuckerkonsum: Die Reduzierung des Konsums von zuckerhaltigen Lebensmitteln und Getränken kann helfen, den Blutzuckerspiegel zu kontrollieren.
- Gewichtsreduktion: Eine moderate Gewichtsabnahme kann dazu beitragen, den Blutzuckerspiegel zu senken und die Empfindlichkeit für Insulin zu verbessern.
Sind bei Prädiabetes Medikamente notwendig?
Bei Prädiabetes ist eine gesunde Lebensweise in der Regel die erste Maßnahme. In einigen Fällen kann jedoch die Einnahme von Medikamenten in Betracht gezogen werden, insbesondere wenn Lebensstiländerungen allein nicht ausreichen, um den Blutzuckerspiegel zu kontrollieren. Zu den in Präventionsstudien eingesetzten Medikamenten zählen vor allem Metformin, Pioglitazon und Orlistat, erklärt die Österreichische Ärztezeitung.
Gelingt es, den Blutzuckerspiegel zu normalisieren, kann die Entwicklung von Typ-2-Diabetes verhindert werden. Im Gegensatz zu einem voll ausgebildeten Diabetes ist Prädiabetes damit noch umkehrbar.