Insgesamt vier Runden haben die Gewerkschaft Verdi und die Deutsche Post miteinander verhandelt. Jetzt haben sich beide Seiten geeinigt. Das haben sowohl Verdi als auch der Brief- und Paketzusteller bestätigt. Nach mehreren Warnstreiks sowie "extrem schwierigen Verhandlungen", wie die Deutsche Post mitteilte, wird es für die rund 160.000 Beschäftigten des Unternehmens Sonderzahlungen sowie mehr Lohn geben. Wie das Angebot der Deutschen Post genau aussieht, was Verdi zu Verhandlungsbeginn gefordert hatte und ob weitere Streiks jetzt ausgeschlossen sind, lesen Sie hier.
Verhandlungen beendet: Worauf haben sich Deutsche Post und Verdi geeinigt?
Der neue Tarifvertrag sieht laut Verdi eine Laufzeit von 24 Monaten vor und soll bis 31. Dezember 2024 gelten. Das Angebot der Deutschen Post, das zur Einigung geführt hat, sieht eine durchschnittliche Tariferhöhung für alle Beschäftigten der verschiedenen Entgeltgruppen von etwa 11,5 Prozent vor.
Konkret sollen die rund 160.000 Tarifbeschäftigten sowie Auszubildenden und dual Studierenden laut Verdi im April 2023 eine steuer- und abgabefreie Einmalzahlung in Höhe von 1020 Euro als Inflationsausgleich erhalten. Zusätzlich sollen sie von Mai 2023 bis März 2024 monatlich weitere Sonderzahlungen in Höhe von 180 Euro erhalten, die ebenfalls steuer- und abgabefrei sind. Ab April 2024 wird das monatliche Gehalt der Tarifbeschäftigten über alle Entgeltgruppen um 340 Euro erhöht. In den unteren drei Entgeltgruppen entspricht den Gewerkschaftsangaben zufolge 16,1 bis 11 Prozent mehr Lohn. Laut der Deutschen Post steigen die Gehälter in den unteren Einkommensgruppen damit in der Spitze um mehr als 20 Prozent für Paketsortierer und 18 Prozent für Zustellerinnen und Zusteller.
Der neue Tarifvertrag sieht weiterhin vor, dass neu eingestellte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Deutschen Post bereits 30 Tage nach Beginn ihrer Tätigkeit einen Anspruch auf ein 13. Monatsgehalt haben. Bislang war das laut Verdi erst nach einem Jahr der Fall.
Auch für Beamtinnen und Beamte ändert sich etwas. Die sogenannte Postzulage, die laut der Deutschen Post zum 31. Dezember 2022 ausgelaufen war, wird nun mit der Einigung bis zum 31. Dezember 2024 fortgeschrieben.
Verhandlungen mit der Deutschen Post: Was hatte Verdi gefordert?
Zu Beginn der Tarifverhandlungen hatte Verdi 15 Prozent mehr Lohn für Beschäftigte der Deutschen Post gefordert. Zudem sollte das Gehalt von Auszubildenden und dual Studierenden um 200 Euro pro Monat erhöht werden. Grund für die hohe Forderung waren den Angaben der Gewerkschaft zufolge vor allem die durch die Inflation stark gestiegenen Kosten. Was Angestellte des Brief- und Paketzustellers bisher verdient haben, kann der Entgelttabelle entnommen werden.
Die Deutsche Post hatte diese Forderungen anfangs als zu unrealistisch abgelehnt. Zur Einigung teilte Post-Vorstand Thomas Ogilvie nun mit: "Wir sind im Interesse unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, aber auch unserer Kunden über unsere finanzielle Schmerzgrenze hinaus gegangen. Wichtig ist, dass wir längere Streiks zu Lasten unserer Kunden und des Unternehmens vermeiden konnten."
Tarifeinigung: Könnte es noch zu weiteren Streiks kommen?
Der Tarifkonflikt zwischen der Gewerkschaft Verdi und der Deutschen Post konnte vorerst beigelegt werden. Allerdings heißt das noch nicht automatisch, dass die Verhandlungen abgeschlossen und weitere Streiks unmöglich sind.
Wie Deutschlandfunk berichtet, werden die Verdi-Mitglieder bei der Deutschen Post nun in einer weiteren Urabstimmung über das Verhandlungsergebnis abstimmen. Verdi hat eine Empfehlung ausgesprochen, das vorliegende Angebot anzunehmen. Aber: Erst nach der Urabstimmung kann der neue Tarifvertrag geschlossen werden.
Theoretisch sind weitere Streiks aktuell also noch möglich. Dass es wirklich dazu kommt, ist aber unwahrscheinlich. Medien wie tagesschau.de und Deutschlandfunk berichten daher, dass mit der Einigung zwischen der Deutschen Post und Verdi ein unbefristeter Streik "voraussichtlich" abgewendet wurde. Für diese Maßnahme im Tarifkonflikt hatten sich zuvor bei einer Urabstimmung 85,9 Prozent der Gewerkschaftsmitglieder bei der Deutschen Post ausgesprochen.